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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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und Mrs. Gardiner lediglich ansah, sagte genug.
    Plötzlich wurden ihre Augen feucht.
    »Geh fernsehen, Schatz«, sagte sie zu ihrer Tochter mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    Joe wartete, bis das Mädchen verschwunden war, und holte tief Luft. »Ich kann es Ihnen nicht anders sagen als geradeheraus«, begann er. »Ihr Mann Lamar wurde in den Bergen auf der Jagd ermordet. Ich habe seinen Leichnam gefunden und in die Stadt gebracht.«
    In Carrie Gardiners Gesicht mischten sich Überraschung und Ärger, und fast hätte sie das Gleichgewicht verloren. Joe trat näher, um sie zu stützen, doch sie wies seine Hand zurück. Mit einem leisen Aufschrei warf sie ihm das Geschirrtuch,
das sie eben noch in den Händen geballt hatte, vor die Stiefel.
    »Es tut mir so leid«, sagte Joe.
    Sie winkte ab und gab ihm zu verstehen, den Boten der schlechten Nachricht treffe kein Vorwurf. Dann drehte sie sich um und ging zurück in die Küche.
    »Bitte rufen Sie mich oder meine Frau an, wenn wir etwas für Sie tun können«, rief Joe ihr nach.
    Sie tauchte wieder auf.
    »Wie ist er gestorben?«
    »Jemand hat ihn mit zwei Pfeilen erschossen.« Er beschloss, die durchgeschnittene Kehle nicht zu erwähnen.
    »Wissen Sie, wer?«
    »Noch nicht«, gab Joe zu.
    »Werden Sie ihn finden?«
    »Ich nehme es an. Das ist Sache des Sheriffs.«
    »Das Blut da – ist das von Lamar?«
    »Ja«, sagte Joe errötend, merkte plötzlich, dass seine Jacke schwarz von Blut war, und nahm es sich sehr übel, das nicht früher bemerkt zu haben. Er hätte sie im Pick-up ausziehen sollen, ehe er an die Tür geklopft hatte. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich …«
    Sie winkte erneut ab, hob das Geschirrtuch auf und drückte es sich ans Gesicht.
    »Ich hatte befürchtet, dass so was passiert«, sagte sie und entfernte sich erneut. Sie erklärte nicht, was sie damit meinte, und Joe fragte nicht nach.
    Stattdessen verließ er das Haus und blieb kurz auf der Veranda stehen. Drinnen begann ein Weinen und wurde lauter und lauter. Es war furchtbar.

    Im Sheriffbüro verteilte Barnum schon Aufgaben für den nächsten Tag. Joe stand unbehaglich im hinteren Teil des Besprechungszimmers. Er war um eine Stellungnahme gebeten worden, hatte aber darauf beharrt, erst zum Haus der Gardiners zu fahren. Barnum befahl seinen Hilfssheriffs, die laufenden Arbeiten liegenzulassen und sich allein auf den Mord an Lamar Gardiner zu konzentrieren. Er habe schon die Kriminalpolizei von Wyoming eingeschaltet und die Bundesforstverwaltung kontaktiert. Baldmöglichst würden sie Joe Pickett an den Tatort folgen, um die Pfeile und weitere Beweismittel zu bergen und zu untersuchen. Gardiners Mitarbeiter würden befragt werden und seine Frau und seine Freunde, »falls er welche hatte.«
    Diese Bemerkung ließ jemanden leise auflachen. Gardiners Büro werde durchsucht, um Hinweise auf Drohungen oder Streit zu finden. Die Protokolle und Unterschriftenlisten der öffentlichen Versammlungen, die Gardiner in letzter Zeit zu Straßensperrungen, zur Verlängerung von Pachtverträgen und zu anderen umstrittenen Vorhaben abgehalten habe, würden gesammelt. Barnum wollte die Namen aller im Twelve Sleep Valley erfahren, die Gardiner direkt widersprochen oder Unzufriedenheit mit den Beschlüssen der Forstverwaltung zum Ausdruck gebracht hatten. Joe war bei all den Versammlungen dabei gewesen und wusste, dass Barnum vermutlich bald mit sehr viel mehr Namen dastehen würde, als ihm lieb war.
    »Ich will, dass die Untersuchung rasch durchgezogen wird und noch vor Weihnachten jemand in meinem Gefängnis schmort«, schnauzte Barnum. »Pickett, wir brauchen Ihre Stellungnahme.«
    Die Hilfssheriffs – überwiegend in der nachlässigen Zivilmontur, die sie getragen hatten, als sie unversehens ins Büro
beordert worden waren – drehten sich überrascht um und sahen Joe hinter sich stehen.
    »Sie schauen ja verboten aus«, sagte einer, und ein anderer lachte.

    Es war halb drei in der Nacht, als Joe nach Hause kam. Zweimal war er an der Einfahrt vorbeigefahren, ehe er den gelben Fleck der Verandalampe erspähte, der an eine radierte Stelle im Sturm erinnerte. Der Wind hatte deutlich aufgefrischt und den dichten Flockenwirbel in einen wahren Mahlstrom verwandelt.
    Nachdem er eine beinahe einen Meter hohe Schneewehe überwunden hatte, die die Einfahrt blockierte und ihn mit schlingerndem Heck Richtung Garage entließ, machte er den Motor aus und weckte Maxine. Der Labrador kämpfte sich neben ihm

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