Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Hose. Vorsichtig drückte er es auf die Platzwunde.
»Du bist hier«, flüsterte ich und lächelte meinen Vater glücklich an.
»Natürlich bin ich hier«, erwiderte er. »Ich lasse doch nicht zu, dass meiner Kleinen etwas zustößt«, fügte er hinzu. Als ich aufsah, erkannte ich Balthasar, der locker an der Mauer lehnte und mich angrinste.
»Du siehst aus als hätte dir jemand ein Hühnerei auf die Stirn geklebt«, stellte er lachend fest.
»Du kannst mich mal«, knurrte ich, musste schließlich aber auch lachen. Hastig sah ich mich um. »Wo ist Vasili?« James deutete in die Richtung hinter mir.
»Er räumt auf«, erklärte er. Dann sah er mich eindringlich an. »Wie geht es dir?« Ich überlegte kurz.
»Eigentlich ganz gut. Mein Schädel hämmert zwar wie verrückt, aber mit ein paar Aspirin sollte ich das in den Griff bekommen«, antwortete ich. James nickte und bat dann meinen Vater, das Taschentuch wegzunehmen, das dieser noch immer auf meine Platzwunde presste. Anschließend besah sich James meine Verletzung.
»Ich werde sie jetzt schließen«, informierte er mich und strich sanft mit der Zunge über die Wunde.
Kapitel 15
Sonntag, 21:50 Uhr. Verbleibende Zeit: 5 Tage, 1 Stunde und 40 Minuten.
Obwohl ich James etliche Male versichert hatte, dass es mir gut ging, hatte er darauf bestanden, mich zuerst in ein Hotel zu bringen. Irgendwann hatte ich resigniert aufgegeben und ihm zugestimmt. Natürlich hatte ich unzählige Fragen an meinen Vater. Doch bevor ich all diese Fragen stellen konnte, hatte er mir erklärt, was geschehen war.
Mein Vater war zusammen mit den anderen vier Schattenwächtern unterwegs gewesen, als alle fünf von der Trinität zurückbeordert wurden. Die drei Schwestern hatten anscheinend erfahren, dass irgendjemand versuchte, einen neuen Blutrubin zu erschaffen und waren darüber sehr beunruhigt. Sie hatten sogar soviel Angst, dass sie alle fünf Schattenwächter in Gewahrsam nahmen. Dabei handelte es sich nicht um einen Kerker oder dergleichen, sondern um einen Ort, an den man alle Fünf verbannte.
Die Schwestern waren der Meinung, nur so sei gewährleistet, dass niemand an das Blut der Wächter gelangen konnte. Die Schattenwächter waren über diese Art der Behandlung erzürnt und fanden schließlich einen Weg, sich von dem Bann zu lösen und zu fliehen.
Sie wollten den Gerüchten selbst nachgehen und die Schuldigen zur Strecke bringen, schließlich war das ihre Aufgabe. Deshalb machten sie sich getrennt auf die Suche, wie mein Vater erklärte.
Als drei von ihnen nicht zum vereinbarten Treffpunkt zurückkamen, wurde schnell klar, dass etwas nicht stimmte. Zusammen mit Sabador, dem Wächter der ein großer Heiler war, verfolgte mein Vater die Spur der verschwundenen Schattenwächter. Doch sie gerieten in einen Hinterhalt und wurden beide von Ubour gefangen genommen.
Mit hängenden Schultern hatte er erzählt, dass man ihnen als erstes Blut abgenommen hatte. Nachdem dies geschehen war, wollte man sie in einen magisch versiegelten Raum sperren, in dem sich auch die restlichen Schattenwächter befanden. Als mein Vater das Licht heraufbeschwor, um die Ubour zu vernichten und dadurch zu ermöglichen, mit seinen Freunden zu fliehen, musste er feststellen, dass die Ubour dagegen immun waren. Aber auch wenn das Licht ihnen nichts anhaben konnte, so herrschte doch für einen Augenblick helle Aufregung unter den dunkeläugigen Kreaturen. Diesen Moment nutzte mein Vater und floh.
Er tat es nur widerwillig, denn er wollte seine Freunde nicht zurücklassen, doch er sah keinen anderen Ausweg. Nachdem ihm die Flucht gelungen war, machte er sich umgehend auf den Weg zur Burg, um die Bruderschaft zu informieren und um Hilfe zu bitten.
Dort traf er auf Sille, die ihm sofort von unserem Ausflug nach Canterbury erzählte. Sie rief James an und er teilte ihr mit, wo genau er sich befand. Da ein Schattenwächter den großen Vorteil hatte, sich innerhalb von Sekunden an jedem beliebigen Ort materialisieren zu können, erschien mein Vater nur einen Wimpernschlag später im Pub. Er erkannte gleich, dass etwas nicht stimmte, denn alle drei Vampire liefen, wie wild gewordene Tiere an den Fenstern und Türen entlang und sahen immer wieder mit verzweifelten Mienen nach draußen.
James erklärte ihm in wenigen Worten, dass ich nur kurz im Garten der Abtei nach dem Rechten sehen wollte und schon längst zurück sein müsste. Kurzerhand gab er den drei Vampiren von seinem Blut und
Weitere Kostenlose Bücher