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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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könnte. Was willst du?«
    Â»Clare«, sagte er in einem liebenswürdigen Ton. »Musst du immer gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen?« Er machte eine Pause, wartete auf ihre Erwiderung. Als keine kam, entschloss er sich, lieber gleich zur Sache zu kommen, bevor sie das Gespräch beendete. »Clare, Baby, bist du zufällig zu dem Empfang dieser Osiris-Gruppe eingeladen?«
    Â»Osiris, Osiris, Osiris. Alle Welt redet über die, und dabei verschandeln sie mein Viertel.«
    Â»Ja oder nein?«, insistierte Jakes.
    Â»Ich bin eingeladen.«
    Â»Brauchst du einen Begleiter?«
    Clare sagte nichts.
    Â»Komm schon, spiel nicht die Schneekönigin«, säuselte er.
    Clare seufzte. So bekam er die Frauen ins Bett: ihnen blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben. »Okay, Jakes. Ausnahmsweise.«

    Â»Soll ich dich abholen?«, fragte er.
    Â»Ja«, sagte Clare. »Hol mich um sieben ab. Und denk dran, dass ich bei dir dann was guthabe.«
    Â»Versteht sich«, sagte Jakes. »Bis dann.« Sie hörte im Hintergrund das schmollende Gekicher einer Frau. Clare schaltete das Handy aus. Sie wusste, wie diese Frau aussah: schlank, geschmeidig, mit langem Haar, das ihr auf die honigbraunen Schultern fiel. Nicht älter als zwanzig, siebzehn, wenn es nach Jakes ging. Clare legte sich lächelnd wieder ins Bett. Sie schätzte, dass Jakes, der jetzt fünfundvierzig war, vielleicht noch zwei Beziehungen vor sich hatte, bis er seine Traumfrauen stundenweise würde bezahlen müssen. Sie machte das Licht aus. Jakes Kani war ein guter Fotograf – auch wenn er seine Fotos an jeden verkaufte, der zahlte. Er wusste, wie er eine Frau dazu brachte, ihren Körper zu genießen. Er hatte Clare geliebt, auf seine Weise, und er konnte sie zum Lachen bringen.
    In seiner Gesellschaft würde ihr der Osiris-Empfang mehr Spaß machen. Sie drehte sich zum Einschlafen um und wünschte sich für einen Moment, die Wärme in ihrem Rücken käme nicht von einer Katze, sondern von einem Mann.

15
    Am Sonntag war Clare zeitig aufgestanden und arbeitete. Ihre Müdigkeit bekämpfte sie mit Kaffee. Sie schickte Riedwaan eine E-Mail, bat ihn darum, die Logbücher der
Jachten im Hafen von Waterfront zu überprüfen. Sie wollte wissen, wem die Schiffe gehörten und wer in den Tagen, in denen Charnay verschwunden gewesen war, gesteuert hatte. Clare war mit dem alten Mann verabredet, der Charnay gefunden hatte. Sie ging zu Fuß hin, weil er nur fünf Kreuzungen von ihrer Wohnung entfernt wohnte. Die Sonne wärmte angenehm. Sie überflog die Namensschilder neben den Klingeln am Eingang zu den Sanssouci-Apartments. Da war er, Harry Rabinowitz: 8A. Sie klingelte. Eine brüchige Stimme meldete sich: »Frau Dr. Hart?«
    Â»Ja, ich bin’s.«
    Der Türöffner summte, und sie ging hinein. Der Flur wirkte so verlassen wie Ferienwohnungen außerhalb der Saison. Post stapelte sich in schiefen Haufen auf überquellenden Briefkästen. Die gelbliche Zimmerpflanze wirkte trostlos im trockenen Kübel, der voller Zigarettenkippen war. Der Aufzug war jedoch sauber und vor Kurzem gewartet worden, wie sich Clare vergewisserte, bevor sie auf den Knopf für den achten Stock drückte. Sie ignorierte das leichte Aufflackern von Panik, als das Stahlgehäuse nach oben fuhr.
    Die Tür öffnete sich. Harry Rabinowitz erwartete sie schon am Aufzug. Er war älter, als sie sich ihn vorgestellt hatte. Das durchsichtige Weiß seines Haars passte nicht so recht zu seinem drahtigen, sportlichen Körper. Als sie ihn dabei beobachtet hatte, wie er das tote Mädchen zudeckte, hatte er eine Mütze getragen.
    Â»Willkommen, Frau Dr. Hart.« Sein Händedruck war kräftig, seine warme Haut ganz trocken. Er führte Clare zu seiner Wohnung am Ende des düsteren Flurs. Als er
die Tür aufmachte, blendete sie strahlender Sonnenschein. Die Aussicht war atemberaubend: Man blickte auf den weiten Ozean, den die sichelförmige, nach Norden geschwungene Landzunge einrahmte. Die vorgelagerte Insel Robben Island bildete einen Fixpunkt am Horizont und damit einen Kontrast zu den roten und blauen Frachtschiffen, die in den Hafen einliefen. Auf einem Tablett war hauchdünnes Porzellan hergerichtet, daneben lag eine Zuckerzange aus Silber. Der Duft nach frischem Kaffee vermengte sich mit der Heizungsluft.
    Â»Setzen Sie sich doch, Frau Dr. Hart.« Er

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