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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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morgens gemeinsam läuft. Kurze Zeit später war die Polizei schon da. Sie war sehr schnell. Das Revier ist gleich da drüben hinter dem Parkhaus.« Harry wusste nicht, dass Clare auch da gewesen war, dass sie gesehen hatte, wie er das tote Mädchen anschaute, mit einem Blick voller Wehmut und Zorn.
    Â»Erinnern Sie sich an noch etwas, Mr. Rabinowitz?«, fragte Clare in das lange Schweigen hinein.

    Â»Nur an das Auto. Es klang, als ob es anhielt. Vielleicht hat der Fahrer darauf gewartet, dass die Ampel umspringt.« Clare sah sich auf der Straße um. Da war keine Ampel. »Wissen Sie, was für ein Auto das war?«, fragte sie.
    Â»Oh, ich weiß nicht recht. Der Fahrer muss enorm beschleunigt haben. Ich habe nur das Vorbeiflitzen von etwas Flachem, Dunklem wahrgenommen.«
    Â»War es schwarz?«, fragte Clare.
    Harry ging die Erinnerungsbruchstücke an jenen Morgen durch. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich glaube, es war blau. Dunkelblau. Und hatte einen starken Motor.«
    Er wandte sich von Clare ab und holte die Iris unter dem Mantel hervor, die er dort vor dem Wind schützte. »Die Blumen«, sagte er. »Jetzt weiß ich es wieder. Es lagen Blumen neben ihr. Es sah aus wie ein Brautstrauß. Es waren Iris, wie ich sie gerade bei Mavis gekauft habe. Das fällt mir erst jetzt wieder ein.«
    Â»Sie haben es Captain Faizal nicht gesagt?«, fragte Clare.
    Â»Nein, Frau Dr. Hart. Das mit den Blumen hatte ich bis jetzt vergessen.«
    Clare dachte darüber nach, was das mit dem Blumenstrauß zu bedeuten hatte, während Mr. Rabinowitz die vollkommenste Iris aussuchte und sie an der Stelle sorgfältig drapierte, wo Charnays Leiche auf dem mit Kaugummiresten verschmutzten Asphalt gelegen hatte. Clare erhob sich und ging ihm nach. Mit dem Rest der violetten Blumen trat Harry an die Hafenmauer und warf sie in die Luft. Der Wind hob sie hoch, trug sie für ein paar Sekunden und ließ sie dann in die aufgewühlten
Wellen fallen. Harry steckte die Hände in die Taschen und wandte sich zum Gehen. Clare beobachtete die Blumen noch eine Zeitlang und war froh darüber, dass der alte Mann nicht sah, wie sie vom Wasser gegen die Felsen geschleudert wurden und sich mit dem angespülten Müll vermischten.
    Sie holte ihn ein, um sich von ihm zu verabschieden. »Herzlichen Dank für alles«, sagte sie. »Ich gehe von hier aus zu Fuß nach Hause.«
    Â»Dann viel Glück, meine Liebe.« Es enttäuschte ihn, dass sie nicht auf eine zweite Tasse Kaffee mitkam. Er sah ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden war, und ging dann zu seiner Wohnung. Dort machte er sich in der Mikrowelle eine Tasse Kaffee warm und setzte sich an seinen Computer. Heute würde ihn niemand anrufen, es spielte also keine Rolle, wie lange er die Leitung blockierte. Er schrieb eine ausführliche E-Mail an seinen Sohn in Amerika. Er wusste, dass er nicht mehr als zwei Zeilen als Antwort bekommen würde. Mr. Rabinowitz fragte sich manchmal, ob sein Sohn die Mails überhaupt las. Später würde er eine E-Mail an Rachel schreiben, froh darüber, dass sie so weit weg war. Sie würde antworten.

16
    Clare kaufte sich auf dem Heimweg die Sonntagszeitungen und eine Fertigmahlzeit. Sie dachte auch daran, neues Katzenfutter zu besorgen. Fritzi war heute Morgen
wutentbrannt gewesen, weil ihr Napf leer geblieben war. Clare hörte ihr Telefon klingeln, als sie am Sicherheitsschloss ihres Apartments hantierte. Sie kam gerade noch rechtzeitig in die Wohnung.
    Â»Clare?« Es war Rita Mkhize.
    Â»Hi, Rita. Was gibt’s?«, fragte Clare. Angst schnürte ihr die Kehle zu.
    Â»Schlechte Nachrichten, sisi . Schlechte Nachrichten. Es ist wieder ein Mädchen verschwunden.«
    Â»Wann? Wer?«
    Â»Heute. Eben erst wurde es gemeldet. Ich habe den Anruf entgegengenommen, aber ich kann Captain Faizal nicht erreichen. Er geht nicht ans Telefon. Ich habe gedacht, vielleicht ist er bei Ihnen.«
    Â»Ist er nicht«, sagte Clare knapp.
    Â»Entschuldigen Sie, Clare… Ich wollte bestimmt nichts unterstellen, aber wir brauchen ihn.«
    Â»Ich fahre zu ihm nach Hause und sehe nach, ob er da ist.«
    Â»Danke, Clare. Hier herrscht Chaos pur.«
    Clare füllte eilig Fritzis Napf und machte sich dann auf die Suche nach Riedwaan. Sie parkte vor den hübschen denkmalgeschützten Häusern in der Signal Street und überquerte das Kopfsteinpflaster. Der

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