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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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die Schultern. Eine kleine Armee war hier versammelt, um von Munker, Strickland und Barnum gegen das Lager der Souveränen geführt zu werden. All dies erschien Joe furchtbar falsch. Außerdem war es zu heiß. Man musste den Thermostat herunterdrehen oder ein Fenster aufmachen.
    Als er die Augen öffnete, stand Elle Broxton-Howard vor ihm.
    »Haben Sie mein Fax bekommen?«, fragte sie.

    Nicht jetzt, dachte Joe.
    »Wir haben keinen ungeschälten Reis.«
    Sie lächelte. »Ich kann welchen mitbringen. Noch besser wäre es, das Interview nicht bei Ihnen zu führen. Ich brauche nur ein paar Zitate, wie Sie den Schurken in die Falle gelockt haben. Und ich möchte mehr über das Lenkrad wissen, von dem Mr. Munker sprach. Stimmt das?«
    Joe widerstand der Versuchung, sie wegzustoßen. »Ja.«
    Melinda Strickland gesellte sich zu ihnen. Sie war unübersehbar besorgt, was Joe so geheuchelt fand wie all ihre öffentlich ausgestellten Gefühle. Sie schien sich ihre besorgte Miene geradezu verordnet zu haben.
    »Joe, wir müssen miteinander reden.«
    Elle Broxton-Howard trat beiseite. Munker und Barnum standen noch beim Stehpult, äugten aber zu ihm und Strickland hinüber und erwarteten offenbar das Ergebnis dessen, was sie zweifellos zuvor zu dritt besprochen hatten.
    »Joe, wir alle wissen Ihre Leistung sehr zu schätzen, als sie Rope Latham verhaftet haben, doch es gibt da noch ein paar Kleinigkeiten zu klären.«
    Aus dem Augenwinkel sah er Broxton-Howard diesen Satz in ihr Notizbuch schreiben. Strickland inszeniert das also ihretwegen, begriff er.
    »Was für Kleinigkeiten?«, fragte er. Er verabscheute Worte wie dieses.
    »Nun, es ist interessant, dass Sie – anders als wir alle – weder einen Pfändungsbeschluss noch eine Vorladung erhalten haben«, erwiderte sie. »Oder etwa doch?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Joe, haben Sie nicht den Eindruck, dass Sie in diese Angelegenheit persönlich zu sehr involviert sind? Ich denke an das kleine Mädchen, wissen Sie. Womöglich stehen Sie den Souveränen
da oben ja zu nah, und darum wäre es vielleicht besser, Sie würden nicht an der Suche teilnehmen.«
    Er starrte sie an. Broxton-Howard schrieb mit.
    »Die ganze traurige Geschichte hat damit begonnen, dass Ihnen Lamar Gardiner bedauerlicherweise entkommen ist. Die Verhaftung Rope Lathams war gut, aber womöglich sollten Sie eine Pause machen, wissen Sie, sich etwas erholen und diese Sache den Profis überlassen.«
    Hitze stieg Joe in den Nacken, als er erst Strickland, dann Munker musterte, der weiter hinten stand. Die Hitze breitete sich auch in Brust und Armen aus und nistete sich sogar hinter seinen Augen ein. Sein Gesichtsfeld hatte sich auf die beiden verengt, und Zorn raste in ihm.
    »Ich begreife, was hier passiert«, sagte er und spürte selbst, dass seine Stimme angespannt klang. »Das ist ein Fall von Fixierung und damit nichts anderes als das, was Lamar Gardiner widerfuhr, als er mehr Wapitis als je auf einem Haufen sah und seine Waffe schließlich sogar mit Zigaretten statt mit Schrotpatronen lud, um sie abzuknallen.«
    »Joe …«
    »Sie entdecken eine Möglichkeit, Leute zu vernichten, wie Sie sich das immer gewünscht haben. Jetzt haben Sie die Gelegenheit, bei der Sie sich dazu berechtigt glauben. Leute wie Sie sind so hasserfüllt, dass sie das Denken vergessen. Dabei gibt es hier große Schwierigkeiten: Erstens haben Sie einen Psychopathen zum Leiter der Operation ernannt.« Er wies mit dem Kopf auf Munker. »Und zweitens ist eins meiner Kinder oben im Lager – wie Sie ja wissen.«
    Vom anderen Ende des Raums machte Dick Munker, der schon die ganze Zeit über zugehört hatte, eine verächtliche Bemerkung: »Soweit ich weiß, ist es nicht mal Ihr Kind.«
    Der Zorn übermannte ihn fast. Er verabscheute es, dass
Munker und Strickland die Lage, in der Joe und Marybeth sich April gegenüber befanden, so offen besprochen hatten. Obwohl es sich nicht um eine Privatangelegenheit handelte, war er der Ansicht, sie hätte angesichts der Umstände diskret gehandhabt werden müssen. Als er die Augen schloss, stürzten rote Sterne wie ein Feuerwerk nieder. Er spürte, wie jemand – Hersig – ihn am Ellbogen fasste, und riss seinen Arm weg.
    Hier geht es nicht um Kinder als Eigentum, mahnte er sich, sondern darum, Kinder zu anständigen Menschen zu erziehen, die sich nicht zu Leuten vom Schlag der Frau oder des Mannes entwickeln, wie sie mir hier gegenüberstehen.
    »Joe?«, fragte Hersig. Ihm war gar nicht klar

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