Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
worden. »Du hättest mir auch helfen können«, sagte ich, als ich die Tür aufriss und in den schicken kleinen Zweisitzer glitt, nur um glücklich festzustellen, dass der Beifahrersitz von einer Sitzheizung vorgewärmt war. Die Fenster waren offen, aber nachdem die Heizung voll aufgedreht und alle Düsen auf mich ausgerichtet waren, war es trotz der kühlen Herbstluft recht mollig.
Trent trat aufs Gas und schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Ich hatte dir gesagt, du sollst allein kommen. Glaubst du, ich will auf einem Überwachungsband erscheinen?«
Ich beäugte seine schwarze Kleidung, während ich mich anschnallte und er wieder Richtung Straße fuhr. »Außerdem«, meinte er, als er an der Ausfahrt des Parkplatzes anhielt und dann abbog, »wenn du deinen Bodyguard nicht loswerden kannst, bist du auch nicht fit genug, um Eloy ins Visier zu nehmen. Wieso hast du keinen Heilungsfluch gewunden?«
»Ich hatte noch keine Zeit. Außerdem geht es mir gut«, sagte ich. Er nickte. Wieder schoss Adrenalin in meine Adern und ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Das Auto war schnell, Trent sah gut aus, und gemeinsam wussten wir mehr als I. S. und FIB zusammen. »Weißt du schon, wer die Männer-die-hier-nichts-zu-suchen-haben sind?«
Er schüttelte den Kopf und warf mir das kleine Funkge rät zu. »Noch nicht, aber sie sind menschlich, und sie helfen MegPaG nicht, sondern haben es auf MegPaG abgesehen. Sie haben einen ihrer Männer bei Eloy und Dr. Cordova am ›Wasserloch‹. Hör mal rein.«
Ich griff nach dem Ohrstöpsel und legte ihn an, um das Klappern von Geschirr und leise Unterhaltungen zu hören. Das konnte überall sein.
»Weißt du, was ›das Wasserloch‹ ist?«, fragte Trent, als er an einem Stoppschild anhielt.
Erst schüttelte ich den Kopf, dann zögerte ich, und schließlich erschien ein breites Lächeln auf meinem Gesicht, als im Hintergrund Marks Ruf erklang: »Große Latte! Italienische Zubereitung! Wenig Sirup, wenig Schaum! Fertig!«
»Du wirst es nicht glauben«, sagte ich. Eigentlich sah Trent ein bisschen zu teuflisch aus, um eine gute Rückendeckung abzugeben. »Sie sind im Junior’s .«
Trent grinste mich an, und etwas in mir reagierte darauf. »Du hast recht. Ich glaube dir nicht.«
27
Als Trent sein schickes Auto auf den Parkplatz vom Junior’s lenkte und mit ausgeschalteten Scheinwerfern anhielt, taten meine Rippen wieder weh. Meine Finger wirkten im blauen Licht des Armaturenbretts silbern, und ich konnte meine Verletzungen nicht sehen, nur spüren. Auf der Konsole zwischen uns lag der Ohrstöpsel und die Lautstärke war ganz aufgedreht, um eine geschäftige, gut organisierte Kette angespannter Befehle hörbar zu machen. Im Café war alles friedlich. Das kann ich ändern , dachte ich trocken, und wusste genau, dass die nächsten zehn Minuten meinen neuen Waffenstillstand mit Mark hinfällig machen würden.
Laut der Digitalanzeige an Trents Armaturenbrett war es fast drei Uhr morgens. Hätte das Café in den Hollows gelegen, wäre es voll gewesen. Meinem Empfinden nach war es viel später, und die Lampen des lichtdurchfluteten Cafés erhellten einen fast leeren Parkplatz. Junior, oder Mark, wie er richtig hieß, räumte gerade die Regale ein. Sonst konnte ich keine Angestellten entdecken.
In einer Ecke diskutierten zwei Kunden über ihren Pappbechern – Eloy und Dr. Cordova. Eloy trug eine Jeansjacke über seinem weißen Gefängnisanzug, während Dr. Cordova mit schwarzer Hose und einem Stricktop lässiger gekleidet war als sonst – scheinbar Reisekleidung für den Fall, dass sie in ein Flugzeug springen musste. In einer anderen Ecke saß mit dem Rücken zu ihnen ein athletisch wirkender Mann im Jogginganzug. Ich hätte meine schönste Unterhose bei eBay versteigert, wenn er nicht zu den Männern-die-hier-nichts-zu-suchen-hatten gehörte und alles, was hinter ihm geschah, mit irgendeinem elektronischen Spielzeug genau im Blick behielt.
Trent drückte auf den Knopf für die Sitzheizung, und sie ging aus. »Hier«, sagte er, griff in seine Gürteltasche und gab mir eine winzige Phiole. »Du siehst aus, als hättest du Schmerzen.«
Ich nahm das Fläschchen und zog die Augenbrauen hoch. »Und das ist?«
»Betäubt den Schmerz. Ich könnte deine Hilfe wirklich gebrauchen, aber nicht, wenn ich dir durch die Tür helfen muss. Es unterdrückt die Schmerzen besser als dein Amulett, aber es wird dich nicht heilen.« Er verzog das Gesicht und strich sich die hellen Haare aus
Weitere Kostenlose Bücher