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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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anzufügen: »Aber es war wohl eine da – eine Strumpfhose.«
    »Das dürften die Männer ziemlich – na ja, sagen wir mal, aufregend gefunden haben.«
    »Sogar jene, die ziemlich betrunken rumgehockt sind. Das brauch ich Ihnen nicht zu erzählen. Dabei hat man vom Gesicht der Frau kaum etwas gesehen. Das Katzenfell war weit ins Gesicht gezogen, wie eine eng anliegende Mütze. Mit Katzenohren.«
    Kerstin sah ihre Gesprächspartnerin spitzbübisch an. »Manchmal brauchen die Herren der Schöpfung gar kein Gesicht.«
    »Ich glaube, in diesem Punkt sind wir uns einig.«
    »Diese Dame – nennen wir sie mal Katzenfrau –, die ist vor Ihnen aufgerufen worden?«
    »Ja, vor mir. Es hat dann relativ lange gedauert, bis ich drangekommen bin.«
    »Sie war also unverhältnismäßig lange in der Ambulanz?«
    »So könnte man sagen, ja.«
    »Später haben Sie sie aber nicht mehr gesehen – im zweiten Wartebereich?«
    Ute Fronzek zögerte. »Nein, eigentlich nicht.«
    Kerstin sah sie verständnislos an. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Na ja – ich bin mir da nicht sicher. Aber ich hatte den Eindruck, sie sei in dem Augenblick, als ich aus der Ambulanz in den Flur zum Röntgen raus bin, gerade um die nächste Ecke gegangen.«
    »Das haben Sie genau gesehen?«
    Ute Fronzek wog den Kopf hin und her. »Ich bin mir ziemlich sicher. Es war ein Stück von ihrem Ärmel zu sehen, von diesem Katzengewand.«
     
    Was Häberle las, war in feinstes medizinisches Kauderwelsch verpackt und gespickt mit lateinischen Begriffen. Zunächst erläuterte Kräuter, weshalb er bisher von einer Fettembolie ausgegangen sei. Sowohl die äußeren Umstände als auch die festgestellten Symptome hätten eindeutig auf diese Todesursache hingewiesen, obwohl – das musste Kräuter einräumen – sie in diesem Zusammenhang äußerst selten vorkomme. Eine Fettembolie, so erfuhr Häberle beim Weiterlesen, entstehe, wenn sich Fettgewebe von einem gebrochenen Knochen löse und in die Lunge transportiert werde, ähnlich eines Gerinnsels, mit dem einzelne Gefäße verstopft würden. Damit werde das Herz-Kreislauf-System so gestört, dass es schließlich zum Herzstillstand komme. Ausführlich erläuterte der Gerichtsmediziner, welche zusätzlichen Methoden er bei der zweiten Obduktion angewandt habe. Die entsprechende Textpassage empfand der Kriminalist wie den Auszug aus einer Vorlesung für künftige Gerichtsmediziner.
    Kräuter schilderte, dass er Proben aus der Lunge zunächst habe einfrieren müssen, um sie anschließend, hauchdünn geschnitten, mit Sudan-III-Lösung färben zu können – was immer dies auch sein mochte, dachte Häberle und überflog weitere Passagen. Nach einigen Sätzen fiel Häberles Blick auf verständliche Aussagen. Unterm Mikroskop, so fasste Kräuter zusammen, sei ihm eine atypische Färbung des Fetts aufgefallen. Daraus lasse sich der Schluss ziehen, dass sich im Blutkreislauf des Getöteten ein ölhaltiger Stoff befunden haben müsse, wie beispielsweise etwa Salatöl. Häberle schluckte.
    Kräuter zitierte aus gerichtsmedizinischer Fachliteratur, wonach eine gewisse Menge davon zu einem Versagen der Lungendurchblutung, wie bei einem Gerinnsel, führen könne, das sich dem Gerichtsmediziner wie eine Fettembolie darstelle. Über den zentralen Venenkatheter, der üblicherweise den Schwerkranken in der Intensivstation eingeführt werde, reichten 20 Milliliter aus, um einen raschen Tod durch Rechtsherzversagen herbeizuführen.
    Zentraler Venenkatheter, überlegte Häberle. Natürlich würde es unmöglich sein, dieses Objekt, dreieinhalb Tage nach dem Geschehen, noch sicherstellen zu können. Es war gewiss längst auf dem üblichen Weg in den Sondermüll gelangt.
    Der Kommissar atmete tief durch. Nun hatte er es sozusagen Schwarz auf Weiß: Fallheimer war nicht an den Folgen des Unfall verstorben, sondern Opfer eines Tötungsdelikts geworden. Vermutlich hatte alles zunächst wie ein Unglücksfall aussehen sollen, doch weil damit nicht der gewünschte Erfolg erzielt worden war, hatten der oder die Täter mit einer anderen, ebenso unauffälligen Methode nachgeholfen. Somit, kombinierte Häberle sofort, musste der Täter aus der Klinik stammen. Denn wer, außer jemand vom medizinischen Personal, hätte dem Opfer in der Intensivstation über den Venenkatheter Salatöl verabreichen können?
    Der Chefermittler legte das Blatt zur Seite und griff nach dem zweiten Ausdruck, dessen Text sich mit Anja Kastel befasste. Auch zu ihrem Tod

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