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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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Prinzen
befreien. Hatte sich zum Glück alles geändert. Heute dürfen Frauen so gut wie
alles: Im Krieg an die vorderste Front, sich in Käfigkämpfen blutig prügeln, Prinzen
befreien. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.
    Sie warf einen Blick zum Kellerfenster, das
ein schmales Rechteck knapp über dem Boden war, mehr eine langgezogene Luke
denn ein Fenster. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte sie ein
schreckliches Gebrüll gehört, das aus dem Keller aufgeklungen war. Sie hatte an
der Tür gestanden und Sturm geklingelt, und plötzlich fing dieses Gebrüll an.
Es klang nach grausamer Wut, nach Wahnsinn, Verzweiflung und Raserei. Und es
klang nach jemandem, der töten, der zerstören wollte, was immer ihm in die
Finger käme. Das hatte sie gespürt. Das wusste sie, denn sie selber kannte
dieses Gefühl, anderen Verletzungen zufügen zu wollen, wenn sie schlecht
aufgelegt, wenn sie angepisst war. Nur dass es bei ihr noch Fantasien geblieben
waren und der Wahnsinnige im Kellerloch, auch das spürte sie, seine Fantasien schon hunderte Male ausgelebt haben musste.
    Sie schämte sich dafür, dass sie geflüchtet
war wie ein ängstliches kleines Mädchen und ihren Ulli total vergessen hatte. Sie
durfte Ulli doch nicht vergessen. Ulli brauchte sie jetzt mehr denn je, er brauchte
eine Frau, die für ihn kämpfte und ihn beschützte. Vor allem wenn sich in
diesem Haus neben der alten Hexe auch noch ein Monstermann im Keller aufhalten
sollte.
    Monstermann , so nannte sie den Verursacher des
Gebrülls im Keller.
    Aber es gibt keine Monster, oder?, dachte
sie, es gibt bloß Menschen und alte Hexen, die wiederum bloß Menschen sind.
    Und heute gab es kein Gebrüll.
    Es war still, viel zu still. Wie auf dem
Friedhof – allein in Gesellschaft der Toten.
    Sie klingelte abermals und presste dann ein
Ohr gegen das Türblatt. Hörte Schritte hinter der Tür. Knarrende Dielen.
Brummendes Gemurmel, von dem sie nicht wusste, dass es sich um ein
Selbstgespräch handelte.
    Vorsichtshalber machte sie einen Schritt
zurück.
    Sie atmete tief durch.
    Die Tür öffnete sich.
    Zögerlich ...
    Zögerlich war natürlich nicht die Tür,
sondern die Person dahinter. Oder einfach nur ein Lahmarsch, der auf seinen
Wegen im Leben nie wirklich vorankommen würde.
    Oder der Monstermann!
    Sie umfasste das Heft des Messers fester, so
fest, dass es schmerzhaft in ihr Fleisch drückte.
    Und lockerte ihren Griff sofort als nicht der
Monstermann, sondern ein junger Mann mit freiem Oberkörper sich ihren Blicken
darbot. Wie sie mit einer leichten Neigung ihres Kopfes feststellte, bot er
ihren Blicken als Bonus auch gleich noch seinen freien Unterkörper zur näheren Betrachtung
an.
    Genauer gesagt: Er war vollkommen nackt!
    Sie hob unwillkürlich die Augenbrauen.
    Sie hatte eigentlich gleich zur Sache kommen
wollen, wenn sich die Tür öffnete. Wenn sie jetzt nicht so perplex gewesen
wäre, hätte sie ihr Messer genommen und es dem jeweiligen Türöffner an die
Kehle gedrückt und „Wo ist der Ulli?“ oder „Wo ist mein Ulli?“ gerufen. In der vergangenen
Nacht hatte sie alles akribisch durchgeplant und bereits mehreren imaginären
Türöffnern eine Schnittwunde am Hals zugefügt. In ihrer Fantasie war alles
furchtbar schnell abgelaufen. Sämtliche Gegner wurden, als ihre Fantasie
irgendwann überfloss, in einem grausamen Gemetzel von ihr abgeschlachtet. Einen
Berg von Leichen mit abgeschnittenen Extremitäten und hinabkullernden Köpfen
als Abschlussbild vor Augen, war sie dann irgendwann selig eingeschlummert.
Hatte richtig schön schlafen können bis zum Morgengrauen.
    Statt die visuell erprobte Messernummer
abzuziehen, sagte sie jetzt „Guten Tag!“ und warf noch mal einen Blick nach
unten aufs Vorgehänge.
    Niedlich, dachte sie.
    Der nackte Mann hielt merkwürdigerweise eine
Geldbörse in der Hand.
    Er wirkte verwirrt.
    Hatte er den Pizzaboten erwartet?
    Nackt?
    „Wer sind Sie?“
    Fragte sie ihn, nicht er sie.
    Der Exhibitionist musterte sie argwöhnisch.
    „Wer bist du denn?“, hielt er dagegen.
    Karlas Messer funkelte im Sonnenlicht, was
ihm nicht entgangen sein konnte. „Das geht dich gar nichts an, wer ich bin. Ich
will nur in dieses scheiß Haus, um den Ulli zu befreien.“
    Als der Name Ulli fiel, zuckte der Mann kurz
mit den Augenlidern. Das hatte sie gesehen!
    Der wusste was, der Arsch!
    „Du kennst den Ulli, nicht wahr? Sei
ehrlich!“
    Er schüttelte den Kopf. Viel zu schnell, fand
sie.
    „Nein, ich kenne keinen

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