Blutsbund 3 Michail
Schulter und erklärte: »Wir zwei haben in knapp drei Tagen über 1500 Jahre Krieg und Abertausende von Toten hinter uns gelassen, meinst du wirklich, dass ich da mit deinen persönlichen Vorlieben nicht zurechtkäme, mein Freund?« Er drückte Michails Schulter etwas fester und ließ sie anschließend los.
Der Vampir fühlte sich nach dieser Antwort befreiter als jemals zuvor und nickte.
Nachdem die beiden ihren Kaffee getrunken hatten, begaben sie sich zurück nach St. Petersburg. Sie hielten den zweiten Abend genauso wie den ersten.
Es war kurz vor Mitternacht, als sie alle Punkte der anstehenden Sitzung zusammengetragen hatten.
Michail fragte lächelnd: »Und, noch mal Wechselsachen holen?«
Alexander schmunzelte, ging an die Bar, nahm zwei Gläser und brachte eine Flasche Wodka mit an den Tisch. Er füllte die Behältnisse und schob eines zu dem Vampir, anschließend setzte er sich wieder in den Sessel.
»Ich hab gestern bereits einen zweiten Satz Sachen eingepackt.« Er lächelte Michail an, aber es wirkte ein wenig bitter. »Weißt du, wichtige Ratsangelegenheiten fordern manchmal eindeutig die Abwesenheit von zu Hause«, sagte der Werwolf leise und er trank das Glas in einem Zug leer.
»Und so willst du es jetzt den Rest eurer Ehe handhaben – bis dass der Tod euch scheidet?«, hakte der Vampir milde nach.
»Die Schwierigkeit ist nicht, diesem Weib aus dem Weg zu gehen, das ist gut realisierbar. Ebenso sind getrennte Schlafzimmer nicht unüblich. Mein Problem ist, dass ich sie schwängern muss, erst danach habe ich meine Ruhe. Diese Zwangsehe besteht aus Heiraten und Nachwuchs zeugen.«
Wieder kippte Alexander den Inhalt des erneut gefüllten Glases in sich. »Der Wolf in mir bräuchte noch etwas Auslauf, gehen wir in den kleinen Park hinter dem Palais?«
Michail schaute den Mann überrascht an, nickte dann aber. Sie erhoben sich und der Vampir zog sich seinen warmen Wintermantel an. Er drehte sich zu Alexander um und wollte ihn etwas fragen, doch da saß bereits der schwarze Werwolf vor ihm. Michail lächelte und schritt voran, kaum hatte er den Hinterausgang geöffnet, sprang der Wolf schon die Treppen hinab und wartete ungeduldig auf ihn.
Just als er das Ende der Stufen erreichte, setzte sich das Tier in Bewegung und ging so nah neben ihm, dass er die warme Berührung an seinem Bein spürte. Die frische und kalte Luft Russlands weckte ihre Sinne.
»Hey mein Freund, du hast gesagt, du brauchst noch Auslauf, na los«, sagte er liebevoll zu dem Wolf und rannte auf einmal los. Alexander schaute ihm im ersten Moment verwirrt nach, folgte dann aber erfreut.
Nach weit mehr als einer Stunde schlenderten sie zurück zum Palais. Michail musste schmunzeln, er hatte fast den Eindruck, als wenn er mit einem normalen Hund unterwegs gewesen wäre. Zwar flogen keine Stöckchen durch die Luft, aber sie hatten ausgelassen getobt und sich gegenseitig gejagt. Der Vampir hatte die Wendigkeit und Taktik des Werwolfs genossen.
Er schritt die Treppe empor und öffnete die Tür, der Werwolf trabte an ihm vorbei und setzte sich hechelnd. Michail war verdutzt, dass Alexander sich nicht zurückwandelte, zuckte dann aber mit den Schultern und ging Richtung Küche. Er suchte eine große Schüssel und befüllte sie mit Wasser. Dass der Mann noch immer gewandelt vor ihm saß und wartete, bestätigte sein Vorhaben und den Gedanken, dass dieser Wolf bleiben wollte. Der Vampir stellte ihm den Behälter an den Boden und sah zu, wie das Tier seinen Durst stillte.
Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer und Michail setzte sich auf das Sofa. Der Werwolf hatte genau diesen Moment abgewartet, trottete langsam auf den Mann zu und schob seine Nase auffordernd unter dessen Hand. Aus halb geöffneten Lidern blickte das Tier zu Michail hinauf.
Er lachte leise. »Ein Werwolf mit einem Kraul-mich-Schlafzimmerblick?« Er spürte, dass der andere sich nach der Aussage zurückziehen wollte, grub aber sofort seine Finger in dessen Fell und sagte: »Gerne.«
Gedankenverloren wanderten seine Hände über den Wolf und Michail stellte mit Verwunderung fest, dass sich erneut, wie am Morgen, eine Welle der Wärme und Zärtlichkeit für das Wesen vor ihm aufbaute. Allerdings erschien sie ihm noch intensiver als zuvor.
Nach einer Ewigkeit des Streichelns realisierte Michail nur noch bedingt, dass es Alexander war, dem er die Liebkosungen zukommen ließ. Leise flüsterte er: »Als ich dich das erste Mal gestreichelt habe, war ich schon gefangen und
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