Blutschande
so einem haltlosen Hinweis kommen, wie wir sie häufig aus der Öffentlichkeit bekommen, aber dann sagte sie, sie wisse, wer es getan hat.«
Liv zuckte mit den Schultern.
»Komm schon, erzähl alles«, sagte Roland etwas ungeduldig.
»Dann hörte ich einen Tumult im Hintergrund, gefolgt von einer Männerstimme, die ihr befahl, den Hörer aufzulegen.«
Max Motor rieb sich die Wangen, auf denen noch die Schlaffalten zu erkennen waren.
»Und dann?«
»Dann bin ich hingefahren und habe sie erwürgt in ihrem Sessel gefunden.«
»Wie geht es dir?«, fragte Anette.
Liv zuckte wieder mit den Schultern. »Es geht schon, denke ich. Ich hätte kaum anders vorgehen können.«
Anette nickte und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Gibt es sonst noch etwas, was diese beiden Morde miteinander verbindet?«, fragte Miroslav.
»Nur dass auch sie mit bloßen Händen ermordet worden ist. Wie Kathrine Reinholdt und Mathilde Hansen«, antwortete Roland.
»Cecilie wurde ebenfalls erstickt, nur eben auf andere Weise«, sagte Max Motor.
»Ja, und ich glaube, wir haben es mit dem gleichen Mann zu tun«, antwortete Roland, während sie sich alle dem Sessel näherten, in dem Mette Berendsen mit einem Stück Pizza in der Hand ihren letzten Atemzug getan hatte.
Roland sah, wie sich Miroslav mit einem schockierten Laut die Hand vor den Mund hielt.
»Jetzt sei doch ruhig«, schimpfte Carsten Svendsen.
»Fuck, Mann, ist das scheußlich!«, platzte Miroslav hervor.
»Können wir wirklich sicher sein, dass sie sich nicht einfach zu Tode gefressen hat?«, fragte Max Motor, während er um die Frau im Sessel herumhinkte, um besser sehen zu können. Ihr Bauch hing wie eine Decke auf ihren Beinen.
Per Roland nickte und zeigte auf Mette Berendsens Hals.
»Da sind deutliche Fingerabdrücke. Es muss eine sehr kräftige Person gewesen sein, hat der Rechtsmediziner bei der Leichenschau gesagt. Ihr Hals ist so dick, dass man schon verdammt fest zudrücken muss, um ihr wirklich die Luft abzudrücken.«
»Dann suchen wir mit Sicherheit nach einem Mann, oder?«, fragte Carsten.
»Einem kräftigen Mann, ja. Und das passt auch zu der Männerstimme, die Liv am Telefon gehört hat.«
»Henrik Frandsen kann es dann ja nicht gewesen sein«, sagte Miroslav.
Roland schüttelte den Kopf.
»Nein, der sitzt noch bei uns in Untersuchungshaft.«
»Kann jemand in seinem Auftrag gehandelt haben?«, fragte Liv.
»Wäre möglich. Wenn Mette Berendsen irgendeinen Beweis hatte oder etwas wusste, das ihn belastet.«
»Die Frage ist nur: Was hat sie gewusst?«, setzte Liv den Gedanken fort.
»Kent Levin kann es auch nicht gewesen sein«, murmelte Miroslav.
Roland hörte es trotzdem.
»Nein, den können wir dann wohl auch ausschließen.«
»Außer jemand hat in seinem Auftrag gehandelt«, sagte Liv und sah sich um. Schubladen waren herausgezogen und auf dem Boden ausgekippt worden, überall lagen Papiere herum, im Schlafzimmer türmten sich auf Boden und Bett die Kleider, und sogar ein Regal war umgestürzt worden.
»Es sieht fast nach einem Einbruch aus«, sagte sie.
»Wenn nicht jemand versucht hat, es wie einen Einbruch aussehen zu lassen«, sagte Lange Lind, der am Boden hockte und einen Lehmklumpen untersuchte.
»Wie meinst du das?«, fragte Liv.
»Auf der Kommode im Schlafzimmer liegt ein ganzer Stapel Geld. Wäre das ein Einbruch gewesen …«
»Dann wäre das Geld wohl weg, ja …«
»Wer war sie?«, fragte Carsten.
»Die Ermordete heißt Mette Berendsen. Sie ist hier in Espergærde geboren und aufgewachsen. Seit sie vor vier Jahren von zu Hause ausgezogen ist, wohnt sie hier in diesem Reihenhaus. Sie lebt von ihrer Invalidenpension.«
Per Roland schwieg und sah sich am Tatort um.
Liv ergriff für ihn das Wort.
»Ich habe heute Abend schon mit der Nachbarin gesprochen, kurz nachdem das geschehen ist. Sie hat gesagt, dass sie plötzlich gegen halb neun einen schrecklichen Lärm aus diesem Haus gehört hat. Es hat wie ein Kampf geklungen, und sie hat eine Männerstimme gehört. Danach ist ihr ein Mann mit breiten Schultern und einer kurzen, schwarzen Jacke aufgefallen, der gegen Viertel vor neun aus ihrem Haus kam. Sie hat sich sehr darüber gewundert, da sie bei Mette Berendsen nie jemand anderen als ihre Mutter gesehen hat.«
»Wie ist der Täter reingekommen?«, fragte Max Motor und sah sich um.
»Vermutlich durch das Küchenfenster da drüben«, sagte Roland und ging in den Nebenraum.
»Das steht jedenfalls offen, und innen vor
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