Blutsbrueder
verboten, in ihr Elternhaus zu gehen.
Was bildete er sich eigentlich ein, wer er war?
Sicher, er hatte sie herausgeholt aus der Einsamkeit, zu der man sie verbannt hatte, er beschützte sie und sie hatte hier ein Zuhause gefunden. Aber das gab ihm verdammt nochmal nicht das Recht, voll und ganz über ihr Leben zu bestimmen.
Sie dachte, es wäre Liebe, die sie verband. Doch sie schien sich getäuscht zu haben. Er wollte das Alphatier herauskehren, aber das konnte er vergessen.
Sobald nur auch der Hauch einer Chance bestand, unbemerkt aus dem Haus zu verschwinden, würde sie es tun.
»Cara, bitte mach die Tür auf, ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Rock hat Neuigkeiten ...«
Der große Krieger stand da wie ein Schuljunge und wartete. Die Zeit rann ihm durch die Finger. War es so falsch, das Kostbarste in seinem Leben schützen zu wollen? Hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und dem Bedürfnis, den Streit mit Cara zu beenden, rieb er seine Handflächen an der Lederhose. Er wusste, Cara war in diesem Zimmer, er konnte sie atmen hören und spürte ihre Anwesenheit.
»Cara, wenn du jetzt nicht aufmachst ...,« er ließ den Rest des Satzes unausgesprochen. Sein Magen schmerzte bei dem Gedanken, sie zurückzulassen, ohne sie vorher in den Arm zu nehmen. Doch er hatte Rock sein Wort gegeben und er würde es nicht brechen. Enttäuscht und wütend drehte er sich um und polterte die Treppe hinunter.
Ian saß mit Ivy immer noch im Kaminzimmer. Als er eintrat, sah die kleine Kriegerin ihn hoffnungsvoll an. Er schüttelte den Kopf. »Keine Spur von Storm, aber die beiden haben da draußen in einem Farmhaus Frauen entdeckt, die anscheinend in Käfigen gehalten werden.«
Er sah grimmig aus. »Es scheint, Chan Ko hat mehrere solcher Zuchtanstalten.« Das schöne Gesicht des Mannes drückte Abscheu aus.
»Was wirst du tun?«, fragte Ivy.
»Ich habe eben mit Rock gesprochen ...«, er tippte sich an die Stirn, »sie brauchen einen Wagen und Unterstützung.«
Ian sprang auf. »Ich kann dich begleiten, wenn du mich brauchst«.
»Danke Mann, aber ehrlich gesagt, wäre mir lieber, du würdest hier bleiben und die Frauen schützen.« Bei seinen Worten verzog Ivy das Gesicht und ihr entfuhr ein Schmerzenslaut. Die Wunde, die sich über ihre Wange bis zum Hals hinunterzog, nahm ihr das übel. Thorn konnte ihr ansehen, dass sie ebenfalls mit wollte. Sie war eine Kriegerin und eine starke Frau. Doch das konnte er nicht zulassen.
Deshalb legte er ihr eine Hand auf die Schulter und redete auf sie ein.
»Ivy, ich mache mir Sorgen um Cara und Lili. Denn Thunder werde ich auch brauchen. Es wäre mir wirklich wohler, wenn Ian bei euch bleiben würde. Ich weiß, dass du mutig und tapfer bist, aber du bist noch lange nicht wieder hergestellt.«
»Ok, ich bleibe hier, zusammen mit Ian, aber wenn du Verstärkung brauchst, versprich mir, dass du uns rufst.«
Sie sah ihn lange und eindringlich an, bis er resigniert seufzte. »Du hast mein Wort.« Er drehte sich um und machte sich auf den Weg nach oben, um Thunder zu holen.
Vor dem Farmhaus hielten Rock und Shadow die Stellung. Bis jetzt schien es tatsächlich so, dass die Farm unbewacht war und es eine einfache Mission sein sollte, die Frauen zu befreien. Da Thorn mit Thunder schon auf dem Weg war, konnten sie im Moment nichts tun, als auf die Ankunft der beiden zu warten. Die beiden Männer schwiegen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, als urplötzlich Schreie aus dem Haus drangen. Es war die Art von Schreien, die einen das Blut in den Adern gefrieren ließen. Panische, angsterfüllte Schmerzensschreie.
Rock rannte mit raumgreifenden Schritten auf das Haus zu, während Shadow keine Zeit verlor und teleportierte.
Beinahe gleichzeitig trafen sie vor der Türe ein.
Beide waren schwer bewaffnet und zogen ihre Pistolen. Eng an die Hauswand gedrückt lauschten sie. Es klang nach mehreren Frauen in höchster Not.
Shadow nickte Rock zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich direkt in den Keller teleportieren würde. Das war nicht ungefährlich, denn es glich einem Schuss ins Blaue. Man konnte nie wissen, wo genau man hineingeriet.
Rock hatte verstanden. Als er die Tür eintrat, war Shadow schon im Inneren des Hauses. Er war wahrhaftig ein besonders mächtiger Teleporter. Niemand sonst konnte es schaffen, sich innerhalb so kurzer Zeit mehrmals hintereinander zu dematerialisieren.
Rock hielt seine Waffe im Anschlag und sah sich um.
Alles schien auf den ersten Blick
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