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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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könnten es Waschmaschine und Trockner sein, die programmiert waren, weil die Bruggers auch Nachtstromtarif angemeldet haben.«
    Linkohr überlegte. »Programmiert – das funktioniert aber auch, wenn du ein paar Tage nicht daheim bist. Und außerdem …«, er sah ihr in die großen Augen, aus denen er erwartungsfrohe Hoffnung herauslas, »… wer gibt uns die Gewähr, dass während ihrer Abwesenheit kein anderer bei ihr gewohnt hat? Oder zumindest sich zeitweilig dort aufgehalten hat?«
    Kerstin nickte. Auch sie hatte dies bereits in Erwägung gezogen. Es gab viel zu viele andere Indizien.
    »Dann lass uns zuschlagen«, entschied Linkohr und rief die restliche Mannschaft zusammen.

68
    Frenzel stand wie gelähmt in der Finsternis. Noch immer spürte er den kalten Luftzug, der ihn immer deutlicher umgab. Mit jeder Orkanböe, die jedes Mal heftiger an dem Haus zerrte und wie eine wildgewordene Bestie durch Spalten und Ritzen heulte, wurde es kälter. Als ob ein böser Geist eingedrungen wäre.
    Der junge Mann hielt sein kleines Handy fest umklammert und tastete sich vorsichtig in den Ausstellungsraum zurück. Er könnte ins Freie flüchten, durchzuckte es ihn. Aber genau dort hatte er vor wenigen Minuten die allergrößte Gefahr befürchtet. In den Keller? Einschließen und die Polizei rufen? Doch bis sich bei diesem Schneesturm eine Streife zu diesem gottverlassenen Ort durchgekämpft hätte, wäre er vermutlich tot.
    Das Heulen und Rauschen des Sturmes war inzwischen derart angeschwollen, dass alle anderen Geräusche darin untergingen.
    Als er sich an der Infotheke entlangschlich und dabei beinahe einen Prospektständer umgeworfen hätte, wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr darauf zu achten brauchte, keinen Lärm zu verursachen. Der orkanartige Sturm übertönte mittlerweile alles. Auch Schritte im Treppenhaus, falls es sie gab; und falls von oben jemand herunterkam.
    Frenzel traf mit den Händen auf die große Glasvitrine, orientierte sich nach links und entschied, hinter einem großen Vorhang, der den Kinderbereich begrenzte, in Deckung zu gehen.
    Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Hatte er sich alles nur eingebildet? War er ganz einfach überdreht? Als Kind hatte er oft, wenn er allein zu Hause war, überall Spuren von Einbrechern gesehen. Hinter Türen, im Keller, auf dem Dachboden, ja, selbst in Kleiderschränken.
    Die Panik, die ihn jetzt ergriffen hatte, ließ jedoch der Vernunft keinen Raum. Da war jemand, hämmerte es in seinem Kopf. Da ist jemand. Oder war doch alles nur Einbildung? Spielten seine Nerven verrückt?
    Schwer atmend und mit zitternder Hand drückte er eine Taste des Handys, sodass das Display aufleuchtete. Er hatte Mühe, die Ziffern 110 zu treffen. Dann presste er das Gerät ans Ohr. Während er auf das Freizeichen wartete, schob er den Vorhang beiseite, um dorthin zu blicken, wo sich der vordere Teil des Ausstellungsraumes befand. Wieder zeichneten sich in der Finsternis kaum erkennbar die schwarzgrauen Flächen ab, die ein Fenster vermuten ließen.
    Nach dem dritten Freizeichen meldete sich eine Männerstimme: »Polizeinotruf Esslingen.«
    Frenzel presste ein schwaches »Hallo« hervor. Seine Stimme zitterte. »Ich brauche Ihre Hilfe.« Vor seinen Augen begannen wieder die Ornamente zu tanzen und zu flackern, die nichts weiter als nervöse Trugbilder waren, die ihm die Netzhaut vorgaukelte. »Naturschutzzentrum Schopfloch«, flüsterte er und wiederholte es gleich noch einmal etwas lauter, weil er befürchtete, das Heulen des Sturmes würde ihn übertönt haben. Dann fügte er schnell hinzu: »Die Kripo in Geislingen weiß Bescheid. Ich bin allein.« Noch während er dies sagte, stockte ihm der Atem. Er hatte einen Lichtschein gesehen. Ganz kurz nur und flackernd, aber es war kein Fantasiebild. Ganz sicher nicht. Drüben aus dem Treppenhaus war es gekommen. Als wäre es von einer Taschenlampe gewesen.
    »Kommen Sie bitte schnell«, flüsterte er panisch in das Handy. »Naturschutzzentrum Schopfloch. Mein Name ist Max Frenzel.« Er wiederholte seinen Namen. »Helfen Sie mir, schnell, bitte.« Er wollte gerade das Gespräch beenden, als das Licht wieder aufflammte. Viel näher und viel stärker. Ein schmaler Strahl bohrte sich durch die Finsternis und traf auf die Glasabdeckung der Vitrine. Der gesamte Raum wurde von dem Streulicht in ein gespenstisches Grau gehüllt. »Sie … sie  … « Frenzels Stimme versagte. Seine Kehle war viel zu trocken. Er schluckte und drückte

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