Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
nachgab. Ich hatte seit Stunden von niemandem einen Piep gehört, und ich konnte nur hoffen, dass es Winona gut ging. Das Loch war inzwischen groß genug, dass ich mich hindurchschieben konnte. Dann musste ich nur noch die eigentliche Toilettenwand durchbrechen.
Mit protestierenden Muskeln stand ich auf. Sie waren nach dem langen Sitzen auf dem kalten Zement steif geworden. Ich streckte mich Richtung Decke und drehte vorsichtig an der Glühbirne, bis das Licht ausging. Ich wusste nicht, wo sich der Schalter befand, aber hier drin bei mir war er nicht.
Während ich darauf wartete, dass meine Augen sich an die Dunkelheit anpassten, joggte ich auf der Stelle. Es war kalt hier unten, und ich wollte mich notfalls schnell bewegen können. Langsam erschien ein leiser Lichtschein unter der Tür, und ich kniete mich wieder vor mein Loch.
Ich nahm mein improvisiertes Werkzeug und bohrte ein Loch in die Außenwand. Ich war so leise wie eine Maus, aber falls jemand die Tür bewachte, musste er mich hören. Mit angehaltenem Atem legte ich ein Auge an das Loch und sah hindurch, erkannte aber nichts außer schattenhaften Haufen und einen Lichtschein an der Stelle, wo sie wahrscheinlich gerade schliefen. Zwischen uns standen Kisten und alte Aktenschränke.
So weit, so gut. Ermutigt steckte ich meinen Finger durch das Loch und zog. Langsam verbreiterte ich die Öffnung. Die Luft wurde frischer, und ich arbeitete schneller und gab die Verstohlenheit zugunsten der Geschwindigkeit auf. Wenn ich Glück hatte, schlief Eloy und war nicht draußen auf Patrouille.
Eloy. Ich biss die Zähne zusammen, als ich mich an seine spöttische Miene erinnerte, nachdem sie uns gefangen hatten. Er hatte meinen Fluchtversuch erwartet, und ich war direkt in seine Falle getappt.
Mein Kopf tat weh, denn die konservierenden Schwefelver bindungen in dem billigen Essen, das ich in den letzten vierund zwanzig Stunden bekommen hatte, machten mir inzwischen richtig zu schaffen. Frustriert riss ich ein großes Stück Kabinenwand heraus, nur um zusammenzuzucken, als gleichzeitig Brösel auf den Boden regneten. Ich hielt inne und entschied, dass das Loch jetzt groß genug war, um mich hindurchzudrücken – ich konnte es einfach keine Sekunde länger in diesem Klo aushalten. Mit schmerzenden, verkrümmten Fingern krabbelte ich durch das Loch in der Wand. Mein Rücken protestierte, als ich an den scharfen Kanten entlangrutschte, und meine Muskeln waren steif.
Mein Fuß verfing sich an einer Ecke und schleifte hörbar über den Boden, als ich ihn mit einem Ruck löste. Immer noch auf Händen und Füßen erstarrte ich, hielt den Atem an und spähte zu dem sanften Lichtschein hinüber, der hinter den Aktenschränken zu sehen war. Kein Geräusch störte die Stille, und langsam beruhigte sich mein Pulsschlag wieder.
Vorsichtig stand ich auf und bewegte meine Hände. Das Silberarmband rutschte auf mein Handgelenk. Ich lächelte befriedigt und ein wenig stolz. Ich war entkommen, ohne meine Magie einzusetzen. Ganz ohne Magie. Trotzdem war ich entschlossen, dieses dämliche Armband abzunehmen. Oh Gott. Al. Ich musste etwas wirklich Großes finden, um ihn damit zu bestechen. Vielleicht kann ich genug Tulpas machen, um seine Bibliothek zurückzukaufen. Aber ich wusste, dass das nicht reichen würde. Es würde nie reichen. Ich hatte ein Loch ins Jenseits gerissen, und es fiel langsam aber sicher in sich zusammen.
»Ich bin gleich zurück«, flüsterte ich in Winonas Richtung, obwohl ich wusste, dass sie mich nicht hören konnte. Dann verschob ich eine staubige Kiste, um das Loch in der Wand zu verbergen.
Die Treppe war ein sicherer Weg nach draußen, aber ich würde nicht ohne Winona fliehen, und sie war auf den Stufen einfach zu laut. Ganz abgesehen davon, dass die Vordertür oben verschlossen und mit einem Alarm gesichert sein würde. Polizei wäre toll, aber es würde mindestens eine Viertelstunde dauern, bis jemand hier ankam, und das war genug Zeit, um uns wieder einzufangen und an einen anderen Ort zu bringen. MegPaG war Abschaum, aber ihre Leute waren gut trainiert und sehr effizient.
Eigentlich hielt ich nach einem ruhigen, nicht verkabelten Kellerfenster Ausschau, durch das man fliehen konnte. Ich wandte mich von dem Lichtschein ab und ging tiefer in den Keller hinein. Es gab wahrscheinlich keinen Aufzug oder eine zweite Treppe, da Gerald in dieser Richtung keine Kameras installiert hatte. Aber vielleicht gab es ja ein Fenster.
Ich duckte mich unter einem
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