Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
Vom Netzwerk:
platzieren konnte. Es erinnerte sie irgendwie an »Fly me to the moon«. Auf dem Rücksitz saß Astrid und kaute Nägel.
    Liv versuchte, sie über den Rückspiegel anzulächeln.
    »Bist du nervös?«, fragte sie.
    »Das ist nur … weil ...« Das kleine dunkelhaarige Mädchen mit dem Pferdeschwanz und dem dicken Pony seufzte schwer. »Ihre Eltern hatten ihr das ja verboten. Ihre Mutter hat mich am nächsten Tag schrecklich ausgeschimpft, als sie angerufen und nach ihr gesucht hat.«
    Liv parkte den Wagen vor einem der weiß gekalkten Ställe und drehte sich zu ihr um.
    »Es ist doch nicht deine Schuld, dass sie ihren Eltern nicht gehorchen wollte, oder? Cecilies Mutter hatte Angst, als sie dich anrief. Cecilie war ja die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen. Aber das alles ist doch nicht deine Schuld.«
    Astrids Gesicht hellte sich ein bisschen auf, soweit das möglich war, wenn man gerade seine beste Freundin verloren hatte, dachte Liv und wurde sich dann bewusst, dass sie eigentlich kaum etwas über ihre Freundschaft wusste.
    Sie stiegen aus und hatten dank all der Pfützen alsbald nasse Füße. Nur Astrid war klug genug gewesen, wasserdichte Reitstiefel mit hohem Schaft anzuziehen.
    »Hast du ein eigenes Pferd?«, fragte Liv, als sie in den Stall traten.
    Der kräftige Geruch erinnerte sie plötzlich an ihre eigene, recht kurze Karriere auf dem Rücken der Pferde. In ihrem Fall war es bei einer 20-minütigen Reitstunde geblieben. Danach hatte sie sich lieber auf die Musik gestürzt und ihren Vater dazu gebracht, ihr eine E-Gitarre zu kaufen. »Kids Against Everything« hatte sich ihre Band genannt, aber das war wieder eine ganz andere Geschichte.
    »Ja, sie steht hier«, beantwortete Astrid ihre Frage und zeigte auf ein schönes rotes, hochweiß gestiefeltes Pony mit weißer Blesse.
    »Sie heißt Bianca«, sagte Astrid stolz.
    Liv fand den Namen für ein rotes Pferd recht seltsam, sagte aber nichts.
    »Sie ist meine beste Freundin.«
    »Habt ihr sie am Sonntag geritten?«
    »Ich schau mich mal ein bisschen um«, rief Max Motor und verschwand durch die doppelten Stalltüren.
    Liv ignorierte ihn.
    »Ja, Cecilie wollte unbedingt. Dabei hat sie sich sonst nie für Bianca interessiert. In der letzten Woche kam sie dann aber plötzlich an und meinte, sie würde gerne mal mit in die Anstalt kommen und sie sich angucken und vielleicht eine Runde reiten.«
    »In die Anstalt?«
    »Ach, so nennt mein Vater den Reitstall immer, er meint, dass ich hier zu viel Zeit verbringe. Aber das ist nur zum Spaß.«
    Eigentlich nicht sonderlich witzig, dachte Liv.
    »Was hast du zu ihr gesagt?«
    »Ich habe gesagt, dass sie in der nächsten Woche gerne mal mitkommen könnte, aber sie wollte unbedingt am Sonntag und am liebsten so spät wie nur möglich. Ich fand das ganz schön merkwürdig.«
    »Warum?«
    »Weil die hier am Sonntag meistens geschlossen haben. Da können nur Leute mit eigenen Pferden zum Reiten kommen. Nicht einmal die Kantine ist dann auf.«
    »Vielleicht wollte sie einfach ihren Frieden. Sie ist ja recht bekannt.«
    »Damit hatte sie eigentlich kein Problem«, sagte Astrid und gab Bianca eine große Möhre.
    »Wie meinst du das?«
    Das Pferd kaute laut und suchte in Astrids Hand nach mehr. Das Mädchen gab nach und steckte ihr eine weitere Karotte ins Maul.
    »Sie war immer ziemlich froh, wenn jemand sie erkannte. Unangenehm war ihr das auf jeden Fall nicht. Sie liebte es, wenn die Leute angerannt kamen und ein Autogramm von ihr wollten.«
    »Hat sich eure Beziehung dadurch geändert, dass sie so bekannt geworden ist?«
    »Doch, ja«, sagte Astrid und streichelte Bianca über die Nüstern. »Nein, jetzt kriegst du keine mehr«, sagte sie und erinnerte Liv plötzlich an sich selbst, wenn sie mit ihren Kindern sprach.
    »Wie meinst du das?«
    »Ja, also. Wir waren ja mal beste Freundinnen, aber als sie in der Schule so populär wurde, weil sie bei dieser Castingshow mitmachte, wollte sie mich irgendwie nicht mehr um sich haben.«
    »Ist sie hochnäsig geworden?«, fragte Liv und erinnerte sich an Freundinnen wie Cecilie, die einem plötzlich den Rücken zuwenden konnten.
    Astrid lächelte. »Ja ... vielleicht.«
    »Dann muss es dich doch gewundert haben, dass sie plötzlich mit dir reiten wollte.«
    »Ja, das hat es auch. Andererseits habe ich mich aber auch total gefreut.«
    »Warum?«
    »Weil sie Bianca noch nie gesehen hatte. Ich wollte sie Cecilie schon so lange zeigen. Ich hole sie mal raus, ja?«
    Liv nickte und trat

Weitere Kostenlose Bücher