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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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zuzuwenden, die gewiss mehr Verständnis für seinen Job aufbringen würde als Jenny.
    Dass Kerstin jedoch immer nur von dem Fall sprach und sich weniger für ihn interessierte, bereitete ihm zunehmend Kummer. Insgeheim überlegte er, wie er es bewerkstelligen konnte, sie nach dem Essen noch zu sich einzuladen. Er musste irgendwie bei diesen dienstlichen Gesprächen eine passende Kurve kriegen. Das mediterrane Ambiente, die heimelige Wärme und der würzige Pizzaduft waren wie geschaffen für einen anregenden Abend und gute Gespräche. Kono hatte ihnen ein kleines Tischchen in einer Ecke zugewiesen.
    Sie bestellten Lasagne und ließen sich weiter von ihren Gedanken leiten, die sich um die echte Frau von Willersbach drehten. »Mir ist da etwas eingefallen«, lächelte ihm Kerstin zu, deren enger Strickpulli ihre weiblichen Formen betonte, wie Linkohr es empfand.
    »So?«, fragte er interessiert zurück und stellte fest, dass ihm ihr Lächeln von Stunde zu Stunde mehr gefiel.
    »Hast du eine Ahnung, wie schnell man rauskriegen kann, wer am Dienstag von Stuttgart aus nach Gran Canaria geflogen ist?«
    »Wie bitte? Kannst du mich an deinen Gedankengängen vielleicht auch mal teilhaben lassen?« Er sprach so leise, dass ein älteres Ehepaar, das zwei Tische weiter saß, nichts hören konnte.
    »Ich würde sogar sagen, wir sollten nicht nur Flüge nach Gran Canaria checken, sondern zu allen kanarischen Flughäfen.«
    »Und was versprichst du dir davon?« Linkohr vermochte Kerstins Idee nicht nachzuvollziehen. »Du brauchst ja zumindest einen Namen, nach dem du suchen möchtest.«
    »Willersbach. Von Willersbach. Ich will wissen, ob es am Dienstag einen weiblichen Passagier dieses Namens gegeben hat. Wir haben doch Name, Adresse, Geburtsdatum. Das müssen die Fluggesellschaften mit einem Mausklick rauskriegen, oder seh ich das falsch?«
    »Keine Ahnung, aber ich denke schon.« Er überlegte. »Jetzt versteh ich. Du meinst, da ist jemand mit dem gestohlenen Ausweis unterwegs gewesen.«
    »Exakt, Herr Kommissar«, grinste Kerstin.
    »Ein kurzer Flug, um etwas zu erledigen – und schnell wieder zurück«, gab sich Linkohr wissend.
    »Und dann, lieber Mike, checken wir ab, wer von diesen Herrschaften aus der Klinik bei diesem Skiausflug nach Brig dabei war. Du erinnerst dich: Der Chef hat davon berichtet, dass Stuhler erwähnt hat, es habe mal einen Skiausflug von Ärzten, deren Partnern und Krankenschwestern gegeben. Ausgerechnet nach Brig.«
    Linkohr staunte, was sich Kerstin aus den Akten und Protokollen gemerkt hatte. »Brig«, wiederholte er den Namen der Stadt im Wallis. »Wo dieser spanische Immobilienhai – er heißt, glaub ich, Fernandez oder so ähnlich – dieses Briefkasten-Objekt besitzt.«
    »Ganz genau, mein Lieber.« Sie sah ihn provokant an. Linkohr überlegte, ob sie tatsächlich so viel Kombinationsgabe besaß, oder ob dies alles nicht doch eher einem Gespräch mit Häberle entsprang.
    »Wenn man dies weiterspinnt«, gab er sich nun auch Mühe, seinen Kenntnisstand einzubringen, »dann würde diese Schweizer Münze Sinn machen.« Er hoffte für einen Moment, Kerstin hätte dieses kleine Detail vergessen und würde ihn für diesen Hinweis loben
    »Auch das kann natürlich ein Zufallsfund sein«, meinte sie. »Dieser Max Frenzel hat ja erklärt, öfters mal Freunde in der Schweiz zu besuchen. Also könnten wir davon ausgehen, dass die Münze dabei mal runtergefallen ist.«
    Linkohr musste sich eingestehen, Frenzels Aussage dazu vergessen zu haben, weshalb er schnell einen anderen Aspekt anbrachte: »Oder sie stammt von dem Täter, der Frenzels Auto geklaut hat.«
    Wieder das provokante Lächeln der jungen Frau. »Wenn’s denn überhaupt geklaut war.«
    Linkohr verengte die Augenbrauen. Die Frau war clever, keine Frage. Der Abend konnte noch spannend werden.

59
    Der Flug war ruhig gewesen. Häberle hatte einige Male versucht zu dösen, doch kaum hatte ihn der Schlaf übermannt, gab es wieder irgendwelche Lautsprecheransagen, die sich auf das allgegenwärtige Shopping über den Wolken bezogen. Zigaretten, Parfüms, Alkohol, Sonnenbrillen, Lederwaren. Häberle wunderte sich jedes Mal, welches immense Gewicht die Fluggesellschaften durch die Lüfte kutschierten, nur um irgendwelches Zeug anbieten zu können, das es zum selben Preis garantiert in den Duty-free-Shops an den Flughäfen gab. Einerseits zockten die Fluggesellschaften neuerdings für jedes Kilo Übergepäck satte Zusatzgebühren ab, andererseits

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