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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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aufgehellte Flächen in absoluter Finsternis erschienen.
    Während der Sturm in Böen Orkankräfte entfachte und von Minute zu Minute kräftiger am Gebäude zerrte, verstärkten sich auch die Geräusche. Wieder ein Schlag – Metall auf Metall. Gleichzeitig gab es ein dumpfes, hölzernes Scheppern. Frenzel vermutete, dass ein Brett an der eingerüsteten Fassade von einer Arbeitsebene zur anderen hinabgepoltert war.
    Doch dieser Luftzug? Frenzel starrte in die ultimative Schwärze des Treppenhauses und glaubte auf einmal, weiße Ornamente und Schlieren wahrzunehmen, wo gar nichts sein konnte – außer Finsternis. Seine Nerven spielten verrückt, ganz sicher. Doch da war dieser Luftzug. War das Haus derart schlecht gedämmt, dass der Sturm auch in geschlossenen Räumen gespürt werden konnte?
    Frenzel nahm erneut wahr, wie Muskulatur und Nervenbahnen seines Körpers mit kurzen Schockwellen reagierten und abzusterben drohten. Er glaubte bereits, den Atem eines Menschen zu bemerken. Doch es war frische Luft, die durchs Treppenhaus strömte. Hatte der Sturm ein Fenster aufgerissen?, überlegte er und hoffte flehentlich, dass dies tatsächlich so war. Aber keines der Geräusche hatte sich so angehört, als könnte es diese Hoffnung untermauern. Eine neuerliche Böe raste über das Haus. Wieder fielen draußen Holz- und Metallteile um, wurden weggefegt und krachten gegen andere Gegenstände. Gleichzeitig hallte ein ohrenbetäubender Schlag durchs Treppenhaus. Frenzel erschrak bis in die Tiefen seiner Seele. Ein Schuss? War das ein Schuss?
    Handy. Schnell das Handy. Frenzel war von Panik ergriffen. Er klopfte in Windeseile all seine Jacken- und Hosentaschen ab, um das Gerät zu finden. Frenzels Atem überschlug sich förmlich, sein Herz raste. Er hatte Mühe, das Handy in der zitternden Hand zu halten – und hätte es beinahe fallen lassen, als ein zweiter Schlag das Treppenhaus zum Dröhnen brachte. Schuss? Oder eine Tür, die mit voller Wucht ins Schloss gefallen war? Durch den Sturm? Frenzel war absolut nicht mehr in der Lage, eine vernünftige Antwort zu finden.
     
    Das Gespräch mit Häberle war kurz und knapp gewesen. Linkohr wusste, was zu tun war. Mit einem Mal hatte sich die Müdigkeit verflüchtigt. Er schob die leere Schachtel beiseite, in der eine Pizza verpackt gewesen war. Ein Glück, dass sie sich bereits am frühen Abend von einem italienischen Lieferservice hatten verpflegen lassen. Aber was hieß hier schon Glück?, überlegte Linkohr. Glück wäre für ihn etwas anderes gewesen. Aber nach Lage der Dinge bestand nicht die geringste Chance, mit Kerstin den gestrigen Abend heute zu wiederholen – und zwar in allen Einzelheiten.
    Denn jetzt war schnelles Handeln angesagt. Dass Häberle auf Gran Canaria festsaß und nicht mehr rechtzeitig zurück sein konnte, bis der Fall in die entscheidende Phase kam, empfand Linkohr keinesfalls als belastend. Ganz im Gegenteil: Zum ersten Mal nach sechs Jahren konnte er nun Verantwortung übernehmen und zeigen, was er unter Häberle gelernt hatte. Und sein Ehrgeiz war riesig – auch wenn er, ganz im Stile Häberles, den Teamgeist in den Vordergrund stellte. Natürlich galt dies in ganz besonderer Weise für die Zusammenarbeit mit Kerstin. Er wollte die Kollegin gerade bitten, zur Besprechung in den Lehrsaal zu kommen, da traf er unter der Tür auf sie.
    »Ich hab was«, sagte sie mit dem dezenten Lächeln im Gesicht, das ihn jedes Mal schwach machte.
    Linkohr blieb stehen. »Ich hab auch was«, entgegnete er. »Ich hab mit dem Chef telefoniert. Er meint, wir sollten den Zugriff einleiten.«
    »Nur einen Moment noch, Herr Oberkommissar«, grinste Kerstin und deutete ihm an, mit ihr in sein Büro zurückzugehen. »Frau Bruggers Alibi ist mit den Stromverbrauchsdaten nicht zu widerlegen.« Sie legte Linkohr einige Computerausdrucke auf den Tisch. »Hier«, sagte sie und setzte sich. Auch der Jungkriminalist zog einen Stuhl zu ihr heran, um sich die Papiere anzusehen.
    »Das hat uns das E-Werk ermittelt«, fuhr sie fort und unterstrich mit einem Kugelschreiber eine Zahlenreihe. »Da wurde am Dienstag und Mittwoch ganz normal Strom verbraucht. Entspricht nahezu den Durchschnittswerten der Vortage.« Sie verwies auf ein zweites Blatt, auf dem die Kilowattstunden-Daten in Form einer Grafik dargestellt wurden.
    »Hm«, machte Linkohr und kratzte sich am Oberlippenbart. »Deutliche Ausschläge. Zur Mittagszeit, am Abend wieder – und sogar in der Nacht.«
    »Nachts

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