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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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eine Art modernes Moulin Rouge im Einheitskitsch der kommerziellen Sexindustrie. Die niedrige Bühne war mit rotem Plüsch und Gold ausgestattet.
Eine Rampe stieß bis in die Mitte des Raums vor. Männer drängten sich an den Tischen, rückten die Stühle weiter nach vorn, um der verheißungsvollen Rampe näher zu sein. Die obligatorischen Stangen waren da, lackiert in glänzendem Schwarz und Rot. Landmans Tisch stand auf einem Podest. Sein Hofstaat war kleiner als beim Empfang von Otis Tohar. »Wo möchten Sie die Kamera aufstellen?«
    Â»Hier«, sagte Clare und platzierte das Stativ und Landman so, dass er die Stripperinnen im Rücken hatte, wenn sie auf die Bühne kamen. »Perfekt«, sagte sie, baute die Kamera auf, überprüfte die Batterien, das Band, das Licht. Sie steckte ihm das Mikrophon unter das Hemd, erschrocken darüber, wie völlig haarlos und kalt seine Haut war. Dann setzte sie sich zurück und beobachtete, wie er sich in Szene setzte. Eine Kamera verhieß, berühmt zu werden, und das war ein unwiderstehlicher Reiz. Clare sagte das Übliche: sie zeichne das Gespräch auf, er solle in ganzen Sätzen antworten, damit sie später herausgeschnitten werden könnten, er solle die Kamera ansehen, nicht Clare. Sie bat ihn zu erzählen, wer er sei und woher er komme.
    Â»Kelvin Landman. 1968 in Kapstadt geboren, aufgewachsen in den Cape Flats Townships. Irgendwann bin ich mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In Mannenberg, wo ich wohnte, war ich an Straßenbanden beteiligt. Aber wer war das damals nicht?« Er grinste Clare breit an, dachte an ihre Anweisung und schaute wieder in die Kamera. »Ich machte mich außerdem politisch unbeliebt und habe deshalb in den Achtzigerjahren das Land verlassen und bin ins Exil gegangen.«

    Â»Wie sind Sie weggegangen? Und wohin?«, fragte ihn Clare.
    Â»Nach Amsterdam. Mein Onkel war damals bei der Handelsmarine. Und wie Sie sich denken können, gibt es auf einem Schiff viele Stellen, an denen man sich verstecken kann, vor allem wenn man ein hübscher Junge ist. Das war ich in jenen Jahren, ob Sie es glauben oder nicht. Mir gelang die Überfahrt nach Amsterdam. Ich lernte einige Leute kennen, die dort tätig waren, fing natürlich ganz unten an und arbeitete mich hoch. Dann bekam ich die Asylgenehmigung und Papiere, war also legal da.«
    Â»Was genau haben Sie gelernt?«
    Â»Ein bisschen Import, ein bisschen Export – Luxusgüter. Die haben dort viel zu bieten, das kann ich Ihnen sagen: Coffeeshops mit legalem Hasch und Frauen, die sich verkaufen, ohne Ärger mit der Polizei zu bekommen. Ich habe gelernt, wie man ein Geschäft leitet.«
    Clares Gesicht war völlig ausdruckslos. »Erklären Sie mir das mit dem Import und dem Export noch etwas genauer.«
    Â»Man findet heraus, auf welchem Gebiet Nachfrage besteht, und dann liefert man entsprechend. Man kann bekommen, was man will, wenn man bereit ist, den richtigen Preis dafür zu zahlen. Das ist mein Geschäftsprinzip, seit ich nach Kapstadt zurückgekommen bin. Und wir haben hier jede Menge Süßes zu exportieren – Wein, Pfirsiche …«
    Einer der Männer am Tisch kicherte. »Und wir importieren Wodka und scharfen Thai-Chili.«
    Â»Halt’s Maul, Benny«, fuhr Landman ihn an. »Ist das
etwa dein verdammtes Interview?« Benny hob ergeben die Hände, duckte sich auf dem Stuhl.
    Â»Sie haben von Angebot und Nachfrage gesprochen. Wie ist das hier? In diesem Club?«
    Landman sah sich um, mit ungespieltem Stolz. »Ich liefere meinen Gästen, was sie wünschen.« Er zeigte auf die Männer, die entlang der Rampe warteten. Die Musik setzte ein. »Und ich schaffe Arbeitsplätze.« Er packte eine vorbeigehende Hostess, deren wohlgeformter Hintern in engen schwarzen Hotpants steckte. Er kniff sie heftig ins Fleisch. Sein Blick hielt den ihren fest, schüchterte sie derart ein, dass sie trotz des Schmerzes verzückt lächelte.
    Â»Welche Arbeit würden diese Mädchen denn sonst finden?«, fragte er und ließ die Hostess los. Clare sah ihr nach. Auf der glatten Haut bildete sich ein Striemen. »Ich meine, man könnte mich sogar einen Philanthropen nennen. Ich gebe Männern, was sie brauchen, und Frauen, was sie verdienen.«
    Das Licht ging aus, als die Musik plötzlich lauter wurde, und erlöste Clare vorübergehend von der

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