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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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das Gleiche ist.«
Er ließ den Motor an. »Kommst du noch mal mit aufs Revier, Clare?«
    Sie sah auf die Uhr. Es war nach eins. »Nein, jetzt nicht mehr. Ich glaube, ich fahre lieber nach Hause.«
    Â»Okay, bis bald«, sagte Joe.
    Riedwaan versuchte nicht, sie umzustimmen. Clare stieg in ihr Auto und drückte automatisch auf den Knopf für die Zentralverriegelung. Vielleicht wartete jemand auf Riedwaan, wer auch immer vorhin bei ihm gewesen war. Vielleicht hatte er sich ja auch nur den Spätfilm im Fernsehen angeschaut. Sie sah den beiden Männern nach, als sie wegfuhren.

25
    Clare startete ihren Wagen noch nicht, sondern dachte an den Stofffetzen, den sie vom Fenster aus am Stacheldraht gesehen hatte. Das Mädchen hatte möglicherweise diesen Weg eingeschlagen, den Hügel hinauf. Weg von den Menschen, wie ein verletztes Tier. Clares Herz machte einen erschrockenen Satz, als sich eine Hand an das Beifahrerfenster legte.
    Â»Madame, ich bin es, Giscard.« Clare erkannte ihn.
    Â»Giscard, Sie haben mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt!« Sie ließ das Fenster herunter. »Wir haben sie nicht gefunden. Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    Â»Sie ist geflohen«, sagte Giscard leise. »Ich habe sie gesehen.«
    Â»Wo ist sie?«

    Â»Ich bin von Ihnen aus hierher zurückgegangen. Ich wollte wissen, ob Sie auch wirklich mit der Polizei kommen. Da habe ich gesehen, wie das Mädchen aus dem Fenster gesprungen ist.«
    Â»Sind Sie ihr gefolgt?«, fragte Clare.
    Â»Ja, aber sie ist weggelaufen, als sie mich gesehen hat.«
    Â»Wo ist sie?« Clares Stimme war ein leises, dringliches Zischen.
    Â»Ich bin ihr nach in die Glengariff Road. Da ist eine Baustelle. Vielleicht suchen Sie dort?«
    Â»Danke, Giscard.« Clare wendete abrupt, kurvte den Hügel hinauf, vorbei an schlafenden Villen, die geschützt hinter Mauern und Elektrozäunen lagen. Alarmsysteme blinkten mit ihren elektronischen Augen, als sie vorbeifuhr. Ein Wachmann verlagerte das Gewicht in seinem Stuhl und hob den Arm zu einem müden Gruß. Clare bog nach links in die vollkommen unbelebte High Level Road ein. Die Häuser waren kleiner, die Sicherheitsvorkehrungen wirkten hier behelfsmäßiger. Clare hielt an einer roten Ampel vor der Kreuzung mit der Glengariff Road. Bäume säumten die steile Straße, die Äste hingen tief über die Gehwege. Die Ampel sprang um, und Clare fuhr auf dem bergab führenden Teil der Straße weiter. Die Baustelle war auf der linken Seite. Clare tastete im Handschuhfach nach der Taschenlampe. Zu ihrer Erleichterung war sie da. Sie stieg aus und suchte sich einen Weg durch den Bauschutt. Das alte Haus war ausgeweidet, die Rippen des Daches ragten gespenstisch in den Himmel. Clare sah im freigelegten Keller nach. Er war leer. Sie wollte schon zum Auto zurückgehen, als
sie den halb mit einer Plane abgedeckten, flachen Container entdeckte. Sie ging hinüber und rief leise: »Hallo, bist du da drin?«
    Stille. Clare hielt die Taschenlampe hinein, beleuchtete kaputte Dielenbretter und Betonreste. Doch dann fing der Strahl ein Augenpaar ein, das in der Dunkelheit glühte wie die Augen einer verängstigten Katze.
    Â»Ich tu dir nichts«, sagte Clare. Das Mädchen wich zurück. Clare stieg in den Container und ging neben dem Mädchen in die Hocke.
    Â»Komm mit mir«, sagte Clare. Das Mädchen schüttelte den Kopf, war aber zu schwach, sich zu wehren, als Clare den Arm um sie legte, sie aus dem Container hob und zum Auto führte. Sie sackte auf dem Sitz in sich zusammen. Das lange Haar fiel ihr verfilzt über die Schultern. Clare zog den Sicherheitsgurt heraus und schnallte sie an. Das Mädchen zuckte zusammen.
    Â»Ich bringe dich in ein Krankenhaus«, sagte Clare zu ihr, als sie sich auf den Fahrersitz setzte. Sie nahm ihren Mantel vom Rücksitz und legte ihn ihr auf die Knie. Die Beine des Mädchens waren voller Blut, ihr linkes Auge war zugeschwollen, und ihre Hand schien ebenfalls verletzt zu sein.
    Â»Wie heißt du?«, fragte Clare, im Grunde nur, damit das Mädchen bei Bewusstsein blieb. Clares zitternde Hände rutschten am Lenkrad hin und her.
    Â»Whitney«, erwiderte das Mädchen flüsternd.
    Â»Wer hat dir das angetan?«
    Â»Niemand. Es ist nichts passiert.« Die unverletzte Hand huschte zum Türgriff, die linke presste sie an den misshandelten Körper. »Es war ein

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