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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Tisch. Gläser zerbrachen, Metallbesteck schepperte, Verbandsmull rollte über den Boden. Der ältere Türke schrie etwas Unverständliches und Salbaisi flüchtete um die Liege, die jetzt als Barriere zwischen ihm und dem Randalierer stand, der schwer atmend zu begreifen schien, was er angerichtet hatte.
    Nach zwei Sekunden der Stille, während der auch Brigitte den abgenommenen Telefonhörer regungslos in der Hand hielt, um die verworrene Situation zu begreifen, näherte sich der Vater seinem Sohn, fasste ihn an einer Hand und sprach beschwörend und gestikulierend auf ihn ein. Ohne etwas zu erwidern, ließ der junge Mann die türkischen Worte über sich ergehen. Salbaisi verließ seinen geschützten Bereich und gab der Ambulanzschwester mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie die Polizei nicht zu rufen brauchte.
    Es dauerte noch einige weitere Sekunden, bis der junge Mann wortlos und apathisch wieder Platz nahm und den Kopf hängen ließ – als habe ihm der Tobsuchtsanfall sämtliche Energie entzogen.
    Sein Vater wandte sich an Salbaisi: »Tut mir sehr leid, Herr Doktor. Ich werde Schaden bezahlen.« Er deutete auf die Glasscherben am Boden. »Sie mir Formular geben – und isch für mein Sohn werd unterschreibe«, fuhr er im türkisch-schwäbischen Akzent fort.
    Salbaisi wagte die Rückfrage: »Und wieso will sich Ihr Sohn nicht röntgen lassen? Es würde Gewissheit über mögliche Knochenverletzungen bringen.«
    Der Vater lächelte und sah seinen Sohn verständnisvoll von der Seite an: »Es gibt Dinge auf Welt, die nicht musst versteh’n.«

10
    Elmar Brugger war durch ein Geräusch wach geworden, das er nicht zuordnen konnte. Vermutlich kam es aus dem Hotelgarten – oder es waren auf dem abgegrenzten Weg, der inmitten der Anlage zum Strand hinunterführte, einige Personen lautstark unterwegs gewesen. Brugger musste sich für einen Moment orientieren, bis ihm bewusst war, dass er noch immer auf dem Balkon lag, umgeben vom sanften Rascheln der Palmenblätter und dem gleichmäßigen Rauschen des Meeres, weit draußen vor den Dünen. Obwohl es kühler geworden war, hatte er geschwitzt. Sein T-Shirt war nass, auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Kaum hatte er seine Sinne wieder beieinander, drangen alle Probleme, mit denen er eingeschlafen war, in sein Bewusstsein. Erneut versuchte er, sie mit dem Gedanken an die Abenteuer, die ihn erwarteten, zu verdrängen. Doch je mehr er das Positive in den Vordergrund stellen wollte, desto gewaltiger erschienen ihm die negativen Kräfte, die alles beherrschten.
    Wenn Maronn besorgt war, dann war dies ernst zu nehmen. Auch ihm selbst waren in jüngster Zeit Zweifel gekommen, ob man sich auf die anderen Beteiligten weiterhin verlassen konnte. Wenn nur einer von ihnen ausstieg oder gar das Vorhaben auffliegen ließ, konnte dies einen Dominoeffekt auslösen und sie allesamt zu Fall bringen.
    Maronn saß auf Gran Canaria, und seine Kontakte reichten in die halbe Welt, seine Bedenken waren demnach nicht zu unterschätzen. Wenn er sagte, dass da etwas schiefzulaufen drohte, war das kein Geschwätz. Schon gar nicht, wenn diese Lena sich bereits Sorgen um ihren Vater machte. Um jenen Mann, der ohnehin in dem Unternehmen als Wackelkandidat galt.
    Brugger war mit einem Schlag hellwach. Er sah zu den roten Ziffern der digitalen Uhr am Swimmingpool hinab: 2.04 Uhr. Lange geschlafen hatte er also nicht.
    Kein Wunder, hämmerte es in seinem Kopf, denn dies alles konnte zwar die Investoren im Hintergrund kaltlassen, zumal sie sich im schlimmsten Fall sogar guten Gewissens als mäßig Informierte herausreden konnten. Aber für ihn und einige andere konnte dies verheerende Folgen haben. Jedenfalls versuchte jemand, das ganze Unternehmen zu sprengen und es kurz vor dem großen Durchbruch, und damit dem finanziellen Erfolg, an sich zu reißen. Ihn würde es nicht wundern, wenn die Pharmaindustrie dahinter stünde.
    Aus den Anrufen, von denen Maronn im Laufe des Abends berichtet hatte, war jedenfalls zu schließen, dass versucht werden sollte, einige Kapitalgeber hinauszubugsieren. Dass damit der Tatbestand der Erpressung gegeben sein würde, hatte man offenbar in Kauf genommen, denn keiner der Betroffenen konnte angesichts der brisanten Unternehmung zur Polizei gehen.
    Brugger verfluchte den Tag, an dem er zugestimmt hatte, weitere Geldgeber aufzunehmen. Besser wäre gewesen, selbst zu investieren, oder sich um Kredite zu bemühen – , auch wenn dies in Zeiten der Finanzkrise

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