Blutsbraeute

von da unten.« Panik ließ Riedwaans Stimme vibrieren und setzte Clares angespannte Nerven erneut unter Strom.
    Â»Steh auf, Theresa.« Sie packte ihren Arm und zog sie hoch. Das Mädchen zuckte zusammen, als Clares Finger sich in die Blutergüsse an ihrem Arm gruben. Sie schaffte
es, auf die Beine zu kommen, lehnte sich an Clares Schulter.
    Â»Wir müssen ihn einschließen. Falls er uns doch verfolgen kann, lässt er mich nicht entkommen.« Clare zögerte. Die Dringlichkeit, Theresa nach draußen und auf die Promenade zu bringen, trieb sie in die andere Richtung. »Bitte«, sagte Theresa. »Es muss sein.«
    Â»Okay.« Clare gab nach. Sie ging zurück in die Dunkelheit. Die Tür, aus der Theresa gekommen war, stand einen Spalt weit offen. Clare stieß sie auf und schaute hinein. Sie sah das Lager aus aufgerollten Tauen, den Tisch, den Fernseher, die Kamera, einen umgekippten Stuhl und einen Blutfleck am Boden. Aber Tohar war fort. In diesem klaustrophobisch engen Raum war er nirgends zu sehen. Clare wurde vor Entsetzen übel. Sie machte kehrt und rannte zu Theresa, die dort im Gang an der Mauer lehnte, wo Clare sich von ihr getrennt hatte.
    Â»Komm, Theresa.« Sie ergriff ihre Hand. Panik schnürte ihr die Kehle zu. »Lauf jetzt.«
    Theresa brauchte nicht zu fragen, warum. Wut stieg in ihr auf. Warum hatte sie den letzten Schlag unterlassen? Sie hätte es wissen müssen: Aller guten Dinge sind drei. Sie folgte Clare. Ihre Ohren suchten nach Geräuschen außer dem Getrappel ihrer Füße. Sie hörte nichts.
    Clare lief auf ein schwaches Licht zu. Sie betete, dass es dort einen Ausgang gab. Sie war durch den Hochwasserabfluss in der Nähe vom Sushi-Zen in das Netz der alten Kanäle hereingekommen, aber bis dorthin war es zu weit. Ihr Herz fühlte sich an, als wolle es bersten.
Dass sie nicht allein in dem Tunnelsystem waren, erfüllte sie mit Grauen. Sie drückte Theresas Hand ganz fest, damit sie selbst bei Verstand blieb und Theresa nicht verlor. Ihre Taschenlampe fiel zu Boden, bekam beim Aufprall einen Sprung, und das tröstliche Licht ging sofort aus.
    Vor Clare war eine schwere Tür. Sie drückte dagegen, flehte, sie möge aufgehen. Sie schwang widerstrebend auf, mit ächzenden Angeln. Clare wankte hindurch. Theresa war direkt hinter ihr. Tohars Auto glänzte im schwachen Licht.
    Â»Dort ist der Ausgang«, sagte Theresa. Ihr Flüstern klang im Finstern gespenstisch. Sie gingen um das Auto herum.
    Â»Schsch«, machte Clare und hielt Theresa fest. Das Geräusch kam aus dem Tunnel. Es hörte sich wie ein Schlurfen an. Clare warf die Tür zu und zerrte eine schwere Reeprolle davor. Angst saß ihr wie ein Kloß in der Kehle. Aus Theresas Gesicht war alle Farbe gewichen. Sie bebte konvulsivisch. Aber ihre Stimme war ruhig, als sie sprach. Clare verstand allmählich, wie sie es geschafft hatte, bis jetzt zu überleben.
    Â»Das Tor ist da drüben.« Theresa zeigte auf eine Flügeltür. »Aber es sind zwei Vorhängeschlösser daran.« Sie hörten wieder das Schlurfgeräusch, dieses Mal näher, schon fast an der nur notdürftig verstellten Tür. Ein Fluch, den sie nicht verstehen konnten, drang zu ihnen.
    Clare nahm wieder Theresas Hand. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Durch ein paar Ritzen in der Flügeltür fiel etwas Licht. Sie konnte Riegel wahrnehmen,
die mit großen Vorhängeschlössern gesichert waren. »Versteck dich hinter dem Auto.« Theresa duckte sich neben dem Hinterrad des Jaguars. Clare hatte die Pistole aus der Hosentasche gezogen. An der Tür zur Garage wurde wütend gehämmert. Sie bewegte sich einen Spalt weit. Clare zielte auf das obere Schloss des Bootshaustors. Der Knall war ohrenbetäubend, aber Clare bekam wieder ruhige Hände und zielte erneut. Das zweite Schloss barst in dem Moment, als auch die Tür zur Garage aufgeschoben wurde. Theresa schrie, kam schwankend auf die Beine. Sie zog Clare hinter sich her und rannte nach draußen. Kühle Luft begrüßte sie, als sie auf die schmutzige Slipbahn stolperten.
    Â»Clare«, sagte Riedwaan. Er hatte Theresa aufgefangen und drückte sie an seine Brust. »Theresa?«, fragte er. Sie nickte, unfähig zu sprechen.
    Â»Riedwaan.« Clare war heiser. »Er ist da drin. Er hat uns verfolgt.«
    Â»Hier ist unsere Verstärkung.« Clare schaute auf und sah