Blutsbrueder
und sein Herz schmerzte vor Angst um diese wunderbare Frau. Es zerriss ihn fast, denn er wusste, sie weinte auf der anderen Seite der Tür.
Er wollte sie doch nur beschützen.
Im Bad starrte Cara in den Spiegel. Mit Mühe hatte sie die Tränen unterdrückt, die jetzt über ihre Wangen kullerten. Auf einmal war alles wieder da. Der Schmerz über den Verlust ihrer Eltern, die Wut über die Jahre, die sie gezwungen war, in der Wildnis zu überleben.
Sie wollte alleine sein, vermisste Velvet, den schwarzen Panther, den sie aufgezogen hatte und der ihr Freund war. Sie wusste, dass Thorn nur aus Angst um sie so reagierte. Dennoch wollte und würde sie sich nicht davon abhalten lassen, in ihr Zuhause zu gehen.
Es gab so viele Fragen, deren Antworten in ihrem Elternhaus lagen, das wusste sie mit Bestimmtheit.
Draußen streifte Thorn wie ein gereizter Tiger vor der Badezimmertür hin und her.
»Cara.« Er hämmerte gegen die Tür. »Mach auf, lass uns darüber reden. Bitte.«
Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und, nachdem sie sich abgetrocknet hatte, band sie ihr Haar zusammen. Inzwischen war Thorn kurz davor die Tür einzuschlagen.
Die junge Frau atmete tief durch und öffnete die Tür.
Er sah sofort, dass sie geweint hatte, und streckte die Hand aus, um ihr Gesicht zu streicheln, doch sie wich zurück.
Das tat weh.
Thorn spürte, wie sie sich vor ihm zurückzog, und biss die Zähne zusammen.
Genau in dem Moment, als er etwas sagen wollte, irgendetwas, nur um das kalte Schweigen zwischen ihnen beiden zu brechen, ging der Alarm los.
Das gesamte Anwesen war gesichert. Irgendjemand hatte die Sicherheitsvorkehrungen durchbrochen. Rock hatte sie verschärft, nachdem die beiden Männer in ihrer Abwesenheit die Sperre mit einem elektronischen Sender gestört hatten und unbemerkt eindringen konnten.
Jetzt schrillte es ohrenbetäubend und Cara zuckte zusammen. Thorn war sofort wieder ganz Krieger und wusste, die Sache, die zwischen Cara und ihm stand, musste warten.
Ohne ein weiteres Wort lief er mit donnernden Schritten aus dem Zimmer. Im Flur stand Thunder bereits bewaffnet und in Alarmbereitschaft.
Zusammen rannten die beiden die Treppe hinunter, wo Rock wartete.
»Ich habe die Monitore kontrolliert. Nichts. Die Wärmesensoren gaben Alarm, aber ich kann keine menschlichen Umrisse sehen, lediglich zwei undefinierbare Wärmefelder.
Er sah besorgt aus. »Scheiße nochmal, Storm fehlt uns hier, er könnte uns sagen, was das zu bedeuten hat.«
»Wo hast du sie gesehen?«, fragte Thunder.
»Das ist ja das Seltsame. Vor Caios Grab«, gab Rock zur Antwort. Erstaunt sahen sich die drei Männer an.
Ein Laut aus dem Krankenzimmer ließ die Brüder unisono herumfahren.
Rock, der über Ivy gewacht hatte, seit Lili sie verarztet hatte, war als Erster im Zimmer.
Sie lag da, wie er sie verlassen hatte, aber ihre Augen waren offen.
Sie bewegte ihren Mund, doch sie sprach zu leise, als dass sie einer der Krieger verstehen konnte.
Ein tätowiertes Gesicht schob sich in ihr Blickfeld und Rock hielt ein Ohr ganz nah an ihren Mund.
Als er verstand, was sie ihm zu sagen versuchte, blickte er zu seinen Brüdern, die ihn abwartend ansahen.
»Sie sagt, ihre Begleiter aus der Zukunft sind angekommen.« Er richtete sich auf. »Das ergibt Sinn. Ich konnte sie nicht als Menschen auf dem Bildschirm erkennen. Sie sind Teleporter.«
Thorn und Thunder sahen skeptisch aus.
War das die einfache Erklärung dafür?
»Lasst uns nachsehen.« Im Hinausgehen schnappte sich Rock seine Wurfsterne, die er neben Ivys Krankenbett abgelegt hatte.
Wie Rock vermutet hatte standen vor Caios Grab zwei Männer. Inzwischen hatten sie sich vollständig materialisiert und wären nun sicher auch auf den Monitoren im Haus zu erkennen.
Sie drehten sich um und vier fremde Augen blickten auf die drei Krieger, die schwer bewaffnet und entschlossen vor ihnen standen.
Misstrauisch musterten die Männer einander.
Die zwei Besucher aus der Zukunft sahen aus, wie Ivy sie beschrieben hatte. Der, der wahrscheinlich Shadow war, sah aus wie Winnetous Bruder. Das lange glatte rabenschwarze Haar wurde von einem Lederband aus der Stirn gehalten, an dessen Enden Adlerfedern hingen. Seine Haut hatte einen tiefen Bronzeton, seine Gesichtszüge wirkten kantig und seine Nase war lang und leicht gebogen.
Der andere Mann hatte deutlich hellere Haut und rotbraunes Haar. Das musste Ian, der Schotte, sein.
»Ich vermute, ihr kommt in friedlicher Absicht«, Rocks Worte
Weitere Kostenlose Bücher