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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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auf dem Rückweg von der Reitschule entführt haben, um sie später zu vergewaltigen und im Wald an einen Baum zu fesseln, waren unsere kriminaltechnischen Methoden noch nicht so gut. Inzwischen sind sie viel, viel besser, und das wird Sie zu Fall bringen.«
    Er warf wieder einen Blick auf Lind.
    »Sag ihm das mit dem Klebeband.«
    Lind räusperte sich wieder und begann:
    »Sowohl Kathrine Reinholdt als auch dem Mädchen aus Næstved, Mathilde Hansen, ist der Mund mit Tape verklebt worden. Im Auto des Festgenommenen, also in Ihrem, fand man später tatsächlich auch eine Rolle Klebeband.«
    Kent Levin zuckte mit den Schultern.
    »Es ist doch wohl nicht verboten, mit einer Rolle Klebeband im Handschuhfach herumzufahren. Ich glaube, fast alle Segler haben so etwas dabei.«
    Lind räusperte sich wieder.
    »Mag sein, und bis jetzt war es auch nicht möglich, den Beweis zu erbringen, dass ein abgerissener Streifen Klebeband von einer bestimmten Rolle stammt, doch jetzt gibt es da eine ganz neue Methode.«
    Roland studierte Kent Levins versteinerte Miene und suchte nach Anzeichen einer Veränderung. Aber vergeblich. Was für ein kaltes Arschloch, dachte er.
    »Sag ihm, wie das genau gemacht wird«, sagte Roland zu Lind.
    »Klebeband ist nicht gleich Klebeband. Es ist eine sinnreiche Erfindung, die aus einer Tragesubstanz besteht, einer bestimmten Art Leim und Fiberglasfasern. Und selbst bei der gleichen Sorte von Klebeband unterscheidet sich jede Rolle von den anderen. Diese Unterschiede sind so groß, dass sie bereits für eine Reihe von Verurteilungen ausgereicht haben, unter anderem in Holland.«
    Kent Levin sah noch immer aus, als ginge ihn das alles nichts an.
    Lind fuhr fort und holte ein Stück Klebeband hervor. Er zeigte mit seinem Kugelschreiber.
    »Entscheidend ist die Platzierung der horizontalen Fasern. Mit Hilfe eines Lösungsmittels, einer Pinzette, einer Kanüle und einer klaren Glasplatte kann man überprüfen, ob ein Stück Klebeband, und sei es noch so zusammengeknüllt, von einer bestimmten Rolle stammt oder nicht. Zuerst wird dafür der Leim des Klebebands aufgelöst, so dass das darunter liegende Skelett aus Glasfasern zum Vorschein kommt, das man dann mit dem Skelett des betreffenden Klebestreifens vergleicht. Hierbei geht es insbesondere um die Anzahl der Fasern, ihre Dicke und Platzierung, und um Fehler in der Produktion des Klebebandes, die häufig auftreten und eine klare Spur darstellen. Alsdann untersucht man die Zähne des Täters, denn häufig reißt man das Klebeband ja mit den Zähnen ein. Bei diesem Prozess bleiben winzige Fraktionen haften, die man mit Hilfe eines Polaroidfilters sichtbar machen kann, indem man den Weißanteil des Lichts herausfiltert«, sagte Lind und sah zu Roland hinüber, der anerkennend nickte.
    Per Roland beugte sich über den Tisch.
    »Was Anders Ihnen sagen will, ist, dass wir die Tapestreifen, mit denen den Mädchen der Mund verklebt worden ist, ebenso behalten haben, wie die Rolle aus Ihrem Auto. Wir haben das Ganze jetzt zur Analyse geschickt, und noch bevor Sie ›Klebeband‹ sagen können, werden wir wissen, ob Sie wirklich so unschuldig sind, wie Sie immer behaupten. Und vielleicht können wir dann ja auch über Cecilie Junge-Larsen sprechen.«
    »Sie lügen«, sagte Kent Levin.
    Per Roland schüttelte den Kopf, sammelte seine Papiere zusammen und stand auf.
    Lind folgte ihm.
    »Wenn Sie mir nichts mehr zu sagen haben, schicke ich Sie zurück in Ihre Zelle. Wir reden dann weiter, wenn wir das Ergebnis der Analyse haben.«
    Per Roland beugte sich zu Kent Levin hinüber. Er konnte hören, wie heftig er atmete.
    »Nichts?«, fragte er dann.
    Kent Levin schüttelte den Kopf.
    »Ich bin unschuldig«, sagte er dann.
    Roland zuckte mit den Schultern.
    »Das werden wir dann ja herausfinden«, sagte er und verließ den Raum.
    Draußen auf dem Flur seufzte er tief und lehnte den Kopf an die Wand. Er rieb sich beide Augen. Dann trat er mit dem Fuß fest gegen die Wand.
    »Verdammt, der ist echt nicht kleinzukriegen«, stöhnte er, bevor er dem Gefängnisbeamten zu verstehen gab, dass sie fertig waren.
    An Lind gewandt, sagte er: »Überprüfst du mal, ob wir dieses Klebeband wirklich noch haben?«
    Lange Lind nickte.
    »Und dann schickst du es zur Analyse, während ich höhere Mächte um Hilfe anflehe.«

14
     
    Es war noch immer Vormittag, als Liv über die Schotterstraße zum Espergærde Reitcenter fuhr. Max saß neben ihr und summte ein Lied, das sie nicht recht

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