Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
bis ihr kalt wird«, meinte Ivy mit gespieltem Desinteresse.
»Außerdem sind wir ziemlich gut darin, sie wieder zusammenzusetzen«, sagte Jenks, gerade als die Tür sich hinter mir schloss.
Ja, sie waren gut darin, mich wieder zusammenzusetzen. Ich fühlte mich wie Humpty Dumpty, als ich zum Aufzug schlurfte. Mein Knöchel tat genauso weh wie meine Rippen. Als sich die Türen endlich öffneten, stieg ich in den Lift und schlug so fest auf den Knopf fürs Erdgeschoss, dass meine verletzte Hand protestierte. Ich hätte einen Heilungsfluch winden sollen, aber ehrlich gesagt hatte ich zu viel Angst, dass ich vielleicht etwas verbockte und dann schlimmer dastand als vorher.
Die MegPaG hatte das FIB infiltriert. Ich fragte mich, wie lange es schon so war. Hatten sie sich gemeinsam entwickelt? Oder hatte die MegPaG erst vor Kurzem eine landesweite Organisation unterwandert? Und wohin gehörten die Männer-die-hier-nichts-zu-suchen-hatten? Trent hatte geschrieben, dass das Funkgerät wieder aktiv war. Waren sie selbst hinter Eloy her, oder halfen sie ihm bei der Flucht? Ich würde es bald herausfinden.
Die Türen öffneten sich und die kühle Luft der Lobby strich über mein vor Wut erhitztes Gesicht. Ich bewältigte den kleinen Spalt zwischen Aufzug und Boden, dann hielt ich auf die großen Glastüren zu, während ich nach Trents Auto Ausschau hielt und es nirgendwo entdecken konnte. Ich zögerte, dann hörte ich, wie der Lift sich schloss und sofort wieder nach oben fuhr.
Ich kniff die Augen zusammen. Wayde , dachte ich und musterte stirnrunzelnd die spärlich eingerichtete Lobby. Vor drei Tagen hatte ich es noch nicht übers Herz gebracht, ihm wirklich wehzutun. Heute, mit einem gebrochenen Knöchel, angeschlagenen Rippen, einer verletzten Hand und vollkommen neuen Erkenntnissen, sah die Sache schon anders aus.
Ich blieb stehen und beobachtete, wie die Stockwerkanzeige des Lifts sich bis zu Glenns Etage vorarbeitete, um dann wieder zurückzusinken. »Dämlicher, starrsinniger Werwolf«, murmelte ich, als der Lift bimmelte. Ich humpelte zurück und stellte mich direkt neben die Kabinentüren. Als sie sich öffneten, ließ ich meine Tasche fallen, hob meine Krücke … und als er aus dem Aufzug trat, schlug ich nach ihm.
»Heilige Mutter!«, schrie Wayde und wich in den Aufzug zurück. Meine Krücke traf den Rahmen und zerbrach. Ich hatte zu früh zugeschlagen.
»Folg mir nicht, Wayde!«, sagte ich, trat vor die Türen und hielt sie mit meiner zerbrochenen Krücke davon ab, sich wieder zu schließen. Wayde drückte sich mit dem Rücken gegen die hintere Wand und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Verstanden? Folg mir nicht! Ich brauche ein wenig Zeit für mich, okay?«
Ein Teil von mir wollte ein Kraftlinie anzapfen und es ihm so richtig zeigen, aber ich tat es nicht. Zurückhaltung. Das war meine neue Parole. Es jagte mir eine Höllenangst ein, dass ich mir selber erlaubte, Dämonenmagie zu winden. Ich wollte nicht zu Al werden. Ich würde meine Magie nur nutzen, wenn es wirklich nötig war. Wayde war ein vernünftiger Mann. Wir konnten das auch ohne Gewalt regeln.
Ich wandte mich wieder dem Eingang zu. Obwohl ich es nicht wollte, war ich wütend. Ohne Krücke fiel mir das Gehen schwerer, aber ich schaffte es. Mit rasendem Puls hob ich meine Tasche auf und taumelte auf die Glastür zu. Dahinter stand im Licht der Straßenlaternen Trents Auto, dessen Scheinwerfer direkt auf das Gebäude ausgerichtet waren. Ich hörte ein leises Schleifen hinter mir und drehte mich genervt um.
»Hey!«, jaulte ich dann und bemühte mich, auf den Beinen zu bleiben, als Wayde mich gegen die Glasscheibe neben den Türen drückte. »Was zur Hölle tust du da?«, keuchte ich und wand mich, während er seine Hand in meine Manteltasche steckte.
»Ich suche nach deinen Schlüsseln«, sagte er. Ich holte aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige.
»Hau ab!«, schrie ich. Er zog sich zurück, aber ich hörte das Klimpern von Schlüsseln. »Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?«
Zufrieden zog sich Wayde mit meinem Schlüsselbund in der Hand zurück. Seine Wange war von meinem Schlag gerötet, aber es schien ihm nicht besonders viel auszumachen. »Du wirst mir später dafür danken«, sagte er. Er wirkte, als hätte er gewonnen. »Ich weiß, dass du wegen Eloy wütend bist, aber loszuziehen und ihn zu suchen wird niemandem helfen, besonders nicht dir.« Er ließ meine Schlüssel klappern, als hielte er mein Schicksal in
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