Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
ist nie jemand gekommen, kein Mensch?«
    Ute Fronzek legte die Stirn in Falten. »Ich meine, dass allenfalls mal ein junger Mann vorbeigekommen ist. Ein Beschäftigter der Klinik. Weiß angezogen. Vermutlich ein Pfleger oder ein Zivildienstleistender. Zivi sagt man, glaub ich.«
    »Und was hat der getan?«
    »Er hat irgendeinen Wagen geschoben – so einen, wie er zum Servieren benutzt wird. Oder so ähnlich.«
    »Hm«, überlegte Kerstin. »Aus diesem Röntgenbereich ist niemand rausgekommen.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Sonst wäre ich ja nicht irgendwann zu Dr. Salbaisi rüber, um mich bemerkbar zu machen.«
    »Und weiter?«
    »Dann ist diese Ambulanzschwester gekommen, hat in die Röntgenabteilung reingeguckt – ja, den Rest werden Sie kennen.«
    »Nein, kenne ich nicht. Tut mir leid«, äußerte Kerstin unterkühlt.
    »Sie haben sie gefunden. Und mich wieder in den vorderen Wartebereich gebeten.« Es fiel ihr hörbar schwer, darüber zu reden. »Die Ambulanzschwester hat mir vorgeschlagen, wenn möglich, später wiederzukommen.«
    »Was Sie auch getan haben?«
    »Nein. Ich hatte wohl nur eine Verstauchung. Vom vielen Tanzen in dieser Nacht«, fügte sie lächelnd hinzu.
    Kerstin versuchte, sich den Ablauf vorzustellen. »Wie lange waren Sie anschließend da – so ungefähr?«
    »Nun – es war ziemlich turbulent. Ich habe eine weitere Viertelstunde im vorderen Wartebereich gesessen.«
    »Ich nehm an, da saßen noch andere Patienten. Haben die denn etwas mitgekriegt? Hat man darüber gesprochen?«
    Ute Fronzek schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Es wurde nichts gesprochen – und ich hab nichts gesagt. Warum auch?«
    »Und als Sie im Röntgen-Wartebereich waren und man den Tod dieser Röntgenassistentin festgestellt hat – wie ging das weiter? Wer kam dazu?«
    »Zuerst der Herr Dr. Salbaisi natürlich. Und gleich drauf ein anderer, der wohl für den Nachtdienst in der Klinik zuständig war.«
    »Wissen Sie noch, wie der hieß?«
    Wieder legte sie ihre Stirn in Falten. »Mo… irgendetwas mit Mo«, überlegte sie krampfhaft. »Moland, Mo…«
    »Egal«, unterbrach Kerstin und versuchte, sich diese Silbe zu merken. »Erinnern Sie sich, was dieser Doktor getan hat?«
    »Er hat sich mit Dr. Salbaisi unterhalten. Sie sind beide in das Röntgenzimmer reingegangen. Mich hat die Ambulanzschwester dann gebeten, in den vorderen Wartebereich zu gehen. Ich hab im Weggehen dann mitgekriegt, dass dieser andere Doktor …«
    »Der Dr. Mo?«, vergewisserte sich Kerstin.
    »Ja, der – dass der gesagt hat, er sei sich absolut sicher, dass die Frau einen Herzstillstand oder so etwas Ähnliches erlitten habe.«
    Kerstin nickte und lauschte für einen Moment auf das Knistern des Feuers, das durch die Scheibe des Ofens zu sehen war. Sie ließ sich vor ihrem geistigen Auge die Situationen vorspielen, um dann einen Szenenwechsel vorzunehmen. »Ganz am Anfang, als Sie gekommen sind. Wie lange mussten Sie warten, bis Sie zu Dr. Salbaisi vorgelassen wurden?«
    »Eine dreiviertel Stunde, schätze ich. Ich bin zwischen allerlei Typen draußen gesessen.«
    »Allerlei Typen«, wiederholte Kerstin und war dankbar für dieses Stichwort. »Erinnern Sie sich, wer vor Ihnen dran war?«
    Ute Fronzek nahm ihre Finger vom Trockengesteck und fuhr sich übers Kinn. »Oje – wenn Sie mich so fragen!« Es klang wie ein Seufzer. »Waren Sie schon mal nachts in einer Klinik-Ambulanz?«
    »Ich befürchte, da hab ich nichts versäumt.«
    »Sollten Sie mal hingehen«, meinte Ute Fronzek. »Wenn das der repräsentative Bevölkerungsquerschnitt ist! Ich hoffe nicht. Ein junger Türke, der wohl mit seinem Vater da war, hat rumgetobt – vermutlich sturzbetrunken. Er wollte sich nicht untersuchen lassen, hat rumgebrüllt. Zumindest hab ich das so verstanden. Und dann waren welche, die direkt von Maskenbällen oder sonstigen Partys gekommen waren. Ein Ehepaar, bei dem die Frau als Engel und er als Teufel verkleidet waren. Sie ging an Krücken. Das ist mir noch gut in Erinnerung, denn ich hab mir gedacht, ob’s wohl ein gefallener Engel ist.« Sie lächelte. »Außerdem war da noch eine andere Frau, die eine Art Katzenkostüm anhatte – zwar originell, aber beinahe ordinär kurz.« Sie überlegte, wie sie’s sagen sollte. »Sie saß mir schräg gegenüber und ich war mir, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob sie überhaupt eine Strumpfhose getragen hat – bei dieser Kälte draußen, mein ich.« Sie wartete einen Moment, um beinahe verlegen

Weitere Kostenlose Bücher