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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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„Polizei! Bleiben Sie stehen!“
    Sie blieb nicht stehen. Aber sie lief auch
nicht weg. Wenn er ihr folgte, würde sie ihm das Genick brechen. Was konnte ein
einzelner Mensch schon gegen sie ausrichten? Selbst ein Dutzend Männer, die vereint
vorgingen, hatten gegen sie keine Chance. Menschen sind langsam und schwach.
Und leicht kaputtzumachen. Es wunderte sie immer wieder, wie mühelos sie zu
töten waren. In jedem Jahrhundert schienen sie schwächer zu werden, diese
Würmer auf zwei Beinen. Oder sie stärker. Doch ihre Kraft würde nicht ewig währen.
Das hatte sie bei Mircea mit ansehen müssen. Nach über tausend Jahren, in denen
er als Vampir über die Erde gewandelt war und Angst und Schrecken verbreitet
hatte, war er zu einem Schatten seiner selbst geworden. Das Blut der meisten Menschen
vertrug er nicht mehr. Er brauchte besonderes Blut und musste Maß halten. Um zu
überleben, musste er darüber hinaus die Kraft des Mondes nutzen. Dabei half sie
ihm, denn sie war ihm so viel schuldig. Ohne ihn wäre sie längst verdorrt und
in einem Grab zu Staub zerfallen. Er hatte sie erwählt und dafür gesorgt, dass
sie ein zweites Mal geboren wurde, diesmal als Kreatur der Nacht. Er hatte sie
erwählt, als sie in der Blüte ihrer Schönheit stand, und ihre Schönheit hatte
überdauert und würde noch lange überdauern.
    Die Gräfin stand auf der Straße vor der Bar.
Der Polizist in Zivil war ihr gefolgt. Gut zwei Meter trennten ihn von ihr.
Weiter schien er sich nicht heranzutrauen. Oder wartete er auf Verstärkung? Sie
hatte die Erfahrung gemacht, dass Polizisten meist auf Verstärkung warteten,
wenn sie sich mit ihr konfrontiert sahen. Darüber amüsierte sie sich
normalerweise, doch heute hatte sie es eilig.
    Aus beiden Richtungen kamen nun uniformierte
Polizisten. Aus jeder Richtung zwei. Die Uniformierten waren jünger und wirkten
unbedarfter als der Zivilpolizist hinter ihr. Sie würden keine Vorsicht walten
lassen. Sie würden versuchen, sie gegen die Mauer zu schleudern und ihr
Handschellen anzulegen. Vielleicht würde einer sogar nach seiner Pistole
greifen.
    Sie schnupperte. Es roch nach gutem, nach
kostbarem Blut. Einer der Uniformierten trug dieses Blut in sich. Er kam von
links mit seinem Kollegen auf sie zu. Er hatte ein kleines Lächeln auf den
Lippen. Sie strahlte ihn an.
    „Bleiben Sie stehen!“, rief wieder der
Polizist in Zivil. „Sie sind vorläufig festgenommen.“
    Das kleine Lächeln des Uniformierten erstarb.
Alle vier stürmten jetzt auf sie zu. Als sie nah genug heran waren, sprang sie
hoch und drehte sich in der Luft. Ihre Hände formten sich zu Krallen, und ehe
sie wieder auf der Erde aufkam, hatte sie mindestens ein halbes Dutzend Mal mit
diesen Krallen zugeschlagen. Es waren harte, grausame Schläge, die Knochen
brachen und Muskelstränge und Sehnen zerfetzten.
    Der Zivilbulle machte große Augen, als er
sah, wie zwei seiner Kollegen bewusstlos zusammenbrachen und sich einer schreiend
auf der Straße wälzte. Der Vierte blieb nahezu unverletzt. Es war der mit dem
kostbaren Blut. Sie hatte ihm mit dem Handballen einen Schlag an den Hinterkopf
versetzt. Er taumelte an der Wand entlang. Er gehörte ihr. Gleich, wenn alles
vorbei war.
    Sie hörte ein leises Klacken, als der
Polizist hinter ihr seine Pistole zog und entsicherte. Sie packte den Waffenarm
und griff in sein Gesicht, zwei Finger gruben sich ihm in die Augen, während
gleichzeitig sein wimmernder Mund aufging. Dann schlug sie seinen Kopf gegen
die Fensterscheibe der Bar und durch sie hindurch. Glas klirrte und barst in
tausend Teile. Ein scharfer Zacken, einen halben Meter lang, blieb unten im
Rahmen stecken und bohrte sich in seinen Rücken. Vorn an seinem Bauch trat er
wieder aus, blutdurchtränkt und mit kleinen, rötlichen Stückchen oben, wie kleine,
wirr angerichtete Häppchen seiner Eingeweide.
    Sie ließ von ihm ab, verpasste dem
schreienden Polizisten einen Tritt gegen die Schläfe, schlug, um sicherzugehen,
dass er verstummen würde, seinen Schädel zweimal auf den Asphalt, und wandte
sich schließlich dem Mann zu, der ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Er war kaum
zwei Meter vorangekommen und dann hingefallen. Sie half ihm auf und sah ihm
tief in die Augen. Drei Sekunden reichten. Drei Sekunden, um ihn gefügig zu
machen. Sein Wille war schwach. So schwach. Wie schwach die Menschen doch in
diesem Jahrhundert geworden waren.
    „Du bist eine schöne Frau“, begann der
Polizist zu lallen und wiederholte die letzten

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