Blutsbund 3 Michail
wie es ihm erging. Dieser blieb stehen, streckte seine Vorderbeine durch, wedelte anschließend mit der Rute und gab ein freundliches Bellen von sich.
Michail atmete erleichtert aus und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Er kannte diese Tiere lediglich zähnefletschend und gefährliche Geräusche ausspuckend. Das Verhalten Alexanders glich eindeutig einem viel zu groß geratenen Hund, der spielen wollte.
Der Werwolf schien beruhigt und schritt weiter auf den Vampir zu. Als er neben Michail zum Stehen kam, schubste er mit seinem Körper behutsam gegen das Bein des Mannes. Michail Romanow ging grinsend in die Hocke. Der Wolf drängte sich vorsichtig an ihn und er konnte nicht anders, als seine Hände streichelnd in das weiche Fell zu versenken. Er hatte völlig vergessen, dass es sich um Alexander handelte, und gab sich seiner Faszination hin. Er kraulte das Tier sanft hinter den Ohren und lächelte, als der Werwolf genüsslich die Augen schloss.
»Verdammt bist du schön«, flüsterte Michail gedankenverloren und fuhr zärtlich die Konturen des Kopfes mit den Fingern nach.
Der Werwolf öffnete die Augen und schaute ihn intensiv an. Die bekannte Farbe der Iris holte den Vampir zurück auf den Boden und er sagte verlegen. »Entschuldige Alexander.«
Auch wenn er sich nicht recht von dem Fell des Tieres lösen wollte, erhob er sich dennoch, peinlich berührt über die Situation, die er gerade geschaffen hatte.
»Moskau?«, fragte er mit leicht rauer Stimme.
Statt einer Antwort stand innerhalb von Sekunden wieder Alexander Voltan vor ihm. Der Vampir vermied den Blick des Mannes, öffnete die Terrassentür und betrat mit Alexander die warmen Räume des Palais.
»Michail?«
Der Angesprochene drehte sich um und sah Alexander ertappt an.
»Tu mir den Gefallen und entschuldige dich nicht für Dinge, die wir beide genießen, in Ordnung?«
Der Vampir schaute in die graublauen Augen seines Gegenübers und nickte verhalten. Sie zogen sich ihre Mäntel über und Michail zögerte einen Mom en t, den and eren zu berühren, zu präsent war noch die Zärtlichkeit, mit der er ihn als Werwolf gestreichelt hatte.
Alexander drehte sich zu ihm um und sagte: »Wollen wir dann?«
Michail sprang über seine Bedenken hinweg und berührte die Schulter.
Der Vampir brachte sie ins Wohnzimmer seiner Moskauer Wohnung. Alexander schaute sich kurz um und Michail sagte von sich aus: »Mein kleiner Rückzugsort.«
Magisch angezogen von dem Bild was sich ihm bot, ging der Werwolf zu der großen Fensterfront und schaute hinaus. »Fantastisch«, flüsterte der Mann.
Michail stellte sich neben ihn und schwieg. Sie genossen einen Moment den Ausblick, bis Alexanders Magen sich lautstark mit dem Verlangen nach Essen meldete. Sie lachten beide und machten sich auf den Weg.
Moskau war für den Werwolf ebenso beeindruckend wie St. Petersburg und er konnte sich nicht sattsehen. Er freute sich darüber, dass Michail sämtliche Anspannung wieder abgelegt hatte und gelassen mit ihm umging.
Der Abend rückte schneller an, als es ihm lieb war und sie betraten gemeinsam die Wohnung des Vampirs.
»Noch ein Kaffee für dich?«, fragte Michail und Alexander stimmte zu.
Beide warfen ihre Mäntel auf die Couch und Michail ging in die Küche.
»Verrat mir kurz, wo dein Badezimmer ist«, rief der Werwolf ihm hinterher.
»Zweite Tür links«, gab der Vampir Auskunft.
Alexander machte sich auf den Weg und stand unschlüssig auf dem Flur. Er fragte sich, ob nun die zweite Tür links gemeint war, wenn man in die Wohnung reinkam, oder vom Wohnzimmer aus gesehen. Er steuerte die entsprechende Tür aus seiner Sicht an.
Michail betrat mit zwei gefüllten Tassen den Raum und stellte sie auf dem Tisch ab. Sein Blick glitt zum Eingang des Wohnzimmers und er konnte Alexander auf dem Flur stehen sehen. Als er bemerkte, welche Tür dieser geöffnet hatte, fluchte er innerlich und holte tief Luft.
Langsam ging er zu Alexander und sagte recht gefasst: »Ich meinte die zweite Tür links vom Eingang der Wohnung aus. Mein Fehler. Es tut mir leid.«
Der Werwolf gab keine Antwort, sondern starrte in den weiß gefliesten Raum. Dessen Augen weiteten sich mit jeder Sekunde, die er länger hineinblickte. Michail, der ein Stück hinter ihm stand, wagte es nicht, noch etwas zu sagen und wartete mit Unbehagen auf eine Reaktion Alexanders.
Der sagte nach gefühlten Minuten des Schweigens leise: »Sag mir, dass das nicht ist, was ich denke.«
Der Vampir holte hörbar Luft
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