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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gemeinsam gingen sie zum Auto. Whitney schaute blicklos vor sich hin, während der Verkehr an ihrem Fenster vorbeizog. Clare bog aus dem Kreisverkehr in die Schnellstraße ein, die zu den südlichen Vororten zwischen den Berghängen und False Bay führte.
    Clare brauchte eine halbe Stunde, um tief in das Labyrinth aus baufälligen Cottages hineinzufahren, die sich an beiden Seiten der Straßen aneinanderdrängten. Arbeiter auf dem Weg nach Hause und einkaufende Hausfrauen wurden allmählich abgelöst von Gruppen junger Männer, die an den Straßenecken herumlungerten. Die Fensterläden waren fast alle geschlossen, die Türen gesichert. An jeder freien Mauerfläche zeigten Graffiti an, welcher Gang die jeweilige Straße gehörte. Nur wenige Frauen waren unterwegs, hasteten die Straße entlang, die Hände kleiner Kinder fest umklammert. Abschätzende Blicke folgten Clares Auto, als sie endlich die Regent Street gefunden hatte und nach Nummer dreiundzwanzig suchte.
    Clare hatte den Motor noch nicht abgestellt, da ging schon die Haustür auf, und eine Frau stürzte ihnen entgegen. Sie schloss Whitney in die Arme, zog sie aus dem
Auto. Die eiserne Anspannung der letzten Tage löste sich in dem Mädchen, und ihr Körper wurde weich, taute in den Armen ihrer Mutter auf.
    Â»Mein Baby«, hauchte sie in das Haar ihrer Tochter. »Komm ins Haus.« Sie brachte ihr Kind weg von den neugierigen Augen hinter den zahlreichen verschlossenen Türen und Fenstern. »Kommen Sie bitte herein«, sagte sie zu Clare, die Mutter und Tochter ins Haus folgte.
    Es war makellos sauber. Die Frau musste während der Tage, in denen ihre Tochter verschwunden gewesen war, pausenlos geschrubbt und gebohnert haben. Im Wohnzimmer deutete sie auf den mit Spitzendeckchen belegten Sessel, und Clare setzte sich.
    Â»Ich bin Florrie Ruiters.« Sie gab Clare die Hand. Tränen stauten sich in ihren Augen, flossen dann über, ohne dass sie es zu bemerken schien. Sie brachte ihr Kind ins Schlafzimmer, deckte es zu und holte eine Heizdecke, die sie einschaltete, damit der bebende Körper warm wurde.
    Â»Ich bin Dr. Clare Hart«, stellte sich Clare vor, als die Frau zurückkam. »Ich habe Whitney gestern Nacht gefunden und ins Krankenhaus gefahren. Sie wollte nicht dortbleiben, aber erst heute hat sie mir gesagt, wo sie wohnt. Danach habe ich sie sofort zu Ihnen gebracht.« Sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte.
    Â»Danke, dass Sie Whitney zurückgebracht haben.« Mrs. Ruiters knetete den Stoff ihres rosa Hausmantels. »Ich habe geglaubt, ich sähe sie nie wieder.«
    Â»Wo haben Sie Whitney als vermisst gemeldet?«, fragte Clare. Sie hatte nichts darüber in den Zeitungen gelesen.

    Â»Mein Mann hat nach ihr gesucht. Und ihre Brüder.« Mrs. Ruiters sah Clare an und senkte dann den Blick, als schämte sie sich. »Sie haben an all den Stellen gesucht, an denen wir die Mädchen meistens finden, wenn die mit ihnen fertig sind.« Sie sortierte die Tabletten aus dem Krankenhaus, die Clare auf den Couchtisch gelegt hatte, säuberlich auf ein kleines Tablett. »Aber wir konnten sie nicht finden.«
    Â»Und die Polizei?«, hakte Clare nach.
    Â»Keine Polizei, Frau Dr. Hart. Keine Polizei.« Sie machte ein resolutes Gesicht. »Wir kümmern uns schon um Whitney.«
    Â»Wer hat sie entführt?«
    Mrs. Ruiters’ Gesicht verschloss sich. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Frau Dr. Hart. Danke, dass Sie mir Whitney zurückgebracht haben.« Mrs. Ruiters stand auf.
    Clare nahm ein Foto aus ihrer Tasche und gab es Florrie Ruiters. Die Farbe wich aus dem Gesicht der Frau.
    Â»Warum zeigen Sie mir das?«
    Â»Diese Tätowierung fanden wir an einem Mädchen, das ermordet wurde.« Das Foto rutschte Florrie Ruiters aus den zitternden Händen. »Ihre Leiche wurde in Sea Point abgelegt. Ihre Tochter hat jetzt dasselbe Zeichen, auf der Schulter.«
    Mrs. Ruiters schüttelte entschieden den Kopf. »Sie müssen jetzt bitte gehen, Frau Dr. Hart. Ich kann dazu nichts sagen. Und Whitney auch nicht. Ich setze ihr Leben nicht aufs Spiel.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Sie griff nach Clares Arm, packte ihn fest mit ihren knochigen Fingern. Der Ärmel ihres Hausmantels
glitt dabei bis zum Ellbogen hinauf, und das Tattoo auf der zarten Haut in ihrer Armbeuge war deutlich zu sehen. Clare strich mit einem Finger

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