Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
in eine leere Küche starrte.
Jenks hob in einer Wolke aus silbernen Funken ab. »Er ist im Schlafzimmer, am Telefon. Oh, der ist mal sauer.«
Ich umklammerte die Armlehne und versuchte erfolglos, mich aus dem Sofa hochzustemmen. Daryl hatte den Raum bereits halb durchquert. Ivy schloss sich ihr an der Schlafzimmertür an und hämmerte mit der Faust dagegen, als ein höfliches Klopfen nichts half. »Glenn?«, schrie sie. Jenks schwebte neben ihr und wies sie an, den Mund zu halten, damit er lauschen konnte.
Ich sank hilflos in die Kissen zurück. Ich konnte tatsächlich nicht ohne Hilfe von dieser dämlichen Couch aufstehen. Wayde starrte mich an, und ich starrte zurück. »Willst du mir helfen, oder willst du da nur dumm rumsitzen?«, fragte ich endlich. Er seufzte und stellte seinen Teller ab.
Der Werwolf zog mich hoch. Meine Rippen protestierten gegen die Bewegung und mein Fuß war taub von den Menschenmedikamenten. Ich schnappte mir die Krücke, die er mir reichte, und humpelte zu Glenns Schlafzimmertür. »Was sagt er?«
»Bis jetzt flucht er eigentlich nur«, meinte Jenks. »Er will wissen, wer die Überführung genehmigt hat.«
»Dr. Cordova«, flüsterte Ivy.
»Das hast du gehört?«, fragte Jenks beeindruckt, aber sie schüttelte den Kopf.
»Sie hat in der Bibliothek deswegen rumgezickt«, erklärte Ivy, dann runzelte sie die Stirn und lauschte weiter auf Glenns Worte.
»Ich habe keine Verlegung genehmigt!« Seine laute Stimme drang mühelos durch die dünne Tür. »Mir ist egal, was Dr. Cordova Ihnen gesagt hat. Nicht sie ist Ihr Boss, sondern ich!« Es folgte eine kurze Pause, dann: »Cordova versucht schon seit ihrer Gründung, meine Abteilung wieder zu schließen. Ich glaube, sie wollte , dass er entkommt.«
Ich blinzelte. Plötzlich kam mir ein Gedanke. Ich stolperte rückwärts und wäre fast gefallen, als meine Krücke am Teppich hängen blieb. Ivy warf einen kurzen Blick über die Schulter, als Wayde mich auffing, aber ich winkte ab und dachte weiter nach. Ich glaube, sie wollte, dass er entkommt.
»Rache?«, fragte Jenks besorgt, während meine Gedanken sich vollkommen neu ordneten: Die I. S., die versuchte MegPaG ohne Beteiligung des FIB zu fangen; Cordova, die auf einem Einsatz auftauchte, auf dem sie nichts zu suchen hatte; Jennifer, die freikam, während Cordova das gesammelte Team anschrie; Cordovas Befehl, dass die Gefangenen in FIB-Gewahrsam genommen werden sollten; Eloys prahlerische Erklärung, dass sie ihre Leute überall hätten; die Tatsache, dass er nicht nur einmal, sondern zweimal entkommen war, nachdem wir ihn festgesetzt hatten; und die FIB-Pistole, mit der Eloy auf mich gefeuert hatte.
»Rache?«, fragte Jenks wieder. Ich schüttelte nur den Kopf.
»Ich muss mich hinsetzen«, sagte ich. Wayde stützte meinen Ellbogen und half mir zu einem der Barhocker, statt mich wieder auf die Couch zu setzen, die für mich nichts anderes war als eine Falle. Dann blieb er stehen und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er sich um mich kümmern musste oder zur Tür zurückgehen sollte. Ich winkte ab, und er zog sich zurück und überließ mich meinen schrecklichen Gedanken. Das FIB wollte nicht, dass MegPaG gefangen wurde. Das hatte Felix gesagt. Das hatte Felix gewusst.
Ich hatte das üble Gefühl, dass Dr. Cordova ein Mitglied von MegPaG war. Glenn hatte keine Ahnung. Kein Wunder, dass er sie nicht fangen konnte.
In mir stieg die Erinnerung auf, wie wütend Dr. Cordova gewesen war, als Eloy verhaftet wurde. Und dann an ihre Wut auf Glenn, als wir ihn auf der Central Avenue erwischt hatten. Wie sie davongefahren war, um dem Medienzirkus zu entkommen, und zwar nicht in Richtung FIB oder I. S., sondern irgendwo anders hin. Hatte sie den Ausbruch organisieren müssen?
»Oh mein Gott«, flüsterte ich. Mit einer Hand umklammerte ich meine Krücke, die andere drückte ich schützend gegen die Rippen. Das FIB hatte Zugang zu allen Bauplänen der gesamten Stadt. Sie kannten die besten Verstecke, und die MegPaG erfuhr sofort, wann sie die Basis wechseln musste. Die MegPaG hat das FIB unterwandert . Nur das ergab Sinn.
Ich hob meinen Blick zu der Tür, vor der nur Inderlander standen. Jeder von ihnen hörte jedes einzelne Wort, das Glenn sprach. Dann begann mein Telefon in meiner hinteren Hosentasche zu summen. Wenn die MegPaG das FIB unterwandert hatte, wer waren dann die Männer-die-hier-nichts-zu-suchen-hatten?
Mit trockenem Mund griff ich nach meinem Handy und entdeckte eine
Weitere Kostenlose Bücher