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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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von Blutflecken, Haar und Gewebe. Die Hinterviertel und Lendenstücke der Tiere waren entfernt und vermutlich auf den Transportschlitten geladen worden. An den Schnittstellen bemerkte Joe Eis und Gewebereste. Also waren Kettensägen benutzt worden. Auch wenn Joe sich freute, dass das Fleisch nicht verrottet war: Die Umstände seiner Bergung waren bizarr. Es war unwahrscheinlich, dass sich am Vorabend, als der Sturm endlich nachgelassen hatte, drei Leute mit Motorschlitten zu Vergnügungszwecken in die Berge aufgemacht hatten. Die Spuren zeigten, dass sie von Westen auf die Wiese gefahren waren, aus dem Gebiet des Battle Mountain, und die Lichtung auf dem gleichen Weg wieder verlassen hatten. Sie hatten direkt
auf die Wiese zugesteuert und sie in weiten Kreisen erkundet, bis sie auf die Erhebungen im Schnee gestoßen waren, unter denen die Kadaver gelegen hatten. Auf dem Rückweg waren die Kufen tiefer in den Schnee gedrungen – zweifellos wegen der gut fünfhundert Kilo Fleisch, die sie mitgeschleppt hatten.
    Gut fünfhundert Kilo Fleisch, dachte Joe und pfiff durch die Zähne. Wer besaß genug Ausrüstung und Scharfsinn, um fünf Wapitis kurz nach einem Schneesturm auszuweiden? Woher hatten die Besucher überhaupt gewusst, dass die Tiere dort waren? Und gab es eine Verbindung zwischen den Motorschlitten auf der Wiese und dem Mord an Gardiner?
    Joe nahm über Funk Kontakt zu Barnum und Brazille auf.
    »Fünf Wapitis wurden mit Schlitten weggeholt?«, fragte Barnum. Joe hörte Brazille um das Funkgerät bitten.
    »Gehen irgendwelche Spuren in unsere Richtung?«, fragte der Kriminalpolizist.
    »Nein.«
    »Dann haben diese Fleischfreunde wohl nicht gewusst, dass Gardiner hier oben war. Sonst hätten sie vermutlich nach ihm geschaut«, folgerte Brazille.
    »Möglich«, erwiderte Joe. »Aber vielleicht haben sie das ja früher getan. Der Mord ist schließlich schon zwei Tage her. Seit Gardiners Tod ist viel Schnee gefallen – wir wissen also nicht, ob sie schon vorgestern hier oben waren.«
    »Warten Sie kurz«, sagte Brazille und schaltete sein Funkgerät aus.
    Kurz darauf meldete er sich wieder: »McLanahan ist auf gelben Schnee bei der anderen Straße gestoßen und hat ihn eingesackt. Also haben wir nun wenigstens einen Ansatz für die Ermittlungen.«
    Die Vorstellung, wie McLanahan grollend gelben Schnee in eine Plastiktüte beförderte, ließ Joe lächeln.

    »Ich werde mal nachsehen, wo die Spuren enden«, sagte er. »Sie führen nach Westen, Richtung Battle Mountain.«
    Er hörte, dass Brazille sich kurz mit Barnum beriet, ehe er sich wieder meldete.
    »Treten Sie ihnen nicht entgegen, falls Sie sie entdecken«, sagte er. »Und lassen Sie Ihr Funkgerät an.«
    »Wird gemacht«, erwiderte Joe.
    »Sheriff Barnum lässt Ihnen ausrichten, Sie sollen nichts tun, was ihn verärgert.«
    »Ich fürchte, das wird mir nicht gelingen.«
    Joe und Barnum hatten sich nie gut verstanden, doch seit dem Sommer war ihre Arbeitsbeziehung noch gespannter geworden. Joe verdächtigte den Sheriff hinsichtlich dessen, was sich am Savage Run Canyon zugetragen hatte, der Mittäterschaft und Bestechlichkeit. Doch es existierten keine Beweise dafür, und Barnum hatte nichts zugegeben. Zwischen beiden herrschte nun eine unterschwellige Feindseligkeit, und Joe wusste, dass sie eines Tages zu etwas Hässlichem führen würde.

    Bevor er seinen Schlitten wieder anließ, fotografierte Joe die Spuren, die Überreste der Kadaver und das von der Kettensäge verstreute Gewebe und trug seine Beobachtungen in sein Spiralnotizbuch ein. Dann tastete er seine Jacke ab, um sich zu vergewissern, dass er alles dabeihatte, was er benötigen mochte: Fernglas, Handschellen, Pfefferspray, Batterien für das Funkgerät und seine .40er Beretta.
    Dann warf er den Motor an, ließ ihn aufheulen, lehnte sich in den Sitz zurück und glitt in den Wald, um den Spuren zu folgen.

    Nachdem Joe zehn Kilometer durch den Wald nach Westen gefahren war, endeten die Spuren jenseits der Senke an einem Wirtschaftsweg. Er war nun im Windschatten auf der Südseite des Gebirges, und der Schnee war nicht so tief. Das Fahrzeug, das den Anhänger mit den Motorschlitten auf den Berg gezogen hatte, war längst verschwunden, doch Joe sah Fußspuren, wo die Schlitten aufgeladen worden waren und der Wagen gewendet hatte. Er schoss weitere Fotos.
    Der Empfang war verrauscht, doch er konnte Brazille über Funk erreichen und ihm sagen, was er gefunden hatte.
    »Vergessen Sie’s«, gab

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