Blutschande
dachte er, als er ihr ausdrucksstarkes Gesicht in der Tür sah.
Ihr Blick war genauso wie beim letzten Mal, als er auf ihre Klingel gedrückt hatte. Keine Spur von Überraschung. Als hätte sie ihn erwartet.
»Ich hab den hier für dich, vom ganzen Team.«
»Ein neuer Hut?«, sagte sie erfreut, nahm ihm den braunen Herrenhut aus den Händen und setzte ihn mit einem breiten Grinsen auf.
»Der ist genauso schön wie der alte«, sagte sie.
Roland lachte.
»Komm rein«, bat sie dann.
Er ließ seine Jacke auf der Fußmatte abtropfen, bevor er sie an die Garderobe hängte, an der er erst ein bisschen umsortieren musste, um einen freien Haken zu finden.
Drinnen in der wohlig warmen Küche bot sie ihm einen Kaffee und einen Whiskey an. Endlich ein echter Männerdrink, dachte er zufrieden.
»Und, was kann ich sonst noch für dich tun?«, fragte sie mit einer gewissen Melancholie in der Stimme, einer Traurigkeit, die ihm zuvor nicht aufgefallen war.
»Ich habe ein Angebot für dich«, sagte er dann. »Ich will dich im Team haben.«
Sie lachte. War das Erleichterung?, fragte er sich.
»In diesem kleinen Team, das Fälle mit hohem Gewaltpotenzial oder grenzüberschreitendem Charakter löst?«
»Ja, so lautet unser nicht ganz so leichtfüßiger Name. Was meinst du dazu?«
Sie sah ihn an, und plötzlich war ihm so, als strahlte ihr der Schalk aus den Augen.
»Ja, gerne«, sagte sie lächelnd. »Es gibt da aber ein kleines Detail.«
Er nippte am Kaffee, trank einen Schluck Whiskey und taute innerlich langsam auf.
»Was?«
Er gab sich selbst eine Antwort.
»Wenn es mit Geld zu tun hat, kann ich dir leider nicht helfen. Ich kann dir keinen höheren Lohn anbieten, als den, den du jetzt bekommst. Allenfalls ein paar Bonbons in Form von guten Hotels oder so.«
Sie sah ihn plötzlich mit ganz ernster Miene an.
»Ich bin wieder schwanger.«
Per Roland bekam den Kaffee im wahrsten Sinne des Wortes in die falsche Röhre und hustete sich fast die Lunge aus dem Hals.
»Was sagst du da?«, stammelte er.
»Und ich weiß nicht, ob es deines ist.«
Roland starrte lange in ihre grünen Augen. Er dachte an alles Mögliche, an ganz unpassende Dinge, wie Peters erstes Fußballtraining, bevor eine Unmenge von Fragen auf ihn einstürmte. Sollte er vielleicht bei ihr einziehen? Sollten sie sich eine gemeinsame Bleibe suchen und ein neues Leben beginnen, und würde er jemals erfahren, ob das Kind von ihm war?
»Du verarschst mich doch«, lautete seine – in seinen Ohren vollkommen lächerliche und wenig sympathische – Antwort.
Liv beugte sich vor und sah ihm in die Augen.
Roland hielt ihrem Blick stand, spürte aber die Angst in sich auflodern.
»Natürlich tue ich das, Roland«, sagte sie, und ihr Lachen hallte in der großen Küche wider. »Natürlich tue ich das!«
Blutschande ist Fiktion. Das heißt, dass alle Personen im Buch erfunden sind. Alle Übereinstimmungen mit heute lebenden Personen sind rein zufällig. Natürlich ist diese Geschichte von der Gesellschaft und der Welt inspiriert worden, in der wir leben, von den Geschichten, die wir in der Zeitung lesen. Die Art aber, wie sich diese Geschichte entfaltet und welchen Lauf sie nimmt, ist einzig und allein ein Produkt meiner Fantasie. Das Nationale Ermittlungscentrum, NEC, existiert, aber die Sondereinheit für Kriminalfälle mit hohem Gewaltpotenzial oder grenzüberschreitendem Charakter ist frei erfunden.
Großen Dank schulde ich meinem Mann, meinen Kindern und Patchwork-Stiefkindern für ihr Verständnis und ihre unermüdlichen Ohren. Danken möchte ich aber auch der Polizei von Nordseeland für ihre Hilfe in Detailfragen. Zu guter Letzt muss ich aber auch meiner fantastischen Redakteurin danken, Lisbeth Møller-Madsen, die so sehr an mich geglaubt hat.
Sollten sich noch Fehler in diesem Buch finden, bin ich allein dafür verantwortlich.
Therese Philipsen
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