Blutsbraeute
Fortführung des Interviews. Ein pulsierendes Trommeln erfüllte die Luft. Clare wandte ihre Aufmerksamkeit der Bühne zu. Ein Scheinwerfer durchbrach die Dunkelheit und beleuchtete eine junge Frau, nackt bis auf eine komplizierte Fesselung, die unbarmherzig dort in ihr Fleisch einschnitt, wo es am zartesten war. Die Augen hatte man ihr fest verbunden. Die Zunge schimmerte rot im geöffneten Mund. Zwei Frauen im Korsett mit hohen, glänzenden Stiefeln traten aus der Dunkelheit, spreizten Arme und Beine der jungen Frau und fesselten sie mit
Handschellen an eine Stange. Beide hatten Peitschen, mit denen sie sich erst auf die eigenen Hände schlugen und dann auf die Brüste der jungen Frau. Die Peitschenhiebe knallten laut in der Stille, und die Brustwarzen der jungen Frau wurden hart. Langsam setzte die Trommel wieder ein, und es wurde heller auf der Bühne. Ein Stroboskoplicht kreiste langsam über die nackte Schöne und tätowierte sie mit kurz aufflackernden pornographischen Ausdrücken. Bei jedem neuen Wort schlugen die Dominas in den Stilettostiefeln wieder zu. Die junge Frau wand sich in gespielter Qual oder im Orgasmus â es war kein Unterschied auszumachen. Clare sah wie hypnotisiert zu.
Landman berührte ihr Knie. »Das ist Justine. Ich merke, dass es Ihnen gefällt. Heute ist Fetischnacht â sehr beliebt, wie Sie sehen.« Etliche der Männer wechselten sich jetzt ab. Hundert Rand für einen Schlag mit der Samtpeitsche auf den gefesselten Körper, der jetzt schlaff an der Stange hing.
Clare schüttelte sich, schirmte ihr Bewusstsein gegen die auf der Bühne vorgeführte Erniedrigung ab. »Wo kommen diese Frauen her, wie werben Sie sie an?«
Landman konzentrierte sich wieder auf die Kamera. »Manche sind von hier. Viele sind Ausländerinnen. Die sind oft die besseren Tänzerinnen«, erklärte er, »nehmen ihren Beruf ernster. Weniger gepierct, weniger Drogen, keine Familien, um die sie sich kümmern müssen. Aber Sie können es überprüfen, es sind keine Illegalen dabei. Alle haben Papiere. Bei den einzigartigen Fähigkeiten dieser Mädchen ist es nicht schwer, das Innenministerium freundlich zu stimmen.«
»Ihre Mutter muss stolz auf Sie sein«, sagte Clare. »Sie haben es weit gebracht.«
Landman spuckte auf den Boden. »Meine Mutter war eine versoffene Schlampe, hat vergessen, mich zu füttern, als ich ein Baby war, und hat meine Schwester an jeden Onkel ausgeliehen, der ihr einen Drink spendiert hat. Heute kann sie sich nicht mehr an den eigenen Namen erinnern, geschweige denn daran, dass sie einen Sohn hatte.« Er machte eine Pause und sah zur Bühne hinüber. Sie zeigte jetzt eine detaillierte Haremszene, in die Verschleierungen mit dem Jaschmak eingebaut waren und sogar SchoÃhündchen auftraten. »Aber wir sind gut im Geschäft.«
»Wir?«, fragte Clare.
»Mein Geschäftspartner hat das Gebäude hier gekauft. Und vor kurzem ein anderes in Sea Point für einen weiteren Isis Club. Wir bauen eine Kette auf, die andere Betreiber herausfordert. Unser nächster Schritt ist die Einrichtung zusätzlicher Isis-Safaris, âºwo die wildesten Fantasien wahr werdenâ¹.«
»Das sind teure Investitionen.«
»Sex ist ein lukratives Geschäft, Clare. Die Nachfrage ist immer da, und der Nachschub an Ware unbegrenzt.«
»Wie sieht Ihre Strategie aus?«, fragte Clare.
»Wir konsolidieren, machen unsere Produkte zu Markenartikeln und bauen unsere Marktnische aus. Wir sprechen den Connaisseur an, der glaubt, er habe alles schon gehabt. Es gibt so viel Wachstumspotenzial: Produkte, Nebenprodukte, Filme. Damit verdient man Geld.« Clare dachte an den professionellen Schneideraum, von dem sie in Tohars Wohnung einen Blick erhascht
hatte. Die Erinnerung wurde begleitet von den Schluchzern Tatianas, die sie dort überrascht hatte. Aber Landman sprach weiter in dem neu erworbenen Jargon eines Geschäftsmannes. »Mit Filmen macht man wirklich Geld. Man kann zum Beispiel dieselbe Frau immer wieder verkaufen. Sie wird nicht müde, bekommt ihre ScheiÃperiode nicht, wird nicht durstig. Perfekt. Vor allem, weil man im Film alles so aussehen lassen kann, als ob es wirklich passiert wäre, obwohl das gar nicht der Fall ist. Manche Männer geben ein Vermögen dafür aus, wenn sie ihre finstersten Fantasien zum Leben erweckt sehen.« Er lachte.
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