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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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Uhr. Halb vier am Morgen.
    »Wie dem auch sei – der Fahrer des Pick-ups sah mich kommen und verschwand auf der anderen Hügelseite über die gesperrte Straße. Sie wissen ja, wie es da draußen mit all den Hügeln und eingeschnittenen Tälern ist. Man verliert leicht die Orientierung oder fährt in die falsche Richtung. Aber egal … ich bin ihm den Hügel hinauf nachgerast.«
    »Haben Sie versucht, jemandem Bescheid zu geben?«
    »Natürlich. Aber das Landverwaltungsamt hatte wegen Silvester schon geschlossen, und die Telefonistin war auch bereits gegangen.«
    »Weiter.«
    »Ich kam auf den Hügelkamm, von wo ich das gesamte Gelände überblicken konnte. Die Straße führte nach links, und ich wollte ihr schon folgen, entdeckte dann aber den weißen Ford auf halber Hügelhöhe. Er hatte den Weg verlassen und brauste einfach ins Tal. Zum Kuckuck, hab ich gedacht und bin ihm nach. Inzwischen wollte ich nur noch das Nummernschild rausfinden.«
    »Ich fürchte, der Patient braucht Ruhe«, sagte plötzlich eine Nachtschwester kurz angebunden von der Türschwelle her.

    Joe drehte sich um. »Wir sind so gut wie fertig.«
    »Das will ich auch hoffen«, meinte sie.
    »Freches kleines Biest«, bemerkte Wardell, als sie abzog, wobei ihre dicken Hüften den Saum ihres Rocks hüpfen ließen.
    Joe wandte sich ihm wieder zu. »Sie haben den Pick-up also im Tal beobachtet. Stehen da unten nicht ziemlich viele Sträucher? « Er war sich einigermaßen sicher, dass er die Straße und den Hügel, die Wardell beschrieb, kannte.
    Wardell nickte und zuckte zusammen. »Ja, es wird sehr verwachsen da unten. Und es wurde immer dunkler, aber ich sah die Rücklichter des Fords im Gestrüpp verschwinden. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sich der eingeschnittene Bachlauf da unten mit dem Auto queren lässt.«
    Joe fuhr sich übers Kinn. Auch er wusste von keinem solchen Weg.
    »Dann tauchte der Pick-up auf der anderen Talseite aus den Sträuchern auf und bretterte den Hang gegenüber hoch. Ich dachte …«
    »Zum Kuckuck«, stimmte Joe ein.
    Wardell lächelte matt. »Ich hab versucht, das Nummernschild mit dem Fernglas zu erkennen, doch es gelang mir nicht. Also dachte ich: Wenn der da durchgekommen ist, kann ich das auch.«
    »Und der Schnee? Lag er nicht ziemlich hoch?«
    Wardell schüttelte den Kopf. »Der Hügel liegt nach Süden. Wind und Sonne haben dafür gesorgt, dass das Gras durchscheint. Die großen Schneewehen fangen erst in den Vorbergen an.«
    »Gut.«
    »Also bin ich den Spuren hangabwärts gefolgt und genau in ihnen geblieben. Ich fuhr mitten ins dichte Gesträuch, und plötzlich kippte der Wagen – Rums! – vornüber. Ich flog kurz
durch die Luft, ehe das Auto im Bachlauf aufschlug. Was für ein Aufprall! Gut, dass ich angeschnallt war.«
    Dem konnte Joe nur beipflichten. »Sie haben also nicht rausgefunden, wie der weiße Pick-up die Schlucht durchqueren konnte?«
    Wardell verneinte und fügte hinzu, er verstehe nicht, wie das gelingen konnte. Beide Seiten des Tals seien sehr steil und der Bach gefroren gewesen.
    »Wie hat er es dann ans andere Ufer geschafft?«
    »Ich hab nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Wardell mit staunend geweiteten Augen. »Keinen blassen Schimmer. Doch als ich in meinem Sicherheitsgurt hing und mir das Blut vom Kopf floss, hab ich ein Lachen gehört.«
    »Ein Lachen?«
    »Der Mistkerl im weißen Pick-up amüsierte sich über mich. Er hat seinen Wagen wieder angelassen und sich dabei kaputtgelacht. Er muss auf der anderen Hangkante angehalten und mich beobachtet haben. Sicher hat er mich in der Überzeugung liegen lassen, ich würde erfrieren.«
    Joe richtete sich auf und verschränkte die Arme. Dieses Szenario klang irgendwie nicht ganz stimmig.
    »Schließlich konnte ich mich aus meinem Führerhaus befreien und ging los. Ich muss einen Schutzengel gehabt haben, denn ich wusste nicht mal, ob ich Richtung Stadt unterwegs war.«
    Richtung Stadt? Von wegen! Doch zum Glück war Wardell auf die Bighorn Road geraten, wo Joe ihn angefahren hatte.
    Joe starrte zu den Deckenplatten hoch und versuchte zu begreifen, was er gerade gehört hatte.
    »Ich schätze, das waren diese Souveränen«, brummte Wardell.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Joe, doch obwohl die Lider
des Patienten flatterten, antwortete er nicht. Er war eingeschlafen.
    Die Schwester stand wieder in der Tür. »Gute Nacht, Mr. Pickett. Fahren Sie vorsichtig. Draußen ist es eisig.«
    Joe protestierte nicht dagegen, dass sie ihn von der

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