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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und kleinen Cafés, tastet er in der Tasche nach seinem Wohnungsschlüssel. Dabei bemerkt er, dass er sein Portemonee oben liegen gelassen hat.
    »Willst du hier unten warten?«
    Er berührt Alina am Ärmel ihrer hellen Jacke.
    »Ich geh schon ein paar Schritte.« Sie lächelt und hebt entschuldigend die Schultern. »Krieg ich einen klaren Kopf.«
    Dann nennt sie ein Café in der Nähe, vor dem sie auf Darius warten will, unmittelbar neben einer Shisha-Bar und einem Club, der auf Ska-Musik spezialisiert ist.
    Als Darius wieder herunterkommt, ist Alina schon vorgegangen, und er beeilt sich.
    So können wir, denkt er, so sollten Alina und ich auf keinen Fall auseinandergehen! Dann wäre wirklich alles, die ganze Gruppe zersprengt.
    Der Gedanke lässt ihn schneller laufen, lässt ihn sich durch die an diesem schönen Sommerabend zahlreich die Bürgersteige entlangschlendernden Menschen drängen, lässt ihn Einzelne fast ungehalten beiseiteschieben.
    Der Treffpunkt, einige Hundert Meter entfernt, befindet sich hinter einer Biegung der belebten Straße. Als Darius aus einer Gruppe französischer Touristen auftaucht, bietet sich ihm ein Bild, das sich in sein Gedächtnis brennt.
    Der narbige Whopper, Emres Cousin, inzwischen groß und schwer geworden, kein Junge mehr, ein Mann, hält mit der einen fleischigen Hand Alina am Kinn und tätschelt ihr mit der anderen die Wange.
    Seine Bewegungen wirken ungelenk, als sei er betrunken oder stehe unter Drogen. Als er ansetzt, etwas zu sagen, hat Darius den Eindruck, gleich werde er lallen.
    »Isch will disch ficken«, nuschelt er, und weil er einen Schritt zur Seite macht und dabei eine Vierteldrehung um die eigene Achse vollführt, erkennt Darius, dass seine Hose den Hintern halb heruntergerutscht ist.
    Dann sieht Darius, dass Tomto m – wo kommt der her ? – sich mit einiger Mühe aufrappelt. Anscheinend ist er von dem Whopper zur Seite geschubst worden, hat das Gleichgewicht verloren und ist hingefallen.
    Kaum dass er steht, springt er mit einem verzweifelten Satz auf den großen, dicken, leicht schwankenden Mann zu und packt ihn am Arm, um ihn von Alina wegzuzerren. Mit einer zwischen Angst und Wut pendelnden Stimme fährt sie den Cousin schrill an: »Lass mich los, du Schwein!«
    »Kartoffel«, grummelt der Whopper, derweil er sich, erstaunlich schnell und geschmeidig, zu Tomtom umdreht, ihn lallend anblafft: »Ein Box, du liegst! Isch mach disch Messer, du Opfer!«, und ihm die beringte Faust ins Gesicht schlägt.
    Tomtom taumelt auf die Fahrbahn. Er steht neben dem Bordstein und wirkt trotz seiner aufgetürmten Rastalocken winzig und unscheinbar.
    Als er die Hände in einem Reflex vor Mund und Nase hebt, aus denen Blut läuft, stößt ihm der Whopper das Knie gegen die Rippen, sodass Tomtom japsend in sich zusammensinkt.
    »Kartoffel«, nuschelt der narbige Cousin noch einmal und für Momente hat Darius den Eindruck, als habe der Fleischklops im Drogen- oder Alkoholnebel die Orientierung verloren. Dann hat er den Cousin erreicht.
    Im Augenwinkel registriert er, dass die französischen Touristen zurückweichen, hört, wie die Stimmen hastiger werden und die Tonlagen höher, nimmt wahr, dass die meisten Spaziergänger noch nichts von der Prügelei bemerkt haben, ist sich sicher, dass er kein Polizeiauto auf der Fahrbahn gesehen hat.
    Er erkennt, dass Alina durch Tomtoms Anblick abgelenkt ist, der Mühe hat zu atmen, und tritt dem überraschten rotäugigen Mann, auf dessen Gesicht sich nicht die Spur eines Wiedererkennens abzeichnet, seitlich gegen das Knie, rammt ihm, noch in derselben Bewegung, mit voller Wucht die Schulter gegen den Brustkorb.
    Der Koloss wankt. Seine Arme fahren wie Mühlenflügel durch die Luft, doch Darius taucht unter den rudernden Pranken weg.
    Er schlägt dem Klops rasch hintereinander zweimal auf die Leber, sodass der ungeschlachte Mann taumelt, rückwärts über einen Blumenkübel stolpert, in dem sich bloß trockene Erde und Zigarettenkippen befinden, und in einen Obststand kippt, der am Straßenrand steht.
    Darius packt Alina, spürt den vertrauten Ekel, packt Tomtom, muss schlucken, um nicht zu würgen, und schleift beide zu einem Taxistand an der nächsten Ecke.
    Er verfrachtet sie rüde auf die Rückbank, schwingt sich, bevor der Fahrer reagieren oder wegen Tomtoms blutverschmiertem Gesicht etwas einwenden kann, auf den Beifahrersitz und murmelt: »Bitte zum Krankenhaus.«
    Durch die geöffneten

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