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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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»Hallo?« Sie schaute auf ihren Wecker. Es war noch nicht einmal sechs Uhr.
    Â»Frau Dr. Hart«, sagte eine militärisch klingende Frauenstimme. »Hier ist das City Park Hospital.«
    Â»Ja, bitte?« Clare war sofort hellwach und setzte sich auf. »Worum geht es?«
    Â»Die junge Dame, die Sie hergebracht haben, will sich selbst entlassen. Wir können die Verantwortung dafür nicht übernehmen, denn es verstößt gegen die ärztlichen
Vorschriften. Sie ist ein erheblicher Störfaktor.« Eine missbilligende Pause. »Und außerdem geht es um die Rechnung.«
    Â»Ich komme sofort. Halten Sie das Mädchen auf.« Ein gedämpfter Wortwechsel. Dann war die Frau wieder in der Leitung. Die Entrüstung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    Â»Sie wartet auf Sie. Das alles entspricht in keinster Weise …« Clare schnitt der Frau das Wort ab, indem sie die Verbindung einfach trennte. Sie zog sich eilig ihre zerknitterte Kleidung aus, duschte, schlüpfte in Jeans und Sweatshirt und packte saubere Sachen für Whitney in einen Korb. Die Stadt erwachte gerade erst zum Leben, als sie voller Angst, Whitney könne wieder verschwinden, zur Klinik fuhr.
    Das Mädchen saß zusammengekrümmt auf einem harten Kunststoffstuhl, so weit wie möglich vom Empfangstresen entfernt. Sie hatte Clares Mantel auf dem Schoß. Clare gab ihr den Korb mit den Sachen, die sie für sie mitgebracht hatte.
    Â»Es ist eiskalt draußen, Whitney«, sagte Clare. »Zieh dich um, und ich bringe dich nach Hause.« Whitney stand mühsam auf und humpelte zur Besuchertoilette. Clare ging hinüber zu der Krankenhausangestellten, die Dienst hatte. Die funkelte Clare böse an und schob ihr eine Rechnung zu. Das Licht fiel unvorteilhaft auf die Tränensäcke unter ihren Augen.
    Â»Wenn Sie das bitte jetzt begleichen würden.«
    Clare warf einen Blick auf die Summe und schrieb einen Scheck aus. Die Frau riss ihn mit einer rot lackierten Kralle an sich und musterte ihn mit einstudierter
Skepsis. Sie klammerte Rechnung und Scheck zusammen und zog den Quittungsblock zu sich heran.
    Â»Schlampen«, murmelte sie, als Whitney in dem geliehenen Jogginganzug aus dem Waschraum kam. »Was nehmen die sich heraus!?« Sie riss die Quittung vom Block und gab sie Clare. Clare bemerkte, dass die Farbe aus dem Gesicht des Mädchens wich, und legte schnell den Arm um sie.
    Â»Komm«, sagte sie, »ich bringe dich nach Hause.« Sie half ihr in den Mantel. Die Anstrengung beim Streit um die Entlassung hatte das Mädchen restlos erschöpft. Sie folgte Clare und schaffte es, sich bis zum Auto auf den Beinen zu halten.
    Â»Wo wohnst du?«, fragte Clare. Keine Antwort. Clare sah Whitney an. Ihr Gesicht im Morgenlicht war bleich. »Also gut. Ich nehme dich mit zu mir. Wenn du dich ausgeruht hast, können wir uns überlegen, was wir tun.«
    Clare fuhr durch Straßen, die sich nun schnell mit eilig hastenden Büroangestellten und Schulkindern füllten. An den Ampeln waren Zeitungsverkäufer aufgetaucht, die den Pendlern die neuesten Schlagzeilen entgegenriefen. Whitney schaute während der gesamten Fahrt in ihren Schoß. Clare parkte und half dem Mädchen aus dem Auto. Sie nahm den Korb mit Whitneys Sachen und stützte sie, bis sie vor der Wohnung standen. Clare war erleichtert, dass ihnen niemand begegnete.
    Whitney lehnte sich an die Wand neben der Wohnungstür und wartete, dass Clare aufschloss. Sie schwankte. Clare griff wieder nach ihrem Arm und führte sie hinein, schob dann den Riegel von innen vor.

    Â»Du musst ins Bett.« Clare nahm Whitney den Mantel ab, geleitete sie ins Gästezimmer und schlug die Decke zurück. Whitney setzte sich vorsichtig. Dann verließen sie ihre Kräfte, und sie kippte zur Seite in die Kissen. Clare deckte sie zu, packte sie bis zum Hals ein, wie sie das immer bei Constance gemacht hatte. Whitney schloss die Augen. »Danke«, flüsterte sie, bevor sie einschlief.
    Clare zog die Vorhänge zu, um die orangerote Morgensonne aus dem Zimmer fernzuhalten, und schloss dann leise die Tür. Sie lehnte die Stirn an die Flurwand und atmete tief ein. Die Wand war kühl und auf beruhigende Weise massiv. Sie spürte Panik in sich aufsteigen, weil ein anderer Mensch ihr so nahe, so abhängig von ihr war. Sie zwang sich, zum Schreibtisch zu gehen. In ihrem Telefonregister fand sie die Nummer von

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