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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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mir auch nicht helfen, sie zu satteln.«
    »Was ist geschehen, nachdem ihr geritten seid?«
    »Cecilie hatte plötzlich keine Zeit mehr und wollte weg. Wir haben Bianca dann schnell wieder in den Stall gebracht und sind nach Hause gefahren.«
    »Wie spät war es da?«
    »Ich weiß nicht.«
    »War es schon dunkel?«
    Astrid dachte nach.
    »Nein, noch nicht.«
    Liv sah sie an.
    »Die Sonne geht etwa um halb acht unter, es muss also vorher gewesen sein«, sagte sie dann.
    Astrid nickte.
    »Ich war auf jeden Fall vor acht Uhr zu Hause.«
    »Seid ihr zusammen nach Hause gefahren?«
    »Nein, als wir auf die Straße kamen, sagte Cecilie plötzlich, sie müsse in die andere Richtung. Sie hätte eine Verabredung mit ihrem Vater. Dann ist sie einfach gefahren.«
    Astrid streichelte ein letztes Mal über den Rücken des Pferdes, fuhr ihm mit den Fingern durch Schweif und Mähne und küsste es aufs Maul.
    »Hat dich das nicht gewundert?«
    Astrid zuckte mit den Schultern.
    »Neh, nicht wirklich. Cecilie war so seltsam. Ich kannte sie eigentlich gar nicht mehr richtig. Ich dachte nur, soll sie doch.«
    »Kannst du mir zeigen, welchen Weg sie genommen hat?«
    Astrid nickte, machte das Pferd los und schob es zurück in die Box.
    »Du kommst später wieder raus«, flüsterte sie dem Tier zu.
    Draußen entsprach das Wetter ganz dem Tycho-Brahe-Tag, dachte Liv, denn es begann Bindfäden zu regnen, kaum dass sie den Stall verlassen hatten. Gemeinsam mit Astrid rannte sie über den Hofplatz und suchte unter der windabgewandten Seite unter der schmalen Dachtraufe der Reithalle Schutz. Max Motor kam im gleichen Moment aus einem kleinen reetgedeckten Haus, das in der Mitte des Platzes stand. Er sah zum Himmel, trat in den Regen und lief zu Astrid und Liv hinüber.
    »Was ist?«, fragte er und blieb im Regen stehen.
    »Es regnet«, sagte Liv.
    Max blickte auf.
    »So was aber auch«, sagte er dann. Das schwarze Hemd klebte an seinem breiten Oberkörper, der einmal muskulös gewesen war, jetzt aber eher übergewichtig wirkte.
    »Und wohin wollt ihr?«
    »Wir wollten uns ansehen, welchen Weg Cecilie genommen hat, nachdem Astrid und sie sich am Sonntag getrennt haben. Wir warten nur darauf, dass der Regen etwas nachlässt.«
    »Waschlappen«, sagte Max mit einem Lächeln. »So ein bisschen Septemberregen hat noch niemandem geschadet. Außerdem regnet es kaum mehr«, sagte er, und Liv stellte zu ihrer Überraschung fest, dass der Regen tatsächlich fast aufgehört hatte.
    »Und, was hast du gemacht?«, fragte sie, als sie über die Schotterstraße gingen.
    Max schüttelte wie ein Hund das Wasser von sich ab.
    »Ich war im Büro und habe mit diesem Henrik Frandsen geredet.
     Über alles Mögliche, unter anderem auch über die Angestellten hier.«
    Max legte einen Finger an die Lippen, und Liv begriff, dass sie in Astrids Anwesenheit nicht darüber reden konnten.
    »Sie ist mit ihrem Fahrrad in diese Richtung weggefahren«, zeigte Astrid, als sie den asphaltierten Weg erreicht hatten.
    »In den Wald hinein?«
    Astrid nickte.
    Max Motor sah sich um.
    »Und welchen Weg hast du genommen?«, fragte er.
    »Na, den anderen, Richtung Stadt«, sagte sie und deutete zur anderen Seite.
    »Was hat sie gesagt, als ihr euch getrennt habt?«, fragte Liv.
    »Nur, wir sehen uns dann morgen in der Schule!«
    »Und was für einen Eindruck hat sie auf dich gemacht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »War sie froh? Oder hattest du das Gefühl, dass sie Angst hatte?«
    Astrid schüttelte den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz hin- und herschwang.
    »Sie war ganz normal.«
    »Danke für deine Hilfe«, sagte Liv und ergriff Max’ Arm. »Lass uns mal diesen Weg gehen.«
    »Kann ich dann zurück zu Bianca?«, fragte Astrid hoffnungsvoll.
    Sie nickten, und das Mädchen verschwand wieder in Richtung Reitschule.
    Liv und Max begannen zu gehen.
    »Warum nehmen wir nicht das Auto?«, stöhnte Max nach wenigen Minuten. Der Wald breitete sich nun rechts und links des Weges aus.
    »Ein kleiner Spaziergang hat noch niemandem geschadet. Was wolltest du in Astrids Anwesenheit nicht sagen?«
    »Bleib mal stehen. Machst du nie Pause?«
    »Ich habe zwei Kinder, zwei und vier Jahre alt. Reicht dir das als Antwort?«, fragte Liv und ging im gleichen Tempo weiter.
    »Ja, ja, okay. Aber du, diesen Typ im Büro müssen wir wirklich noch genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Diesen Henrik?«
    »Ja, Henrik Frandsen. Ist vierundvierzig Jahre alt, Single und leitet die Reitschule. Er arbeitet jeden Tag in

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