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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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darum, die Leute da oben ein bisschen zu unterstützen«, fuhr sie fort. »Vermutlich braucht es eine gewisse Zeit, diese Reform richtig umzusetzen und zu etablieren. Die einzelnen Polizeikreise haben sich noch nicht richtig an ihre neuen Arbeitsaufgaben und Bereiche gewöhnt, und Ihre Gruppe wurde ja gerade dafür eingerichtet, den lokalen Behörden bei Schwierigkeiten zur Seite zu stehen. Wenn die Fälle zu komplex werden. Es ist doch wohl uns beiden klar, dass Ihre Gruppe eine Art Übergangslösung darstellt, bis die Reform richtig funktioniert. Wenn die einzelnen Polizeikreise erst selbst aktiv werden, braucht Sie hoffentlich niemand mehr.«
    Roland schüttelte innerlich den Kopf. Eine Übergangslösung, um vor Presse und Politikern den Anschein zu erwecken, die Polizeireform würde funktionieren? Nur sie selbst wussten, wer hier wem Sand in die Augen streute. Per Roland verstand einfach nicht, wem diese Reform nützen sollte. Der Polizei, die jetzt nur mit noch mehr Arbeit belastet wurde und mehr Krankmeldungen zu verkraften hatte als je zuvor? Oder den Politikern, die nichts ahnend im Parlament saßen, weil die Polizei so tat, als würde die Neuordnung funktionieren? Zum Glück ging das Ganze noch nicht auf Kosten der Bevölkerung. An welchem Punkt der Fehler lag, wollte er selbst gar nicht kommentieren, dass es aber einen Fehler gab, war klar. Im Augenblick war ihm das jedoch ziemlich egal. Der aktuelle Auftrag erinnerte sehr an seine frühere Tätigkeit mit der Mobilen Ermittlungseinheit, und auf diese Arbeit verstand er sich wirklich.
    »Ich will mich ja auch gar nicht querstellen. Es ist mir ganz recht, ein bisschen rauszukommen. Andererseits ist es nicht gerade die Aufgabe unserer Einheit, kleine Mädchen zu suchen, die von zu Hause weggelaufen sind. Ich dachte, es ginge um Fälle besonders roher Gewalt oder eben um grenzüberschreitende Konflikte«, sagte Roland. »Deshalb haben wir ja auch diesen etwas unhandlichen Namen bekommen.«
    Karen Gruppe lächelte.
    »Natürlich, aber es könnte bei diesem Fall durchaus um mehr gehen. Drei osteuropäische Männer sind am Wochenende am Hafen gesehen worden, bevor das Mädchen am Montagmorgen auf dem Weg zur Schule verschwunden ist. Espergærde ist eine kleine Stadt, in der so etwas auffällt.«
    »Osteuropäisch ist ein ziemlich weiter Begriff. Haben wir keinen konkreteren Hinweis?«
    »Möglicherweise Tschechen oder Polen, das meinten jedenfalls einige der Zeugen, aber genauer wissen wir das nicht. In Schweden gab es in den letzten Jahren zwei ähnlich geartete Fälle. Man hat Kinder aus reichen Familien gekidnappt, um Lösegeld zu erpressen. Aber so etwas gab es nicht nur in Schweden. Europol untersucht gerade verschiedene Fälle in ganz Europa, und es scheint reichlich Überschneidungen zu geben. Es könnte sich um eine osteuropäische Bande handeln. Das letzte Opfer war eine Dreizehnjährige. Sie ist in Helsingborg verschwunden. Wenn das eine Gruppe ist, die ihr Tätigkeitsfeld jetzt über den Sund nach Dänemark ausgeweitet hat, müssen wir die sofort stoppen.«
    Per Roland schloss seine Tasche. Er sah seine Chefin an und spürte, wie das Blut in seinen Adern rauschte. Normalerweise brauchte es einiges, um ihn aus der Ruhe zu bringen. Dafür hatte er im Laufe der Zeit zu viel Tod, Verletzungen und Unglück miterlebt. Aber wenn es um Kinder ging … mochte ja sein, dass das ein Klischee war, aber damit konnte er sich einfach nicht abfinden.
    »Und noch etwas«, sagte Gruppe schließlich. »Wir haben in der Gegend eine ganze Reihe registrierter Sexualverbrecher.«
    »Pädophile?«
    »Ja, aber das muss noch überprüft werden. Nordseeland hat allerdings jetzt schon zwei große Drogenfälle in ihrer Region, durch die einige Ressourcen gebunden sind. Sie haben vor zwei Tagen anderthalb Tonnen Hasch beschlagnahmt, und gestern haben sie einen Drogenring ausgehoben und dabei nicht weniger als sieben Schusswaffen, Kokain und mehrere Hunderttausend Kronen sichergestellt. Diese Gruppe scheint das Nachtleben in Helsingør kiloweise mit Kokain versorgt zu haben. Nordseeland hat einiges am Laufen, deshalb hat man um Unterstützung gebeten, und da ist es doch klar, dass ich meine besten Leute schicke.«
    »Und dieses Mädchen ist aus Espergærde?«
    Gruppe nickte.
    »Ich hatte da oben mal einen Fall … vor zwölf Jahren. Das war mein erster. Den werde ich nie vergessen. Ein junges Mädchen verschwand auf dem Rückweg von ihrer Reitschule und tauchte drei Tage später an

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