Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Laborbücher.« Stirnrunzelnd rieb ich mit einem Finger über die Arbeitsfläche. »Jennifer mag keine Magie, aber sie ist nicht so konservativ wie Eloy.«
Mein Puls beschleunigte sich, und ich sah auf den Boden, um dort ein paar ungewöhnliche Schleifspuren zu entdecken – wie von einer Leiter. Wieder sah ich zu der Lichtinstallation hinauf. Quen, der immer noch neben der Tür stand, bewegte sich unruhig, als hätte er Angst, etwas übersehen zu haben.
»Außerdem wäre da noch Gerald«, sagte ich und schlurfte zu der Arbeitsplatte an der Wand, um mir die Kratzer aus einer anderen Perspektive anzusehen. »Bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihm fast mit einem Knüppel den Kopf von den Schultern geschlagen habe, wirkte er gar nicht so übel – zumindest für ein heuchlerisches, bigottes, bekennendes MegPaG-Mitglied, das mit einem Gewehr unter dem Bett schläft. Er ist der Sicherheitschef und die Muskelmasse der Operation. Waffen und Kameras. Guter Junge mit einem Abschluss.«
Mein Bein tat weh, und ich richtete mich auf. »Als Letztes kommt Eloy. Er ist nicht oft da. Entweder er schiebt draußen Wache oder er macht sich einfach gerne rar. Er repräsentiert die gute, alte Schule von MegPaG. Militärischer Hintergrund. Ein Planer. Findet die jeweils nächste Basis und rüstet sie aus. Er mag keine Magie. Überhaupt nicht. Ich glaube, er war derjenige, der bei meiner Entführung die Vampire erschossen hat.« Ich senkte den Kopf und rieb mir die Stirn. Ich brauchte ein neues Schmerzamulett. Mir tat alles weh. »Er hat das Sagen, aber er lässt Chris in dem Glauben, dass sie den Befehl führt, auch wenn sie mitunter daran zweifelt. Er hat den Schlüssel zur Kasse, aber die wichtigste Frage ist, woher MegPaG das Geld bekommt.«
»Da stimme ich zu«, sagte Trent langsam. Mir fiel auf, dass er sich seit Betreten des Raums nicht bewegt hatte. »Wie groß sind die Chancen, dass die MegPaG sich mit einer anderen Gruppierung zusammengeschlossen hat, deren Ziel es einfach nur ist, zur alten Wissenschaft zurückzukehren?«
Ich nahm die Hand von der Stirn. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber Chris hat darauf bestanden, dass sie zu MegPaG gehört.«
Ich sah kurz in Trents besorgtes Gesicht, dann wanderten meine Augen wieder zur Decke. Jenks räusperte sich. Er hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und wartete darauf, dass ich ihm mitteilte, was mich beschäftigte. »Jenks, sag mir, was du von diesem Licht hältst«, meinte ich schließlich. Seine Flügel setzten sich in Bewegung und wurden unsichtbar, als er abhob. Quen runzelte die Stirn, aber irgendetwas hatte direkt unter dem Licht gestanden, und ich ging davon aus, dass es eine Leiter gewesen war.
Und tatsächlich, kurz darauf pfiff der Pixie. »Es ist sauber!«, rief er, immer noch außer Sichtweite zwischen der Lichtinstallation und der Decke. »Wirklich sauber. Jemand hat es abgewischt. Hier liegt überhaupt kein Staub.«
Trent drehte sich zu Quen um, und der Mann war anständig genug, um verlegen zu wirken. »Ich suche eine Leiter«, meinte er, dann schob er sich mit betretenem Blick an Trent vorbei zur Tür.
Jenks sank in einer Wolke aus goldenem Staub von der Decke herab. »Ich komme mit«, sagte er. Trent verzog kurz das Gesicht, aber dann nickte er. Er hätte Jenks sowieso nicht davon abhalten können, zu tun, was er wollte, ohne ihn mit Haftseide zu beschießen.
Quen schlich quasi aus der Tür. Es war offensichtlich, wie sehr es ihn aufregte, dass wir etwas gefunden hatten, was er übersehen hatte. Jenks saß auf der Schulter des verärgerten Elfs, und bevor die Tür sich schloss, hörte ich ihn noch sagen: »Hey, mach dir nichts draus. Ich habe auch nicht dran gedacht, da oben zu schauen. Sie ist einfach gut.«
Die schwere Tür fiel hinter ihnen zu, und Schweigen breitete sich aus. Trents Anzug raschelte leise, als er sich auf die Arbeitsfläche setzte. Er wirkte in dieser Laborumgebung irgendwie seltsam – eher wie der Mann, an den ich mich von meiner Fahrt durchs Land erinnerte, selbst wenn er im Moment Lederschuhe statt Stallstiefeln trug.
Ich dachte an das Gespräch im Aufzug zurück und lehnte mich gegen den Tresen. Der gesamte Raum lag zwischen uns. Mein Rollstuhl stand noch auf der anderen Seite des Flurs, und ich war zu stolz, um darum zu bitten. Ich lehnte meine Krücke neben mich, verschränkte die Arme über dem Bauch und weigerte mich, das Schweigen an mich heranzulassen. Wir waren wieder allein, und diesmal würde ich ihn nicht
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