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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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völlig leer. Sie schenkte sich stattdessen ein Glas Wein ein und hörte beim Trinken eine der Klassik-CDs, die ihr Riedwaan letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie goss sich ein zweites Glas ein und ließ ihr Handy ausgeschaltet. Sie würde sich ihrem Leben morgen wieder stellen.

30
    Clare war zeitig auf. Sie kam erfrischt vom Laufen zurück, vorbereitet auf den Tag. Obwohl es Sonntag war, hatten sie am Vormittag eine Besprechung, bei der die Einzelheiten des Profils durchgegangen und die weitere Vorgehensweise geplant werden sollten. Superintendent Phiri saß die Presse im Nacken, und der städtische Sicherheitsbeauftragte kochte vor Wut. Phiri wollte bei der auf zwei Uhr angesetzten Sonderpressekonferenz der Meute unbedingt etwas zum Fraß vorwerfen, und Clare musste verhindern, dass das Profil, das sie zusammentrug, veröffentlicht wurde. Sie betete, dass keinerlei forensisches Beweismaterial unter der Hand an einen
Journalisten weitergegeben wurde. Das war schon einmal passiert, und ein Kindermörder war deshalb freigesprochen worden.
    Clare war sich sicher, dass der Täter die Presse verfolgte. Er war ein Exhibitionist, die waghalsige Zurschaustellung seiner Opfer ließ keinen Zweifel daran, und es wäre ihm bestimmt ein Vergnügen, die Polizei zu verhöhnen. Sie schaltete ihr Handy wieder ein. Es war nur eine Nachricht da, von Riedwaan. Riedwaan war so lange verheiratet gewesen, dass er leichter als sie in die Gewohnheit verfiel, in der Intimität eine Verpflichtung zu sehen. Ihre Schwäche hatte sie Freitagnacht zu ihm geführt. Das hatte bei ihnen die alten Wunden wieder aufgerissen. Clare hoffte, dass es ihrer gemeinsamen Arbeit an dem Fall nicht schadete.
    Â»Ich höre es mir lieber sofort an und rufe ihn gleich anschließend zurück, um mich zu entschuldigen. Wieder mal!«, sagte sie zu Fritzi, die sich an Clares Beinen rieb, in der Hoffnung auf Frühstück. Clare hörte die Nachricht ab. Riedwaans Stimme war voller eisiger, hilfloser Wut. »Scheiße, wo steckst du? Es ist Samstagmorgen. Noch ein Mädchen ist verschwunden. Sie heißt India King. Unser Mann kommt so richtig in Schwung, und du treibst deine Spielchen mit mir. Ich hoffe, du hast eine gute Ausrede parat. Ruf mich zurück. Mein Handy bleibt an.«
    Clares Beine wurden taub. Sie glitt an der Wand zu Boden und rief Riedwaan an, aber er meldete sich nicht. Sie hinterließ die Nachricht, sie treffe sich mit ihm, sobald er angerufen habe. Sie rief auch auf dem Revier an. Joe Zulu sagte ihr, Riedwaan sei nicht da. Aber von Joe
erhielt sie schon einmal die spärlichen Informationen, die sie über India King hatten.
    In fünf Minuten hatte Clare geduscht und war angezogen. Sie stellte ihren Kaffee auf den Schreibtisch und wartete auf Riedwaans Rückruf. Ihre Notizen über die Morde waren über ihren Schreibtisch verstreut, und sie ordnete sie, bevor sie den Stapel beiseitelegte, damit ihre Gedanken an den dunklen Ort wandern konnten, wo der Mörder lauerte.
    Sie witterte ihn: Sein unversöhnlicher Zorn wurde noch furchterregender, weil er Ressourcen hatte. Ein Auto, wie hätte er die Leichen sonst an diesen Stellen ablegen können? Er hatte auch Geld oder Zugang dazu. Die Kleidungsstücke, mit denen er seine Opfer ausstattete, waren maßlos überteuert, selbst für Reiche. Wichtig war es für ihn, Kontrolle auszuüben, das sagten ihr die gefesselten Hände. Oder doch nicht? Clare sah hinaus auf den sich langsam rot färbenden Himmel. Sie griff nach einem Stift und machte weitere Notizen: Er hat das Bedürfnis, Kontrolle auszuüben. Warum?
    Die Kontrolle über die Mädchen ist eine Ersatzhandlung  – es gibt ein anderes Gebiet, auf dem er regelmäßig die Kontrolle verliert.
    Sexueller Fetisch
    Keine Vergewaltigung
    Geld?
    Morde: nicht billig.
    Eine ankommende SMS holte sie in die Gegenwart zurück. Sie war von Riedwaan: »Komm aufs Revier. Um halb neun.« Clare sammelte ihre Papiere ein, trank den Kaffee aus und ging zu Fuß zum Polizeirevier. Die frische
Luft beruhigte sie, und sie konnte sich dem, was kam, besser stellen. Sie machte die Tür des Wohnwagens auf, in dem die Sonderermittlung immer noch untergebracht war. Riedwaan hatte eine Wand für India frei gemacht. Bis jetzt waren nur ihr Name und ihr Foto da. Ihre braunen Augen funkelten Clare an. Riedwaans Begrüßung war kalt. Er bedankte sich nicht

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