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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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für sämtliche Kettenschlösser in diesem
Haus.
    Musst ihn dir nur nehmen.
    Doch Franz war nicht nur der Mann, der nicht
weiß, was er will. Er war auch der Mann, der das Unangenehme stets in der
stillen Hoffnung darauf vor sich herschob, dass es sich von selber erledigte.
Er war der Meister der Prokrastination.
    Außerdem musste er auf einmal dringend etwas
erfahren. Und das war (zum Glück) nur möglich, wenn er wieder nach oben ging.
    Erst mal raus aus diesem verfluchten Keller.
    „Ich muss vorher …“, begann er und sah Karla
den Rest aus der Flasche trinken. „Ich bring dir gleich noch eine Flasche
Wasser. Und was zu essen. Möchtest du etwas Bestimmtes essen?“
    Karla erzählte ihm, dass die Gräfin jede
Nacht zu ihr käme, um ihr Essen einzuflößen. Viele Tage gab es eine fade
schmeckende Suppe. Gestern erstmals Schnitzel. Sie hätte gern wieder Schnitzel.
    „Hmm“, machte Franz, der den Geschmack der beiden
letzten Schnitzel aus dem Kühlschrank noch auf der Zunge und am Gaumen hatte.
„Mal schauen, was ich finden werde.“
    „Sei … vorsichtig“, sagte Karla. „Im Keller
ist außer uns … und der Gräfin … noch jemand.“
    Ach ja, der Monstermann. Danke für die
Erinnerung!
    Er drehte sich unvermittelt um, als erwartete
er, dass gerade in diesem Moment eine Gestalt in den Raum stürzen würde, um ihn
zu attackieren. Ehe er sich umdrehte, hatte er einen eisigen Hauch in seinem
Nacken gespürt. Alles Einbildung!
    Niemand kam in den Raum.
    Aber jeden Moment könnte ER kommen,
der Monstermann.
    „Er ist eingesperrt“, beruhigte ihn Karla.
    „Er ist grauenhaft hässlich und riesengroß“,
beunruhigte ihn Karla.
    „Hmm“, machte er abermals und sein Herz fing
an, Bumm-bumm-bumm zu machen und hörte nicht auf, Bumm-bumm-bumm zu machen! Er beeilte sich, wieder nach oben zu kommen. Er musste nachdenken,
musste sich seine nächsten Schritte sorgfältig überlegen, musste etwas
ausprobieren. Ja, genau, gleich jetzt musste er etwas ausprobieren!
    Er öffnete die Haustür.
    Draußen dunkelte es bereits. In sanften
Schüben wehte der Wind zu ihm herein und über seinen nackten Leib. Franz
schloss die Augen und sog die frische Luft in seine Lungen. Dann trat er ein
paar Schritte zurück.
    Wollen mal sehen, ob die Barriere noch da ist
– und wenn ja, ob ich sie nicht durchbrechen kann.
    Er ging in die Hocke wie ein Sprinter, der
auf den Startschuss wartet.
    Eins, zwei, drei – und los!
    Er spürte, wie seine Kräfte zurückkehrten.
Sein Fieber, die lange Krankheit, all das war mit einem Mal vergessen. Für die
wenigen Schritte bis zu der unsichtbaren Barriere war er The Flash , war er der Rote Blitz . Ja, er war eine verrückte Comicfigur, und wie eine
verrückte Comicfigur schrie er jetzt. Sein Schrei hatte die Macht, sämtliche unvorhandenen
Barrieren zu zerstören, so stark war sein Schrei, und als er tatsächlich durch
die offene Tür kam, ohne den geringsten Widerstand, schrie er noch lauter und an
der Eingangstreppe stieß er sich ab.
    Ein nackter Mann, der in die Freiheit sprang.
    Er kam auf dem Rasen auf und schlidderte
darüber wie über einen zugefrorenen See. Er fiel und streckte begeistert die
Arme aus, während er fiel. Die Erde, noch aufgeweicht vom letzten Regen,
empfing ihn sanft. Ja, die Erde nahm ihn zärtlich auf und drückte ihm ihren
feuchten Dreck auf die Lippen.
    Mit einem Grashalm im Mund blieb er liegen.
    Er fand, es war ein guter Zeitpunkt, um seine
Lage zu überdenken, mitten auf dem Bauch von Mutter Natur.
    Selbstverständlich nahm er nicht wirklich an,
dass er die Barriere einfach weggeschrien hatte. Das Adrenalin in ihm hatte ihn
euphorisiert. Ehe er die unsichtbare Barriere überwand, schoss es durch sein
Blut, und als er die unsichtbare, nur für ihn vorhandene Barriere überwunden
hatte, erreichte es neue Höhen.
    Mit der Nase im Dreck dachte er an die Nacht
zurück, in der die Gräfin mehr als die üblichen paar Tropfen Blut von ihm
getrunken hatte. In jener Nacht hatte sie große Macht über ihn gehabt. Sein
Blut hatte ihre hypnotische Kraft, ihren Einfluss auf ihn, gestärkt, sie konnte
ihre Macht jedoch lediglich halten, wenn sie regelmäßig von ihm trank – und
mehr als ein paar Tropfen.
    Sie hat ihre Macht über dich verloren, dachte
er.
    Was sollte er jetzt tun?
    Sein Adrenalin, seine wiederaufkeimende
Lebensfreude nahm ihm die Entscheidung für den Moment ab. Wie ein Springteufel
schoss er hoch und fing an zu tanzen, zu hüpfen, sich endlos um die

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