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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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einen Schritt zurück, damit das Mädchen das Pferd aus der Box führen konnte. Astrid öffnete die Tür und befestigte einen roten Strick am Halfter.
    Dann führte sie Bianca zum Putzplatz, machte das Halfter an den beiden Ketten rechts und links des Pferdes fest und löste den Strick.
    »Darf ich mir mal das Seil anschauen, das du da hast?«, fragte Liv. Sie war keine Expertin, aber der Strick, den Astrid ihr hinhielt, schien weder aus Nylon noch aus Baumwolle zu sein.
    »Das sollte ich vielleicht mit ins Präsidium nehmen.«
    Astrid sah Liv fragend an, überließ ihr dann aber das Seil.
    »Nehmen Sie ihn ruhig, ich habe noch mehr.«
    Sie öffnete ihren Putzkasten und begann das Pferd zu putzen.
    »Wie seid ihr hier rausgekommen?«
    »Cecilie hat mich am Nachmittag angerufen und gesagt, sie sei unten am Hafen. Sie wollte vorbeikommen und mich abholen. Wir haben erst etwas gegessen und sind dann mit dem Fahrrad zum Reitstall gefahren. Es war schon nach sechs Uhr, als wir zu Bianca kamen.«
    »Dann hat sie dich von ihrem Handy aus angerufen?«
    »Ja.«
    »Hatte sie das die ganze Zeit bei sich, als ihr hier ward?«
    »Ich denke schon.« Astrid dachte nach. »Ja, sie hatte es dabei, denn es hat ein paar Mal geklingelt, während sie drinnen in der Halle Bianca geführt hat. Ich weiß noch, dass ich es total nervig fand, dass sie es nicht mal beim Reiten ausmachen konnte.«
    »Hat sie gesagt, wer sie da angerufen hat?«
    Astrid schüttelte den Kopf und begann das Hinterteil des Pferdes fest zu bürsten. Ein angetrockneter Lehmklumpen löste sich in Staubwolken auf.
    »Ein paar Mal, wie oft war das?«
    »Zweimal glaube ich, nicht öfter.«
    Liv machte sich auf ihrem Block Notizen. Wenn sie nur dieses verfluchte Handy finden würden. Sie hatten bei ihrer Telefongesellschaft die Anruflisten angefordert, aber es dauerte immer verdammt lange, bis sie die Daten bekamen.
    »Und du hast nicht gesehen, dass sie es weggelegt oder irgendwie weggeschmissen hätte?«
    »Das Telefon? Nein, sie ist beide Male drangegangen.«
    »Hat sie lange gesprochen, wie zum Beispiel mit ihrer Mutter?«
    »Nein, nur ganz kurz. Eigentlich hat sie kaum etwas gesagt. Nur Ja und Nein. Ich glaube nicht, dass sie den Anrufer gut kannte.«
    Astrid warf die Kardätsche zurück in den Putzkasten, nachdem sie sie ausgespült hatte, und nahm den Striegel. Es wurde noch staubiger im Stallgang, und Livs Nase begann zu kribbeln.
    »Hat sie nervös gewirkt? Ängstlich?«
    »Ein bisschen nervös vielleicht. Aber ängstlich nicht. Es gab eigentlich nichts, was Cecilie Angst einjagen konnte. Nicht mal Henrik aus dem Büro, und vor dem haben wir sonst alle Angst.«
    »Warum habt ihr vor dem Angst?«
    Astrid kicherte kindlich. Dann flüsterte sie:
    »Der ist einfach so unangenehm, so aufdringlich. Er bestraft uns immer, wenn wir am Monatsersten nicht das Geld dabeihaben, um unsere Gebühren zu zahlen. Dann muss man ihm ausmisten helfen, aber er selbst steht dann nur daneben und beobachtet einen. Er sagt, es täte uns ganz gut, uns die Finger schmutzig zu machen, wir wären alle mit einem Silberlöffel im Mund auf die Welt gekommen. Der sagt immer irgendwie so was.«
    »Aber Cecilie konnte er keine Angst einjagen?«
    »Nein. Aber er war auch am Sonntag wieder da und hat uns angegafft, als wir geritten sind. Dabei kommt er sonst nie am Wochenende. Er hat uns oben vom Balkon aus beobachtet. Normal stehen dort die Eltern und sehen ihren Kindern bei den Reitstunden zu.«
    »Waren noch andere da?«
    »Nein, um diese Uhrzeit sind eigentlich alle mit Reiten fertig. Die Wochenendaufsicht geht dann zum Füttern in den Stall. Wir hatten auch überhaupt nicht bemerkt, dass er gekommen war, jedenfalls ich nicht. Cecilie hat ihn aber irgendwann gesehen und ihm dann zugewinkt, so, wie die Königin das immer macht. Nur aus Spaß, aber dann ist er verschwunden.«
    »Und du bist dir sicher, dass er wirklich da war?«
    »Ja, also, sein Gesicht konnte ich da oben nicht sehen, aber er hatte den grünen Hut auf, den er immer trägt.«
    Liv notierte sich den grünen Hut.
    »Was habt ihr dann gemacht?«
    »Ich glaube, wir sind etwa eine halbe Stunde geritten. Cecilie durfte auf Bianca reiten.«
    »War es denn schön, wieder mit ihr zusammen zu sein?«
    Astrid blickte zu Boden.
    »Nicht?«, fragte Liv.
    Astrid schüttelte den Kopf.
    »Sie war einfach nur nervig.«
    »Wieso?«
    »Ich hatte das Gefühl, dass Bianca ihr vollkommen egal war. Sie hat sie nicht mal richtig angeschaut. Und sie wollte

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