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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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sei bei ihm und Marybeth besser aufgehoben.
    Er fluchte und schlug mit der Hand aufs Armaturenbrett.
    Denk nach! Beruhige dich und denk nach!
    Strickland und Munker bereiteten einen Angriff auf das Lager der Souveränen vor, weil Spud Cargill sich angeblich dort aufhielt. Der Richter hatte den Durchsuchungsbeschluss unterzeichnet, weil ihm der Verdacht hinreichend erschienen war. Joe konnte sich nicht denken, dass Wade Brockius und die anderen Zeltplatzbewohner tatenlos zusehen würden, wenn die FBI-Leute über ihre »Souveräne Nation« herfielen. Sie würden sich verteidigen, und dann würde die Situation vermutlich außer Kontrolle geraten.
    Spud Cargill war der Schlüssel zu dem Ganzen. Falls Joe ihn aufspüren und verhaften oder irgendwie beweisen konnte, dass er gar nicht im Lager war, ließ sich der Angriff wenigstens so lange verzögern, bis Munker einen neuen Grund zur Attacke fand. Bis dahin war womöglich aber genug Zeit vergangen, um die Lage wiederum zu entschärfen. Vielleicht ließ auch der Sturm bis dahin nach. Das Ganze mit Hilfe der Medien öffentlich zu machen, konnte Munkers Pläne verzögern oder ruinieren. Vielleicht würden auch die Souveränen ihre Sachen packen, weiterziehen und ihre Probleme und ihr in Jahrzehnten gesammeltes Gepäck an trostlosen und heftigen Emotionen mitnehmen. Dann mussten sich andere mit ihnen herumschlagen. Diese Idee gefiel Joe, obwohl sie ihm auch ein starkes Schuldgefühl einflößte.
    Aber Cargill war der Schlüssel. Der einzige Weg, April aus der Gefahrenzone zu bringen und die Dinge lange genug aufzuschieben, damit die Gerichte sich mit der Angelegenheit befassen konnten, bestand darin, ihn zu finden.
    Doch dafür würde Joe Hilfe brauchen.
    Er fuhr bei Rot über eine der drei Ampeln der Stadt, ohne es auch nur zu bemerken.

    Auf dem Parkplatz der Bibliothek des Twelve Sleep County standen lediglich vier schon zwanzig Zentimeter tief eingeschneite Autos. Eins davon war Marybeths Van.
    Joe bremste neben ihrem Wagen, sprang heraus und ließ seinen Motor laufen.
    Die Bücherei war zugesperrt, und ein handgeschriebener Zettel an der Flügeltür verkündete, man habe heute wegen des Wetters vorzeitig geschlossen. Joe drückte das Gesicht an die Scheibe und klopfte laut. Die Lampen drinnen waren bereits gedimmt. Eine von Marybeths Kolleginnen entdeckte ihn, kniff die Augen zusammen und wollte ihn schon wegscheuchen, doch seine Frau gesellte sich zu ihr, lächelte und kam mit den Schlüsseln an die Tür.
    »Die Bibliothekarin schickt alle nach Hause«, sagte sie und ließ ihn herein. »Die Kinder haben schulfrei, und ich vermute, die Landstraßen und der Flugplatz sind bereits gesperrt. «
    Joe trat ein, nachdem er den Schnee von Jacke und Hut gestreift hatte. Er nickte Marybeths Kolleginnen zu, die ihre Jacken und Handschuhe überstreiften, um nach Hause zu gehen.
    »Marybeth, wir müssen reden.«
    Sie blickte sofort besorgt. Traurigkeit spiegelte sich in ihren Augen, wie schon so oft, seit ihnen April genommen worden war.
    Da sie wusste, dass ihre Kolleginnen die Ohren spitzten, führte Marybeth ihn in ein kleines, düsteres Besprechungszimmer und sagte den anderen, sie sollten ruhig schon gehen – sie werde die Bücherei abschließen.
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, erzählte ihr Joe, was bei der morgendlichen Besprechung in der Forstverwaltung vorgefallen war.

    »Das hast du gesagt? Joe!«
    »Ich weiß. Aber ich habe dort Blut gewittert, und das ist mir an die Nieren gegangen.«
    Marybeth seufzte, lehnte sich an einen Tisch und musterte ihn stumm. Es tat ihm weh, wie bekümmert sie war. Und das hieß, dass er etwas unternehmen musste. Es war seine Pflicht, die Sache in Ordnung zu bringen.
    »Ich bin hier, um mir deine Zustimmung zu holen.«
    »Wozu?«
    »Um zu tun, was ich für das Beste halte.«
    »Was? Dazu brauchst du doch nicht meine Zustimmung.«
    Joe schüttelte den Kopf. »Ich habe viel nachgedacht. Den ganzen letzten Monat über hat es an mir genagt.«
    Sie runzelte fragend die Stirn.
    »Marybeth, ich bin ein schlechter Ehemann und ein schlechter Vater gewesen. Ich habe weder April noch dich noch unsere Familie beschützt. Das habe ich Anwälte tun lassen. Ich habe Robey befragt und gehofft, er würde was machen. Ich bin den leichten, legalen Weg gegangen.«
    »Aber Joe …«
    »Niemandem liegt April so am Herzen wie uns. Nicht dem Richter, nicht den Anwälten. Für sie bedeutet diese Sache nur weiteren Papierkram – ein Fall mehr. Robey

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