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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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aneinandergeraten war – wurde fuchsteufelswild, als Joe den toten Lamar zum Krankenhaus brachte.
    Als Joe rückwärts in die beleuchtete Nische der Notaufnahme
setzte, trat Barnum durch die Flügeltür aus der hellen Eingangshalle und schleuderte verärgert eine halb gerauchte Zigarette in den Rinnstein. Zwei seiner Hilfssheriffs, Mike Reed und Kyle McLanahan, folgten ihm. McLanahan und Joe kannten sich mittlerweile vier Jahre – seit dem Tag, an dem der Hilfssheriff ihn mit einem leichtsinnigen, schlecht gezielten Schuss aus seiner Schrotflinte verwundet hatte.
    »Sagen Sie mal, Jagdaufseher Pickett«, sagte Barnum schleppend, aber mit harter Stimme, »warum sind Sie immer, wenn jemand in meinem Bezirk umgebracht wird, an Ort und Stelle? Und wie sollen wir diesen Mord untersuchen, nachdem Sie den Tatort verwüstet und Lamar mit Ihrem Pick-up hergebracht haben?«
    Barnum hatte seine einleitenden Bemerkungen offenbar seinen Hilfssheriffs zuliebe einstudiert.
    Joe stieg aus und funkelte Barnum zornig an, dessen alterndes Gesicht im grellen Deckenlicht der Nische noch strenger wirkte, als es ohnehin war. Barnum funkelte zurück, während sich seine tief in den Höhlen liegenden Augen verengten.
    »Als ich ihn fand, lebte er noch«, entgegnete er. »Er starb, als ich ihn zu meinem Pick-up schleppte.«
    Barnum knurrte missbilligend; anstatt sich zu entschuldigen, leuchtete er mit seiner Stabtaschenlampe über die Ladefläche des Pick-ups. »Ich sehe bloß ein großes Wapiti«, sagte er, ließ den Strahl dann auf der zugeschneiten Decke ruhen, langte danach und schlug sie auf.
    »Mein Gott, jemand hat ihn niedergemetzelt«, stieß er hervor.
    Joe nickte. Im weißen Licht von Barnums Taschenlampe wirkte die klaffende Wunde an Lamars Hals schwarz und brutal.
    Hilfssheriff Reed teilte Joe mit, der Gerichtsmediziner
des Bezirks sei bereits unterwegs und kämpfe sich trotz des Schnees zum Krankenhaus durch.
    Joe und die Männer des Sheriffs traten beiseite, als Krankenpfleger Gardiners Leiche vom Pick-up zogen und auf eine fahrbare Trage schnallten. Zu viert folgten sie ihr ins Gebäude und blieben dann im Empfangsbereich zurück. Als die Pfleger den Toten über den Flur schoben, meinte McLanahan, das erinnere ihn an das Wapiti, das er in der Jagdsaison aus den Bergen geholt habe.
    »Ein kapitaler Vierzehnender«, prahlte er. »Der wäre was fürs Buch der Rekorde gewesen. Wir mussten ihn glatt vierteilen, um ihn auf die Ladefläche zu bekommen.«
    Bei dieser Bemerkung drehte Barnum sich um und lächelte Joe süffisant an. »Na, Jagdaufseher Pickett – dann staune ich ja, dass Sie Lamar nicht erst ausgeweidet haben.«

    Joe fuhr zum Haus des Ermordeten, um Carrie Gardiner die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen. Er hatte sich freiwillig dafür gemeldet, so hart es auch werden würde. Er war froh, von Barnum und McLanahan wegzukommen. Selbst in der Kälte brannten seine Wangen. Die Kommentare des Sheriffs hatten ihn getroffen, und er hatte seinen aufsteigenden Ärger niederringen müssen. Während der Fahrt allerdings verdrängten Gedanken daran, was am Nachmittag geschehen war und was er Carrie sagen würde, Barnums Worte. Er konnte noch immer nicht fassen, dass Gardiner ihn mit den Handschellen ausgetrickst hatte und warum er so schießwütig gewesen war. Oder dass seine Ermordung im Wald während eines Schneesturms Zufall gewesen sein sollte.
    Als Joe vor dem Haus der Gardiners hielt, traf ihn die Erkenntnis dessen, was ihm bevorstand, und er blieb kurz im
Wagen sitzen und sammelte seinen Mut, ehe er sich hinaus in die Kälte und zu den Eingangsstufen des Gebäudes begab. Als Lamars Tochter im Nachthemd die Tür öffnete, fühlte Joe sich noch schlechter.
    »Ist deine Mom zu Hause?«, fragte er mit kräftigerer Stimme, als er erwartet hatte.
    »Sie sind der Dad von Lucy, stimmt’s?«, fragte das Mädchen. Sie hatte bei der Weihnachtsaufführung neben ihr gesungen. Joe erinnerte sich nicht mehr an ihren Namen. Er wünschte, er wäre irgendwo anders, und schämte sich für diesen Wunsch.
    Carrie Gardiner kam aus der Küche und trocknete sich mit einem Geschirrtuch die Hände. Sie war ziemlich füllig und hatte ein attraktives, aufgewecktes Gesicht und kurzes schwarzes Haar.
    »Lass Mr. Pickett rein und mach die Tür zu, Schatz«, sagte sie. Joe trat ein und nahm seinen durchnässten Stetson ab.
    Die Tür schloss sich, und Carrie und ihre Tochter warteten auf eine Erklärung für seinen Besuch. Dass er schwieg

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