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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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und meldete sich.
    Nach kurzem Lauschen, während dem er die Augen konzentriert zusammenkniff, erwiderte er: »Das gibt’s doch nicht. Und – ist er tot?«
    Comisario Figueras sah seinem deutschen Kollegen am Mienenspiel an, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste.

60
    Linkohrs erste Reaktion war Verblüffung darüber, was sie ohne zu zögern telefonisch an Häberle weitergegeben hatten: Claus Humstett hatte gestern Abend nur knapp einen Anschlag überlebt. Die für Blaubeuren zuständige Ulmer Polizeidirektion war im Zuge ihrer ersten Ermittlungen auf die möglichen Zusammenhänge mit den Geislinger Geschehnissen gestoßen. Humstett, der sich mit Tritten und Schlägen zur Wehr gesetzt hatte, war mit erheblichen Halsverletzungen davongekommen – ohne jedoch die angreifende Person in der Dunkelheit richtig gesehen zu haben.
    Er hatte über Notruf den Rettungsdienst verständigt und war unter Schock in eine Klinik gebracht worden.
    »Heut früh hat er den Kollegen davon erzählt, dass er’s mit dem Geislinger Klinikfall zu tun habe«, berichtete der Beamte, der den Anruf aus Ulm erhalten hatte. »Er befürchte, es könne ihm ebenso ergehen wie den anderen, hat er gesagt.«
    Linkohr hatte Mühe, den Schilderungen zu folgen. Er war an diesem Donnerstagvormittag ziemlich abgeschlafft zum Dienst erschienen. Die Kollegen rätselten, ob ihn der Fall so sehr mitgenommen hatte oder ob es andere Gründe dafür gab. Dass er und Kerstin die vergangenen Tage sehr intensiv zusammengearbeitet hatten, war natürlich keinem entgangen. Deshalb beäugten sie jetzt auch die junge Kollegin ungewöhnlich genau, um herauszufinden, mit welchem Elan sie heute an die Arbeit ging. Doch im Gegensatz zu Linkohr war ihr nichts anzumerken. Sie war kurz nach sieben erschienen – exakt zwölf Minuten vor ihm, wie ein älterer Beamter hinter vorgehaltener Hand stichelte. Dass Linkohr vorschlug, gemeinsam mit Kerstin zu einer Vernehmung Humstetts ins Blaubeurer Krankenhaus zu fahren, löste dezentes Schmunzeln aus.
    »Wir wollen das Engagement der jungen Kollegen nicht dämpfen«, kam eine Stimme aus dem Hintergrund. Kerstin wusste sehr wohl, wie das gemeint war, verhielt sich dennoch so, als habe sie es nicht gehört. Und Linkohr war derlei Sticheleien längst gewohnt und tat sie innerlich als den bloßen Neid der Älteren ab.
    Bevor sie sich auf den Weg in das 20 Kilometer entfernte Blautopf-Städtchen machten, verständigte sich Linkohr mit seinem direkten Vorgesetzten Rudolf Schmittke über die weitere Ermittlungsarbeit. Der Vorschlag, an den Flughäfen Stuttgart, Memmingen, Friedrichshafen und Karlsruhe-Baden-Baden alle Passagiere, die in den vergangenen beiden Tagen die Kanaren gebucht hatten, nach dem Namen Marion von Willersbach prüfen zu lassen, wurde für gut befunden. Außerdem entschied Schmittke, dass herausgefunden werden musste, wer aus der Klinik an jenem Skiausflug nach Brig teilgenommen hatte. Linkohr verschwieg bewusst, dass all seine Vorschläge auf Kerstins Ideen zurückgingen, weil dies gewiss zu neuen Spekulationen und Gerüchten geführt hätte. Kaum jemand würde ihnen abnehmen, dass sie nach ihrem gemeinsamen Restaurantbesuch nur über den Fall diskutiert hatten.
    Die Fahrt über die verschneite Albhochfläche dauerte länger als gedacht – was Linkohr heute sogar als angenehm empfand. So blieb ihnen mehr als eine halbe Stunde Zeit, über die vergangene Nacht zu reden. Es gab schließlich Wichtigeres, als ständig an den Fall zu denken.
    Linkohr kroch geduldig hinter einigen Lastwagen her, die er angesichts der winterlichen Straßenverhältnisse ohnehin nicht hätte überholen können – und wenn, dann nur mit hohem Risiko. Auch die Steige hinab nach Blaubeuren war lediglich mäßig geräumt, obwohl es sich um die Bundesstraße 28 handelte, die die Alb zum nördlich gelegenen Reutlingen und damit zum Stuttgarter Raum hin querte.
    Linkohr bog noch vor dem Umgehungstunnel in die enge Altstadt ab, in der die Schneemassen die Durchfahrtsbreite erheblich schmälerten. Das Kreiskrankenhaus Blaubeuren befand sich links des Zentrums, unterhalb eines markanten Bergrückens, dem Klötzle Blei.
    Linkohr parkte den weißen Golf auf einer schneefreien Fläche in unmittelbarer Nähe des Eingangs zur Klinik. An der Pforte wiesen sie sich als Kriminalisten aus und baten um die Zimmernummer von Claus Humstett. Zwei Minuten später standen sie in seinem Zimmer, das er allein zur Verfügung hatte.
    Der Patient, der im Bett lag,

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