Blutsbraeute
für die Unterlagen in der Mappe, die sie ihm gab. Clare ging hinaus und besorgte Kaffee, während Riedwaan das Profil las, das sie verfasst hatte.
Clare ging mit Joe und Riedwaan durch, was India unternommen hatte, bevor sie verschwand. Ergebnislos. Ihre Freundin hatte sich nach der Probe von ihr verabschiedet. India hatte gesagt, sie treffe sich mit jemandem.
»Nein«, sagte Gemma, ihre Freundin. Sie wisse nicht, mit wem oder wo. Aber sie sei in Gedanken gewesen und habe nicht richtig zugehört. »Ja«, sagte sie, sie trennten sich häufig, gingen eigene Wege.
Am Ende des Samstags war das alles gewesen, was sie hatten: dass India im Little Theatre in der Long Street gewesen war. Dass sie gegen halb zehn gegangen war â vielleicht, um sich mit jemandem zu treffen, vielleicht auch nicht â und dass sie verschwunden war. Sie war nicht wieder gesehen worden.
Weder von einem Parkplatzwächter noch von einem der dösenden Türsteher, die Riedwaan geweckt hatte. Sie war schlicht und einfach verschwunden.
»Mädchen wie sie verschwinden doch nicht einfach so«, sagte Joe und schüttelte den Kopf.
»Doch, wenn sie zum Beispiel in ein Auto geschlüpft
ist«, sagte Riedwaan. »Gut gekleidetes Mädchen steigt in ein teures Auto. Wem fällt das schon auf?«
Rita Mkhize kam herein. »Hey, Riedwaan. Ein Fax für Sie von der Kriminaltechnik.« Sie reichte ihm die zwei Seiten. Er überflog sie schnell.
»Es ist die Bestätigung, dass es ein Skalpell war. Kein heute verbreitetes Instrument, sondern eher eines, das vor dreiÃig Jahren gebräuchlich war. Trotzdem immer noch tödlich.« Er las weiter.
»Jetzt kommt etwas Interessantes«, sagte er. »Die Schlüssel sind Duplikate. Beide Mädchen hatten Kopien vom selben Original in der Hand.« Er gab Rita das Fax zurück. »Rita, finden Sie alle Schlüsseldienste von Sea Point bis Woodstock raus. Und welche davon dieses spezielle Stanzsystem haben.« Er zeigte ihr, was er meinte. »Sie und Joe könnten denen einen Besuch abstatten.«
»Okay«, sagte Rita. Sie wandte sich Joe zu. »Ich gehe zurück in mein Büro und stelle die Liste zusammen.«
»Gefällt Ihnen unser Palast nicht?«, fragte Joe. Rita lachte, als sie die wacklige Wohnwagentreppe hinunterstieg. Joe sah sie im Hauptgebäude verschwinden.
»Solche Schlüssel kann man doch überall nachmachen lassen«, sagte Joe. »Das ist eine Stecknadel im Heuhaufen.«
»Und was schlagen Sie vor, Joe? Was für Asse haben Sie im Ãrmel?«
»Nicht so hitzig, Riedwaan«, sagte Joe. »Ich überlege doch nur, wie wir unsere Zeit am besten nutzen können.«
»Noch ein Mädchen ist verschwunden, Joe. Soll ich da etwa hier auf meinem gat herumsitzen?«
»Wir fassen niemanden, wenn wir streiten«, sagte Clare. »Gehen wir lieber noch einmal alle Aussagen daraufhin durch, ob uns etwas entgangen ist. Phiri braucht heute Nachmittag etwas für die Presse.«
Riedwaan wandte sich wieder dem wachsenden Papierstapel auf seinem Schreibtisch zu. Die Anspannung verspannte seinen Nacken. »Okay, fangen wir an.« Er schlug Indias Akte auf â die dünnste, nur eine Vermisstenmeldung  â, als könnte er daraus plötzlich die Wahrheit ablesen. Er fand sie nicht. Sie arbeiteten über Mittag durch, bestellten Pizza, damit sie bei Kräften blieben.
Phiri kam kurz vor zwei zu ihnen. Er überflog Clares Bericht. »Ich sage die Pressekonferenz ab«, sagte er. »Da steht ja überhaupt nichts Neues drin. Diese Typen würden mich und Ihr Profil in der Luft zerfetzen.«
»Was wollen Sie machen, Sir?«, fragte Riedwaan. »Die Presse wird in jedem Fall nicht begeistert sein.«
»Ich gebe eine Erklärung über das Verschwinden von India King ab. Ich werde jungen Frauen raten, zu Hause zu bleiben oder nur mit Begleitung auszugehen.«
»Das wird Sie sehr populär machen«, sagte Riedwaan.
»Danke, Captain Faizal, ich nehme Ihre Besorgnis zur Kenntnis.« Phiri schlug die Wohnwagentür zu.
»Sir«, rief Riedwaan Phiri durch das kleine Fenster nach, »bitten Sie alle jungen Frauen und Mädchen, die bedroht worden sind, sich zu melden.«
Phiri nickte kurz und benutzte den Hintereingang ins Polizeigebäude, um dem Journalistenauflauf am Haupteingang auszuweichen.
»Das wird wie eine Bombe einschlagen«,
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