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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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stopften sie ihre Airlines mit Waren voll, als müsse unterwegs ein Bazar beliefert werden. Allein die vielen Zeitungen, die kostenlos im Angebot waren, brachten es gewiss auf ein stattliches Gewicht. Dabei wurde im Allgemeinen Wehklagen über hohe Kerosinkosten stets darauf verwiesen, dass jedes Kilo, das in die Luft gehoben werden müsse, soundso viel Euro Energie verschlinge.
    Und jetzt raubte ihm das Shopping auch noch den wertvollen Schlaf, grummelte Häberle in sich hinein. Dreieinhalb Stunden war der Airliner über eine meist geschlossene Wolkenschicht geflogen, dann erst taten sich jene Lücken auf, die den Kanaren so viel Sonnenschein bescherten. Der Silbervogel von Airbus ging in den Sinkflug auf den Aeropuerto de Gando südlich von Las Palmas über und musste offenbar von Süden anfliegen. Häberle, der auf der rechten Seite einen Fensterplatz erhalten hatte, sah schräg unter sich die Küstenlinie der Insel vorüberziehen, deren bergige Mitte in Dunst und Wolken gehüllt war.
    Weiter sinkend, drehte der Airliner in eine scharfe Rechtskurve ein, um nun in den Endanflug auf die Landepiste zu gehen, die sich direkt am Meer befand. Häberle hatte den Eindruck, die rechte Tragfläche würde gleich die mit Planen abgedeckten Gemüseanbauflächen berühren.
    Mit minimalster Anfluggeschwindigkeit, so schien es dem Chefermittler, schleppte sich der Airliner vollends zur Landebahn vor – und setzte sanft auf. In dem Charterflieger, für den ihm die Landespolizeidirektion Stuttgart kurzfristig ein Ticket besorgt hatte, brandete der übliche Beifall auf, obwohl ihn der Pilot, der ihn als Einziger verdient hätte, natürlich gar nicht hören konnte.
    Erfreulicherweise nahmen das Aussteigen und die Einreiseprozedur weniger Zeit in Anspruch, als Häberle befürchtet hatte. Sein kleiner Koffer, in den Susanne das Allernötigste gepackt hatte, weil er bis zum Wochenende ohnehin wieder daheim sein wollte, war sofort auf dem Gepäckband aufgetaucht.
    Als er das moderne Flughafenterminal verließ, schlug ihm frühlingshafte Luft entgegen. Er würde seine dicke Jacke so schnell wie möglich ausziehen müssen. Palmen und Blumen ließen ihn sofort vergessen, dass er gerade aus dem mitteleuropäischen Winter gekommen war. An seiner Freude über dieses milde Klima ließ er auch Susanne teilhaben, die er anrief, um ihr seine Ankunft in Las Palmas mitzuteilen. Danach brachte ihn ein Taxi durch den vormittäglichen Verkehr zu jener Adresse, in der sich die Polizeistation mit dem genannten deutschsprachigen Comisario befand.
    Sein gebuchtes Hotelzimmer würde er im Laufe des Tages beziehen. Er bezahlte das Taxi, gab reichlich Trinkgeld und ging mit seinem Koffer zum Eingang eines stattlichen Gebäudes, dessen schwere Metalltür sich ohne Weiteres öffnen ließ. Im kühlen Innern saß ein Uniformierter hinter einer dicken Glasscheibe, begrüßte ihn auf Spanisch, was Häberle jedoch nur mühevoll verstand, weshalb er auf Deutsch etwas erwiderte. Er hatte es sich gerade noch verkneifen können, auf Englisch zu antworten. Überall auf der Welt wäre dies angebracht gewesen, aber hier auf den Kanaren war wohl jeder Einheimische auf deutsche Touristen eingestellt. Sicher auch die Polizei.
    Der Uniformierte gab sich zuvorkommend, sprang auf, kam aus seinem Büro und begrüßte Häberle mit einem kräftigen Handschlag und vielen Worten, die eine Mischung aus spanisch und deutsch waren.
    Nachdem er Häberles Koffer zur Verwahrung ins Büro gestellt hatte, führte er den Kollegen aus Deutschland zwei Treppen nach oben, wo in einem modern eingerichteten Besprechungszimmer bereits eine Kaffeekanne und einige Tassen bereitstanden. Der Uniformierte bot Häberle einen Platz an und verschwand, um Comisario Figueras zu holen.
    Dieser tauchte nach einer halben Minute auf, schüttelte Häberle zur Begrüßung die Hand und setzte sich ihm gegenüber. Während Figueras, ein bärenstarker Mann mit braun gebrannter Haut und dichtem schwarzen Haar, den Kaffee einschenkte, erklärte er wortreich, wie sehr er sich freue, wieder einmal einen deutschen Kommissar im Hause zu haben.
    »Die Deutschen sind nicht krimineller als die anderen«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Aber oft betrunkener – wenn Bundesliga-Übertragung kommt«, lächelte er, um ernst anzufügen: »Obwohl die Russen inzwischen viel mehr Probleme bereiten.« Figueras sprach gut verständlich, wenngleich mit starkem spanischen Akzent und kleinen Fehlern.
    Nachdem sie sich über das

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