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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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Morgensonne.
    Sein Funkgerät sprang an.
    »Ich glaube, ich bin in eine heikle Lage geraten.« Der Empfang war gut, die Stimme weiblich. »Hier ist Jamie Runyan; ich rufe die Funkzentrale des Landverwaltungsamts – hört mich jemand?«
    Joe vernahm starkes Rauschen und vermutete, dass jemand aus der Stadt auf Runyans Funkspruch antwortete.
    »Ich hab gar nichts verstanden«, sagte sie. »Versuchen Sie’s nochmal.«
    Wieder war nur Rauschen zu hören.

    »Verdammt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob mich jemand hört, aber ich bin hier in dem Gelände, um das Forst – und Landverwaltung sich gemeinsam kümmern, und auf einem Hügel steht ein heller Pick-up. Es könnte das Fahrzeug sein, das Birch Wardell beschrieben hat. Ich weiß nicht, ob ich es verfolgen soll.«
    Feindberührung, dachte Joe alarmiert. Er griff nach dem Mikrofon und wartete darauf, dass Jamie Runyan sich erneut mit ihrer Nachricht an die Funkzentrale wandte.
    »Hier spricht Jagdaufseher Joe Pickett«, sagte er, als sie fertig war. »Ich kann Sie laut und deutlich hören. Bitte bleiben Sie, wo Sie sind. Ich bin etwa fünfzehn Minuten entfernt.«
    Er beschleunigte und brauste talwärts, so schnell es angesichts der Straßenverhältnisse möglich war.

    Jamie Runyans brauner Pick-up mit dem Logo des Landverwaltungsamts parkte mit dampfendem Auspuff neben der Schotterpiste. Joe bremste hinter ihr und stieg aus. Während der Fahrt hatte er seine Schrotflinte aus der Halterung hinterm Sitz gezogen und ging mit der Waffe zu ihrem Wagen.
    Runyan war dick und ziemlich unansehnlich und hatte ein breites, einfältiges Gesicht. Als er näher kam, rollte sie ihr Seitenfenster herunter.
    »Wo haben Sie den Wagen gesehen?«, fragte Joe und suchte den Horizont ab. Da sie in einer Senke gehalten hatte, dürfte ihr Auto aus einiger Entfernung kaum zu sehen gewesen sein.
    Sie zeigte die Straße hinauf, die über den Hügel führte. »Ich wollte dort hoch, doch dann entdeckte ich den Wagen. Es war ein heller Pick-up älteren Baujahrs, und er stand auf dem nächsten Hügelkamm. Ich hatte den Eindruck, der Junge riss unseren Zaun mit einer Kette ein.«

    »Hat er Sie entdeckt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht genau. Als ich ihn bemerkte, hab ich zurückgesetzt, bis er mich nicht mehr sehen konnte.«
    »Hat jemand aus Ihrer Behörde Ihnen geantwortet?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich schätze, ich hab hier in den Hügeln keine Funkverbindung. Der Einzige, der sich gemeldet hat, waren Sie.«
    Joe nickte. »Haben Sie was dagegen, wenn ich mir Ihren Wagen borge? Sie können sich in meinen Pick-up setzen – dann frieren Sie nicht.«
    Sie musterte sein Gesicht, während sie über seinen Vorschlag nachdachte. »Was haben Sie vor?«
    »Ich habe eine Vermutung, wie es zu Birch Wardells Unfall kam. Wenn Sie mir Ihren Wagen borgen, kann ich so tun, als gehörte ich zur Landverwaltung, und überprüfen, ob an meiner Theorie was dran ist.«
    Sie zögerte. »Ich weiß nicht. Nur berechtigtes Regierungspersonal darf diese Wagen fahren.«
    »Ich bin berechtigt«, log Joe. »Die Wild – und Fischbehörde hat eine entsprechende Vereinbarung mit dem Landverwaltungsamt geschlossen.« Er fand, dass er glaubhaft klang, und tatsächlich funktionierte es.
    Sie stieg aus, ohne ihr Lunchpaket zu vergessen.
    Joe schob eine Patrone in den Lauf seiner Flinte, sicherte die Waffe und legte sie mit der Mündung voran auf den Wagenboden. Dann kniff er die Augen zusammen und jagte mit dem Wagen die Schotterstraße hinauf.
    Als er über den Hügel schoss, sah er den hellen Pick-up, den Runyan beschrieben hatte. Und wirklich: Der Fahrer riss einen Zaun mit einer an der Anhängerkupplung befestigten Kette ein. Land – und Forstverwaltung hatten den Zaun errichtet,
damit keine Unbefugten dorthin gelangten, wo die Ausbreitung des Büffelgrases untersucht wurde.
    Das Auto war einen knappen Kilometer von Joe entfernt. Wenn er auf der Straße blieb, war er bald unterhalb des Wagens. Erneut führte er sich vor Augen, was Wardell ihm im Krankenhaus erzählt hatte: wie der Pick-up über einen Hügel verschwunden und er ihm nachgerast war. Joe kannte das Gebiet jenseits des Hügels nicht genau, nahm aber an, dass es dem Gelände hier glich.
    Trotz der Kälte rollte er sein Fenster herunter, um den anderen Wagen besser zu hören. Während Joes geborgter Pick-up über die vereiste Schotterpiste schlitterte, tauchte bisweilen der helle Wagen auf, dessen Motor in der stillen Morgenluft

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