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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Zufluchtsort ihrer Zwillingsschwester.
    Clare parkte vor dem Haupteingang und stieg aus. Sie dachte immer daran, das Auto hier nicht abzuschließen. Damit hätte sie die Angst der Welt an diesen Zufluchtsort gebracht. Aber es kostete sie jedes Mal eine enorme
Überwindung, den Instinkt zu unterdrücken abzuschließen und hinterher auch noch zu überprüfen, ob die Türen wirklich verriegelt waren.
    Pfarrer Jones, der Leiter der Serenity Farm, erwartete sie auf der rot gestrichenen Veranda des Haupthauses und kam ihr die Treppe herunter entgegen. »Hallo, Isaiah«, sagte sie und hielt ihm die Wange zum Küssen hin. Er beugte sich zu ihr und atmete ihren Geruch ein. Seine Hand strich über die vertraute Biegung in ihrem Kreuz, und ihr Körper reagierte darauf, indem er weich wurde.
    Â»Willkommen, Clare«, sagte er. Zwanzig Jahre hatten ihre Reaktion auf ihn nicht abgeschwächt, aber sie hatten sich beide mit dem Verlust abgefunden, den der Zölibat ihnen auferlegte. Er hakte sich bei ihr unter, wie es ein Bruder getan hätte.
    Â»Ich bin froh, dass du kommst.« Das war kein Vorwurf. Er verstand, dass sie oft lange wegblieb. »Constance ist seit Kurzem wieder sehr verängstigt.«
    Clare sah ihn an. »Mehr verängstigt als sonst«, verbesserte sich Isaiah. »Sie wartet auf dich.«
    Sie gingen den Pfad entlang. Die Pflanzen, die sie streiften, gaben strenge, herbstliche Düfte ab. Am Rand der Lichtung stand das Cottage, in das sich ihre schöne Zwillingsschwester selbst eingeschlossen hatte, weiß, symmetrisch, perfekt. Isaiah drückte ihren Arm.
    Â»Danke«, murmelte sie.
    Clare ging an der Sonnenuhr vorbei und klopfte an der Eingangstür. Constance würde erst öffnen, wenn Isaiah den schmalen Pfad entlang zurückgegangen war. Clare horchte auf das Rascheln der Kleidung ihrer Schwester.
Ihr Körper war hellwach, als sie darauf wartete, dass die Tür aufging und sie Constance vor sich sah. Ihr zweites Ich.
    Â»Hallo, Clare. Ich bin froh, dass du gekommen bist. Komm herein, bestimmt bist du sehr müde.« Eine weiße Hand griff aus dem schwach beleuchteten Innenraum, umfasste Clares braunen Arm und zog sie hinein. Constance schloss die Tür. Die Schwestern umarmten sich, blondes Haar vermischte sich mit schwarzem.
    Â»Warum hast du mir das geschickt?«, fragte Clare und löste sich von ihrer Zwillingsschwester, um ihr die Tarotkarte zu zeigen.
    Constance nahm sie. »Die erste Karte ist der Schlüssel zur Gegenwart. Das hier ist die Hohepriesterin.« Sie drehte die Karte um. »Die Päpstin, das Sinnbild der Macht.«
    Clare sah sie verständnislos an.
    Â»Das ist typisch für dich: Immer denken, nie verstehen.«
    Clare folgte Constance ins Wohnzimmer. Constance setzte sich, schlang die Arme um die Knie. Ihr Körper bebte jetzt.
    Â»Bitte, behalte sie, Clare. Du wirst sie brauchen.« Clare kapitulierte und steckte die Karte wieder in ihre Tasche. Dann hockte sie sich neben Constance und legte ihren Arm um sie. Langsam beruhigte sich ihre Schwester.
    Â»Er ist wieder da draußen. Ich spüre ihn. Er ist unterwegs.« Sie barg das Gesicht an Clares Schulter.
    Â»Nein, ist er nicht.« Clare war nicht besonders überzeugend in ihrem Beschwichtigungsversuch.

    Â»Wer hat dann das Mädchen umgebracht? Wer hat sie so zugerichtet?«, zischte Constance. Ihr Atem an Clares Gesicht war heiß. »Wer?«
    Â»Die Polizei wird ihn finden. Ich arbeite mit ihr zusammen. Ich werde ihn finden.« Clare strich ihrer Schwester das Haar aus dem Gesicht. »Versuche jetzt, zur Ruhe zu kommen. Du hast nicht viel geschlafen, stimmt’s?«
    Constance nickte. Clare stellte sich darauf ein, ihre Schwester so lange im Arm zu halten, bis sie sich ausgeweint hatte und einschlief. Es war bereits dunkel, als Constance endlich schlief. Clare deckte sie zu und ging hinaus. Der Mond warf sein kaltes Licht auf den Pfad, als sie über den knirschenden Kies zu ihrem Auto zurückging.
    Sobald Clare zu Hause war, zog sie sich aus und stellte sich unter die heiße Dusche, versuchte, die Phantomnarben auf ihrem Körper wegzuspülen, die in Wahrheit die Narben ihrer Schwester waren, deren Körper unbekannte Täter schwer misshandelt hatten. Sie trat aus der Dusche, um sich Shampoo zu holen, und blieb vor dem Spiegel stehen. Sie hatte kleine, wohlgeformte Füße. Ihre Beine waren gut proportioniert, passten zu

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