Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
wanderte weiter zum Rand der kleinen Lichtung. Ich zählte mindestens zehn Ubour und fünf Hexen, die in angemessenem Abstand um das Feuer standen und alle zu Evelyn sahen.
James stieß mich sanft in die Seite. Als ich aufsah, deutete er zum linken Rand der Lichtung. Zuerst wusste ich nicht, was er meinte, doch dann wanderte mein Blick etwas tiefer in den Wald und ich entdeckte die vier Schattenwächter, die an einen Baum gefesselt waren. Sie schienen kaum bei Bewusstsein und ihre Köpfe hingen schlaff nach unten. Zwei Ubour standen in ihrer Nähe und bewachten sie.
Ich fragte mich, warum Evelyn ihre Gefangenen dort untergebracht hatte, denn wenn ich es richtig einschätzte, war diese Stelle von der Lichtung aus nicht zu erkennen.
»Ihr bleibt hier und rührt euch nicht«, flüsterte James. Im nächsten Augenblick waren er, Evan und mein Vater verschwunden. Ich musste nicht fragen, was sie vorhatten.
Kurz darauf konnte ich beobachten, wie die beiden Ubour-Wachen lautlos überwältigt wurden und Evan zur gleichen Zeit die Fesseln der Gefangenen löste. Keine Minute später kamen die Schattenwächter, von den Vampiren und meinem Vater gestützt, auf uns zu. Jetzt, wo ich sie aus der Nähe betrachten konnte, sah ich wie mitgenommen sie waren. Alle vier waren kreidebleich, was mich zu der Annahme brachte, dass Evelyn ihnen Unmengen von Blut abgenommen hatte.
Jäh richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Lichtung, als ein lauter Knall den Boden unter uns erzittern ließ. Ganz vorsichtig traten wir noch ein Stück näher heran, bis uns nur noch zwei Reihen Bäume von dem Geschehen trennten.
Sille schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund und der Blick meines Vaters verdüsterte sich, als wir die Trinität registrierten, die sich nur wenige Meter neben Evelyn, unter lautem Knallen, materialisiert hatte. Die drei Schwestern standen Evelyn gegenüber, die jetzt noch näher an den blau schimmernden Felsen getreten war.
»Wir sind hier um dich an dein Versprechen zu erinnern«, erklärte eine von ihnen. Ich musste kurz nachdenken, dann war ich mir sicher, dass es sich um Borbeth handelte.
»Händige uns den Blutrubin und die Schattenwächter aus und wir werden dir im Gegenzug deine Schönheit und Kimberly zurückgeben, so wie ausgemacht«, sagte Wilbeth. Die drei Schwestern waren nur schwer zu unterscheiden, da jede von ihnen ein dunkles, wallendes Gewand trug und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte.
»Vielleicht bin ich an unserem Deal nicht mehr interessiert«, entgegnete Evelyn eiskalt und ließ den Blutrubin dabei geschickt von einer Hand in die andere gleiten.
»Was willst du damit sagen?«, herrschte Ambeth sie an, die ihre Stimme nur schwer im Zaum halten konnte. Evelyn sah gespielt nachdenklich auf den Stein in ihrer Hand, dann hob sie den Kopf und reckte das Kinn nach vorn.
»Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee ist, Kimberly zurückzuholen. Außerdem bin ich der Meinung, dass die Quelle des Bösen um einiges mächtiger ist als ihr. Dementsprechend größer wird auch meine Belohnung ausfallen, wenn ich sie von dem Fluch befreie«, verriet sie.
»Das wagst du nicht«, schrie Borbeth und trat einen Schritt nach vorn. Evelyn streckte den Arm aus und hielt den Blutrubin direkt über den Fels.
»Tztztz … ich an eurer Stelle würde keine so hektischen Bewegungen machen. Ich könnte mich erschrecken und den Stein auf den Felsen fallen lassen«, informierte sie die Schwestern. Sofort trat Borbeth zurück.
»Was willst du von uns? Bist du auf einen neuen Handel aus? Nur zu, wir sind ganz Ohr«, sagte Wilbeth jetzt in einem sehr versöhnlichen Tonfall. Aufmerksam wanderte mein Blick über die anwesenden Ubour und Hexen, die alle sehr angespannt wirkten. Plötzlich erkannte ich Aiden, der am gegenüberliegenden Rand der Lichtung stand.
Er beobachtete die Szene vor sich und wirkte dabei unendlich traurig. Auch wenn er mich verraten hatte, so empfand ich doch eine tiefe Zuneigung für den Vampir, der fast wie ein Bruder für mich war. Es tat mir weh ihn dort bei unseren Feinden stehen zu sehen. Ob er bereute, was er getan hatte?
Ein Rascheln hinter mir ließ mich herumwirbeln. Ich traute meinen Augen kaum, als ich Baobhan Shin und Robert erkannte, die lautlos auf mich zukamen.
»Woher wusstet ihr, wo ihr uns finden würdet?«, fragte James leise. Bei dieser Frage verzog die Seherin kopfschüttelnd das Gesicht.
»Du solltest doch mittlerweile begriffen haben, dass mir andere
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