Blutsbraeute
groà und formlos, und sie war so klein und
unverwechselbar. 1990 kamen wir nach Namibia zurück und lebten dort. Ich setzte mein ziemlich ausschweifendes Vermehrungsprojekt fort und bekam zwei weitere entzückende Töchter. Dann hatte ich genug von der Häuslichkeit und bewarb mich um ein Fulbright-Stipendium. Als ich das Stipendium bekam, verbrachte ich das erste Jahr (1999) allein, während meine Töchter bei meinen Eltern in Namibia blieben. Ich wohnte in Greenwich Village, und als sie wieder bei mir waren, zogen wir nach Park Slope in Brooklyn. Es war anstrengend, aber mir gefiel es.
Dann kamen wir nach Kapstadt zurück, und seitdem schreibe ich wie besessen.
Hier in Südafrika habe ich einige Reportagen über die südafrikanische Sex- und Pornoindustrie geschrieben, über Menschenhandel und die Sondereinheiten der Polizei, die ihn bekämpfen. Meine Redakteurin bei Marie Claire nennt mich »the Queen of Sleaze«, die Königin des Schäbigen.
Meine Reisen sind wichtig für mein Schreiben. Ich reise fast immer allein, und ich liebe die Möglichkeit der unmittelbaren Annäherung, die man dadurch hat, die Offenheit, die entsteht. Die meisten Leute, die ich treffe, kümmern sich sehr gut um mich.
Ich bin mit etwas geschlagen, was Oscar Wilde bei Schriftstellern als den »Fluch der glücklichen Kindheit« bezeichnete, aber ich stehe meiner groÃen und exzentrischen Familie sehr nah. Schade, dass ich mit ihnen allen befreundet bleiben will â sie wären sonst ideale Romanfiguren.
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Was hat Sie dazu bewogen, das Buch zu schreiben?
Ich wollte einen schnellen, fesselnden urbanen Thriller schreiben. Ich wollte über eine Frau schreiben, die es mit Frauenfeindlichkeit und Gewalt aufnimmt und gewinnt. Ich liebe Bücher, die unterhaltsam sind â und ich glaube, dass es zu wenige unterhaltsame Autoren in Südafrika gibt. Der Krimi war ein ideales Genre für mich, denn letzten Endes können eigentlich nur Journalisten und Polizisten überallhin gehen, ohne fehl am Platz zu sein. Ich wollte herausfinden, warum es in Südafrika so viel Gewalt gibt; es schien mir nur logisch zu sein, eine Ermittlerin zu erfinden, die die einfache Frage »warum?« stellt.
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Wie verlief die Recherche zu »Blutsbräute«?
Ich unterhielt mich lange mit Pathologen, Ballistikern und Polizisten. Es ist wichtig, dass die Details auf diesen Gebieten stimmen. Ebenso wichtig ist, dass die Figuren überzeugen; das gelingt einem nur, wenn man sich darauf einlässt, einige Zeit mit Leuten eines bestimmten Schlags zu verbringen â Leuten wie denen, die in meinen Büchern die schrecklichsten Dinge tun.
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Gab es ungewöhnliche Vorfälle im Zusammenhang mit dem Schreiben des Buches?
Ja. Ich war gerade dabei, die Strecke auszumessen, die mein abscheulicher Serienkiller zurücklegt, um eine Leiche verschwinden zu lassen, als ich auf eine Freundin stieÃ, die gerade ihren Hund ausführte.
»Was machst du denn da, Margie?«, sagte sie. Ich glaube, mein glasiger Blick beunruhigte sie ein wenig.
»Ich versuche herauszufinden, ob ich eine Leiche von hier bis zu dem Bootshaus dort schleppen könnte, ohne gesehen zu werden«, sagte ich, ohne nachzudenken.
»Ach so.« Sie kicherte nervös und machte sich eilig davon.
Ich versuchte nicht, es ihr zu erklären, aber als das Buch herauskam, schickte ich ihr ein Exemplar, und danach luden wir uns wieder in regelmäÃigen Abständen gegenseitig zum Essen ein.
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Hat die Geschichte mit wirklichen Ereignissen, in der heutigen Zeit oder der Vergangenheit, zu tun?
Ja. Menschenhandel ist in Südafrika allgegenwärtig. Südafrika hat die höchste Zahl von Serienmördern auf der Welt, nach den USA und Russland. Wir haben allerdings auch, zu unserem Glück, eine spezielle psychologische Polizeieinheit, die Serienmörder zu hundert Prozent hinter Gitter bringt. Ich habe diese Einheit sehr genau kennen gelernt, so dass meine Figuren, wiewohl erfunden, von den Mitgliedern dieser erfolgreichen Einheit inspiriert sind. Die Gerichtsmedizin und die Ballistik in Südafrika sind ebenfalls Spitzenklasse, was in meinem Buch seinen Niederschlag findet.
Auch die Globalisierung von Verbrechen, Pornografie und sexueller Gewalt ist eine traurige Tatsache.
Die Gabe, das Herz der Finsternis in spannende Lektüre zu verwandeln
Von Dawn Kennedy,
aus: Cape Times , 12.
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