Blutsauger
feststellen?«
»Wie ich schon sagte – mit toxikologischen Untersuchungen, die aber mehrere Tage in Anspruch nehmen.«
»Okay«, seufzte Häberle und bedankte sich für die Erläuterungen.
Noch bevor er auflegen konnte, beeilte sich Kräuter, eine Bemerkung loszuwerden: »Sie sollten allerdings das, was ich Ihnen gerade gesagt habe, vertraulich behandeln. Ich möchte nicht, dass es nachher heißt, ich hätte die Ärzteschaft angeschwärzt.«
»Ist so angekommen«, bestätigte der Ermittler. »Schwarze Schafe gibt’s in jedem Job.« Weil Kräuter offenbar noch auf weitere Bemerkungen wartete, fügte Häberle an: »Und ich bin mir sicher, auch in Ihrem Job gibt’s schwarze Schafe. Hab ich recht?«
46
»Stehen bleiben!«, hallte es noch einmal durch den dunklen Hinterhof. Linkohr, der auf der Rampe in der Bewegung verharrt war, versuchte vorsichtig, die Herkunft dieser scharfen Männerstimme zu orten. Sie kam von rechts hinten – von den beleuchteten Fenstern des gegenüberstehenden Gebäudes. Er drehte sich langsam um. Neben einem nach innen geschwenkten Fensterflügel erkannte er zwei Männer. Vermutlich waren es dieselben, die er vorhin an einem Computerbildschirm hatte sitzen sehen.
»Was machst du da?«, schrie einer von ihnen zu ihm herüber.
Linkohr hob beschwichtigend die Unterarme und ging langsam die Treppen der Rampe wieder hinab. »Kriminalpolizei!«, rief er zurück und näherte sich dem Fenster. Gleichzeitig fingerte er seinen Dienstausweis aus der gefütterten Freizeitjacke. Er hielt den beiden Männern das Dokument entgegen, das diese jedoch in der Dunkelheit ohnehin nicht erkennen konnten. »Kriminalpolizei Göppingen«, ergänzte er, worauf das forsche Vorgehen der Männer in vornehme Zurückhaltung umschlug.
»Ist was passiert?«, fragte einer von ihnen zaghaft.
»Nichts Besonderes«, wiegelte der Kriminalist ab. »Da drüben ist die Tür auf, aber wohl keiner da. Haben Sie etwas gesehen?«
Die Männer sahen sich an. »Gesehen?«, wiederholte der Ältere von ihnen. »Gesehen, ja schon. Seit gestern wird dort ausgeräumt.«
»Ausgeräumt? Sie meinen, da ist gar nichts mehr drin?«
»Viel kann es jedenfalls nicht mehr sein. Ein Lkw nach dem anderen war da, seit gestern früh bis heut Nachmittag.«
Linkohr spürte plötzlich Panik in sich aufkommen. »Und wer hat das gemacht?«
»Keine Ahnung. Lastwagen ohne Aufschrift. Ausländische.«
»Kennzeichen? Haben Sie das Kennzeichen gesehen?«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Nee, hab ich nicht.« Er wandte sich an seinen jüngeren Kollegen: »Und du?«
»Es waren ausländische Nummernschilder. Wir haben noch drüber gerätselt, woher. Sie waren weiß. Keine gelben, wie die Holländer sie haben. Und es war das blaue EU-Zeichen drauf. Aber aus der Distanz war nicht abzulesen, welches Nationalitätenkennzeichen draufstand.«
Linkohr seufzte in sich hinein. »Kam es denn öfters vor, dass ausländische Lkws hier aufgetaucht sind?«
»Das kam vor«, ergriff wieder der Ältere das Wort. »Soll ja ein internationales Unternehmen gewesen sein, da drüben. Nur hat man nie genau erfahren, was die tun. Irgendwas Medizinisches.«
»Sie haben mit den Leuten hier nie gesprochen?«
»Leute?«, echote es zurück. »Da gab es nur einen, den man gesehen hat. Einen gewissen Dr. Humstett oder so ähnlich. Die meiste Zeit hat er wohl nachts rumgewerkelt.« Er sah seinen Kollegen an, der mit dem Kopf nickte.
»Nachts«, wiederholte der Mann und ergänzte mit finstrem Gesicht: »Es muss Gründe haben, warum man nur nachts aktiv wird, meinen Sie nicht auch?« Weil Linkohr keine Antwort gab, legte der Mann am Fenster nach:
»So leerstehende Firmengebäude locken doch immer Zwielichtiges an. Das müssten Sie wissen. Ich sag immer: Ein altes Betriebsgelände zieht die Ratten ober- und unterirdisch an.« Er lachte über seine eigene Feststellung. »Immer etwas Dubioses. Zuerst Gebrauchtwagenhandel, dann Hinterhof-Werkstätten. Alteisen. Reifen – alles, bloß nichts Rechtes.«
Linkohr wollte nicht widersprechen, sondern aufs eigentliche Thema zurückkommen: »Wissen Sie, wem das Gebäude gehört?«
»Keine Ahnung. Es hat mal geheißen, ein internationaler Immobilien-Heini hätt das Ding aus der Insolvenzmasse des Vorgängerbetriebs für’n Appel und n’ Ei gekauft.«
»Ein internationaler Immobilienhändler?«
»Ja, Spanien, hat’s geheißen. Aber legen Sie mich bitte nicht fest. Das müsste ja im Grundbuch der Stadt Laichingen ersichtlich
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